Samstag, 24. Januar 2009
 
Irak: Hetze gegen Yezidi erreicht Europa PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von Hermann Klosius   
Montag, 22. Oktober 2007

WADI Österreich fordert politische Bildungsprojekte für muslimische Jugendliche der 2. und 3. Generation.

Nachdem im April 2007 ein kurdisches Mädchen, das der religiösen Minderheit der Yezidi angehört hatte, einem grausamen „Ehrenmord“ durch ihre eigene Familie zum Opfer gefallen war und die TäterInnen weitgehend unbestraft davon kamen (siehe  www.wadinet.at/Media/Presse/press_27-04-07.php), nutzten verschiedenste islamistische Gruppen dies wiederum zur Hetze gegen Yezidi. Die von konservativen Muslimen fälschlicherweise als „Teufelsanbeter“ betrachteten Angehörigen dieser nichtmuslimischen Minderheit waren zuvor schon Opfer von Angriffen radikaler Islamisten geworden. Obwohl „Ehrenmorde“ keineswegs nur unter Yezidi vorkommen, sondern auch unter irakischen Muslimen ein Problem darstellen, wurde der Fall auch außerhalb des Irak für islamistische Propaganda gegen Yezidi herangezogen. Während im Irak selbst die Angriffe auf Yezidi im August 2007 mit den Anschlägen auf die Gemeinden Tal Asir (arabisch: Kataniya) und Siba (arabisch: Al-Gazira), mit über 500 Toten ihren Höhepunkt erreichten,  wird mittlerweile auch in Europa gegen Yezidi gehetzt.

 
Das jüngste Beispiel dafür stellt ein Rapsong mit Video von einem Deutschlibanesen namens SaDe dar, das auf Youtube und Myvideo veröffentlicht wurde. Siehe: www.youtube.com/watch?v=b2gfWI3gth8

Darin wird vor Bildern des ermordeten Mädchens gegen Yezidi gerappt:

  „Ich bete, dass die Strafe Gottes folgt diesem Volk. […] Allah soll sie bluten lassen, all diese Ungerechten. […] Ihr seid keine Muslime, das hat nichts mit Islam zu tun. Das ist haram. […] Allah braucht keinen von euch Ungläubigen um zu strafen. Allah wird euch dafür richten. […] Ihr werdet bestraft werden.“

Im Video werden immer wieder Symbole der Yezidis gezeigt und zerstört. Völlig unvermittelt wird die Textzeile „Israel needs Yezides“ eingeblendet.

Die Wirkung des Videos auf einige jugendliche ZuseherInnen fällt recht eindeutig aus. Auf Myvideo lautet eines der Postings: „sowas ist echt haram! was ihr gemacht habt... dieses volk soll beschtraft werden! respekt sade!“

 
Ein Poster im Forum von Youtube  ist "traurig" über den Mord an der jungen Frau, und freut sich über das Massaker an Yeziden im Sommer 2007:

“Das ist wirklich traurig was die gmacht haben aber dafür haben dann auch die islamischen kurden yezidische laster in die luft gejagt! ich schreibe euch bald eine seite auf wo man die richtigen videos sieht!!!!!!!

!!!!!!ALLAH!!!!!!!!“

 
Ein anderer Poster meint: „ehj duh hueresohn dini muetter ish e bitch...figg dini ganzi generation duh shaiss? yeziid“ oder noch kürzer „scheiss yezeeden“.

Von „Bastarde und Schweine“ über „gottlos“ reichen die Beschimpfungen junger Fans des islamistischen Rappers SaDe gegen Yezidi.


Yezidi und säkulare junge Muslime sind entsetzt über diese Hetze im Internet. Thomas Schmidinger, Obmann von WADI Österreich und Politikwissenschafter an der Universität Wien, erklärt dazu, dass zwar nur eine Minderheit der jugendlichen Muslime von solcher Hetze begeistert sind, das Internet aber einzelnen Gruppen die Möglichkeit gibt, sich selbst als Teil eines Kampfes zu sehen – und sei es mittels Computer in Europa: „Die Verbreitung extremistischer Ideologien eines politisch verstandenen Islam ist heute durch das Internet wesentlich einfacher geworden. So finden Gleichgesinnte leichter zusammen. Gerade für Jugendliche der zweiten und dritten Generation wird das Internet immer mehr zum Mittel ideologischer Indoktrination.“

 
Auch wenn es in Österreich nur sehr wenige Yezidi gibt, so fürchtet WADI Österreich, eine NGO, die in den kurdischen Gebieten des Irak und der Türkei Hilfsprojekte unterstützt und mit Flüchtlingen aus der Region in Österreich zusammenarbeitet, dass auch hier die Lage für Yezidi bedrohlicher werden könnte. „In Deutschland gibt es relativ große yezidische Gemeinden“, weiß Kiymet Ceviz von WADI Österreich zu berichten, „für diese ist es sicher nicht beruhigend, dass ihnen auch in Europa Islamisten nach dem Leben trachten.“ Von der Öffentlichkeit wünschen sich die AktivistInnen von WADI Österreich mehr Sensibilität für die Anliegen bedrohter Minderheiten aus dem Nahen Osten in Europa und mehr Augenmerk auf politische Bildung unter muslimischen Jugendlichen der zweiten und dritten Generation:

 
„Wenn diese Jugendlichen aus arabischen Medien nur Ressentiments gegen Yezidi vermittelt bekommen und auf der anderen Seite niemand da ist, der/die aufklärt und gegen die Hetze anschreibt und argumentiert, dann wundert es wenig, wenn sich Unwissenheit und Hass ausbreiten. Hier hätte auch das österreichische Bildungssystem eine Verantwortung wahrzunehmen“, so Soma Ahmad von WADI Österreich. „Bildungsprojekte, wie zum Beispiel „Bildung gegen Antisemitismus“  oder „ufuq“ (www.ufuq.de), die in Deutschland von der Bundeszentrale für politische Bildung finanziert und unterstützt werden, wären auch in Österreich das Gebot der Stunde.“

 

WADI Österreich

Verband für Krisenhilfe und solidarische Entwicklungszusammenarbeit

 
e-mail:

www.wadinet.at

Tel.: 0699-11365509

 Postfach 105
A-1181 Wien

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