Frauenmiliz und Volksheer gegen Gewalttäter auf den Straßen wünscht sich der Autor, der in einer U-Bahn-Station Zeuge einer Gewalttat gegen Frauen wurde. Denn die staatlichen Sicherheitskräfte seien nicht eingeschritten.
In der Nacht von Samstag auf Sonntag den 30. September um 1 Uhr 30. Zwei junge Frauen gehen an der U-Bahnstation Kagraner Platz miteinander den Bahnsteig entlang. Ein „junger“ Mann, etwa 18 Jahre, schreit einer der beiden wiederholt etwas nach, dann läuft er ihr nach, dann drängt er sie in eine Ecke, schlägt sie mehrmals, sie schreit und schluchzt laut.
Er schlägt auf sie ein wie einer, dem es zur Routine geworden ist zu boxen. Er versetzt ihr einen harten waagrechten Schlag ins Gesicht, dadurch wird sie noch weiter gegen die Wand gedrängt, er wiederholt die Schläge, er macht dazwischen immer kurze Pausen, dann schlägt er wieder zu, auf den Kopf, ins Gesicht. Das Ganze insgesamt vielleicht fünf Mal.
Anfangs hatte es noch den Anschein gehabt, als würde er ihr in einer Art bewußtlosem Grölen nachschreien, wie einer, der unter mächtigem Alkoholeinfluß steht, so als gäbe es doch zwischen diesem berauschten Auftrumpfen, gerade aufgrund einer Dumpfheit, die einerseits sich nicht ganz kontrolliert, aber andererseits gerade deswegen auch nicht ganz zuschlagefähig ist, und einem endgültigen Zuschlagen doch noch eine deutliche Grenze. Das war eine Fehleinschätzung.
Man sieht: Er ist ein bewusster Frauenmißhandler, der schamlos seine körperliche Überlegung ausnützt. Das ist das Erbärmlichste, diese Feigheit. Denn freilich kann die junge Frau physisch nichts dagegen erwidern, auch ihre Freundin nicht.
Er befindet sich außerdem dazu noch in der Gesellschaft von etwa vier Gleichaltrigen, die aber nicht, wie man angesichts des Ortes annehmen könnte, irgendeinem brutalen und dumpfen Schlägertypus aus der sogenannten Arbeiterklasse angehören, sondern Schüler zu sein scheinen.
Sie bewegen sich nur ganz langsam auf die Prügelszene zu, keiner von ihnen greift ein, für keinen von ihnen ist die gemeine Brutalität, die der achtzehnjährige Schläger gegen das Mädchen ausübt, ein Problem.
Dumpfe, brutale, feige Schüler also.
Komplizen einer schlagenden österreichischen Vorstadtratte, in einer Stadt, deren politisches und kulturelles Bewußtsein ohnehin schon am Nullpunkt angelangt ist.
Er ist der geeignete Vertreter der herrschenden Politik.
Nun versuche ich, die Polizei zu rufen, aber ich habe kein Handy dabei. Im ebenerdigen Bereich des Unternehmens Wiener Linien, die mehr auf ihre Einkünfte als auf die Sicherheit der „Fahrgäste“, die hier bald zu Patienten werden, bedacht ist, ist kein Alarmruf zu sehen. Die verglaste Kabine, die mit Bildschirmen angefüllt ist, ist nicht besetzt. Auch Telefon war wie üblich keines zu sehen.
Ich fahre mit dem Aufzug hinunter und finde dort endlich eine jener Alarmrufanlagen, die leider nur mit dem Personal des Unternehmens Wiener Linien, nicht aber mit der Polizei verbinden. Die Polizei kann man, wenn man kein Handy hat, von nirgends erreichen - wenn man denn meint, daß es irgendeinen Sinn macht, die Wiener Polizei erreichen zu wollen.
Mehrmals läute ich: Es kommt keine Antwort!
Endlich hebt jemand ab. ich schildere den Fall, schildere, daß jemand in einer auffallend roten Jacke (leichter kann man es schon nicht machen!) inmitten von mehreren Jugendlichen eine Frau misshandelt, und daß sich diese Leute noch im Bereich des Bahnhofs befinden müssten. Ich würde ersuchen, die Polizei zu benachrichtigen.
Auf meine Schilderung kommt keinen Antwort, keine Bestätigung aus dem Lautsprecher. Vielleicht war es dem Typen egal gewesen. Fünf Minuten später, als mein letzter Autobus fuhr, war noch immer keine Polizei zur Stelle.
Ich habe es an diesem Tag mit Vorstadtratten zu tun. Dieselbe Spezies, die vor eineinhalb Monaten die Eishandlung am Schwedenplatz überfallen hat, „Rennbahnwegler“, wie mir einer der Betroffenen, die dabei überfallen worden waren, erklärte. Es war eine blitzschnell zugreifende Kleinbande, die ihre ideologische Schulung im US-Fernsehen erfahren haben dürfte. Man assoziiert damit nolens volens auch die Schlägerei im Amerlinghaus (1).
Der Schläger aus Floridsdorf ist für mich nichts als ein wütendes Nazischwein, für alle Kriege gut verwendbar, ein Durchschnittsverbrecher des Alltagskriegs, der am besten, neben einer Gefängnisstrafe auch mit einer langandauernden Geldstrafe, die ihn sein ganzes Leben lang an sein Verhalten erinnern soll, bedacht werden sollte. Außerdem müssen solche Macho-Schläger in Informationsgruppen zusammengefasst werden, in denen sie mit der ungeheuerlichsten Gewalt an Frauen kritisch konfrontiert werden, sodaß einige von ihnen in Zukunft, konvertiert wie die Rüstung, als Aufklärer fungieren können.
Wenn das bei uns so überwuchert wie in Frankreich, dann wird die Zeit kommen, wo man solche Leute lynchen wird. Gesteuerte Lynchmaßnahmen hat es in den letzten Jahren bereits in Mittelamerika gegeben.
So nicht! Es muß eine Zeit kommen, wo Angehörige eines Volksheeres und einer unabhängigen Frauenmiliz in allen Straßen postiert sind und wo kein einziger Zuhälter und kein einziger Schläger in dieser Stadt auch nur einen Schritt zu machen wagt.
Frauenmißhandlung und Zuhälterei müssen, als politische Kernverbrechen dieser Gesellschaft, die sich ihrer zur Aufrechterhaltung dessen, was sie ihre Ordnung nennt, bedient, so streng bestraft werden wie die Leugnung von politischen Massenvernichtungen, etwa des Holocausts an den Juden oder den Armeniern.
Der Schläger ist inzwischen längst über alle Berge. Und man kann sicher sein, er wird wieder zuschlagen. Denn es geschieht ihm ja nichts. Wie ein Krimineller aus der politischen Klasse ist er straffrei.
(1) Aug und Ohr: Politisches Mobbing im Amerlinghaus Die Andere Zeitung, 2. 6. 2007 http://www.dieanderezeitung.at/index.php? =961&Itemid=104 |