Heimat, bist du großer Medien? |
Geschrieben von Stefan Mayer | |
Montag, 18. Dezember 2006 | |
Vergangenen Donnerstag, den 14. Dezember, lud die Zukunfts- und Kulturwerkstätte der SPÖ zu den „journalist lectures 2006“, einer Diskussionsveranstaltung, an der mehrere einigermaßen prominent besetzte Podien zum Themenkomplex „Medien in Österreich“ durchaus vielversprechend zu sein schienen. Die Diskussionen kennzeichneten sich dann allerdings durch ein mäßig spannendes Niveau und gegenseitig selbstzufriedenes Schultergeklopfe zwischen Politik und den geladenen Medien. Vier Themenblöcke standen auf dem Programm, die in jeweils unterschiedlich besetzten Diskussionsrunden debattiert wurden, die Moderation oblag in allen Runden Manfred Lang vom „Friedrich-Austerlitz- Institut“ für JournalistInnenausbildung, das als Kooperationspartner der Veranstaltung firmierte. Die Frage „Gründerwelle oder Konzentration?“ wurde einhellig mit „Gründerwelle UND Konzentration!“ beantwortet, da durch die liberalisierten Bedingungen seit Mitte der 1990er Jahre zwar neue Möglichkeiten und Nischen erschlossen werden konnten, sich aber beispielsweise auch im Bereich der Freien Radios gezeigt habe, dass dem österreichischen Modell liberalisierter Medienlandschaft auch die ständige Gefahr neuer Abhängigkeiten und der Konzentration durch finanzkräftige InvestorInnen innewohnt. Es wurden unterschiedliche Motivationen und Positionen beispielsweise in der Frage der Finanzierung u.ä. dargestellt, so finanziert sich z.B. „Glocalist Media“ ausschließlich über Inserate, ebenso wie „Fleisch“, das jedoch jeweils nur dann erscheint, wenn genügend Geld vorhanden ist. Nina Stastny unterstrich die basisdemokratische Ausrichtung der zweimal im Jahr erscheinenden Zeitschrift „fiber“, die weder ihre RedakteurInnen noch ihre AutorInnen für ihre Tätigkeit bezahlt und daher einen hohen Grad an Identifikation mit dem Medium und Engagement dafür voraussetzt. Gerlinde Hinterleitner meinte ihrerseits, „derstandard.at“ solle in Zukunft nach ihren Vorstellungen noch stärker als bisher ein Primärmedium werden, also von einer wachsenden LeserInnenzahl als erstes konsultierte Quelle, die neben Meldungen und Meinungen auch Original – Dokumente in elektronischer Form zum Download anbietet. Die Diskussion verlief im Großen und Ganzen wenig kontrovers und kam über die Funktion einer Präsentationsplattform für die erwähnten, einer breiten Öffentlichkeit vielleicht weniger bekannten Medien nicht hinaus. Einerseits müsse man Qualität zu bieten und seinem öffentlich – rechtlichen Bildungsauftrag nachzukommen, andererseits könnte laut Josef Cap der ORF auch nicht nach dem Schema „Ö1 im Fernsehen“ funktionieren, es müsse „natürlich auch Platz für einen Musikantenstadl“ und ähnliches sein. Die Frage sei im Endeffekt, „ob man sich im Ausland für den ORF genieren müsse oder nicht“, aber wenn man sich international umschaue und andere Sender zum Vergleich herziehe, stehe Österreich mit dem ORF trotz den „Fehlentwicklungen“ der letzten Jahre insgesamt gesehen ganz gut da, meinte Herr Dr. Cap. Auf diesem Niveau spielte sich auch die folgende Diskussion ab, wobei Cap auch versprach, die SPÖ werde dafür sorgen, dass auch in Zukunft die „Freiheit des Internet“ garantiert bleibe, ausserdem wolle sie in der kommenden Legislaturperiode die Grundlagen für einen allgemein besseren Schutz für JournalistInnen schaffen, etc. etc. etc. Frau Dichand und Herr Voigt machten noch ein wenig Werbung in eigener Sache (sinngemäß „der Journalismus in Österreich kann nicht schlecht sein, da Zuwachs an Marktanteilen in Höhe von soundsoviel Prozent etc.“), bevor es doch noch einigermaßen spannend wurde und es zu einem kleinen Eklat kam. Ein sichtlich erregter Herr aus dem Publikum sprang auf, um die Diskussion zu unterbrechen und das Wort an sich zu reissen: es sei skandalös, dass seine dem ORF und „News“ vorgelegten Beweise in der „Spitzelaffäre“ des Jahres 2001 nicht geprüft bzw. unterdrückt worden wären, er habe Drohanrufe bekommen und den damaligen „News“ – Herausgeber Wolfgang Fellner beschuldigte er, seine MitarbeiterInnen angewiesen zu haben, der Sache nicht weiter nachzugehen. Doch jegliche Diskussion wurde im Keim erstickt, der Mann zunächst der Lächerlichkeit preisgegeben und danach „kaltgestellt“: wenn er sich nicht ruhig verhalte, werde er des Raumes verwiesen. Auch andere Einwürfe aus dem Publikum wurden gekonnt ignoriert, nachdem Frau Dichand ihre Bewunderung für ihren Schwiegervater kundgetan hatte, wurde der Einwand, dessen Zeitung bediene teils rassistische Stereotypen (was dann auf die Leserbriefseite eingeschränkt wurde), damit abgetan, dass in Österreich eben die „Pressefreiheit“ gelte. Einer anderen kritische Frage aus dem Publikum, in der eine Dame von Herrn Voigt wissen wollte, warum er nicht den „Mut habe“, sich ihren Fragen zu stellen, nachdem sein Magazin angeblich ihren Sohn öffentlich verleumdet und bloßgestellt hatte, entgegnete der Angesprochene, dass er sich das Recht vorbehalte, sich auszusuchen, mit wem er reden wolle und mit wem nicht. Die Dame aus dem Publikum kritisierte dabei, dass man im (nicht näher erläuterten) Falle ihres Sohnes die journalistische Sorgfaltspflicht verletzt habe und nicht beide Seiten angehört habe. Zum Abschluss versprach Herr Wrabetz noch vor versammelter Runde, sich mit den überreichten Dokumenten in Sachen „Spitzelaffäre“ auseinanderzusetzen. Der Gesamteindruck der Veranstaltung fällt eher deprimierend aus: Jammertal oder Provinzialismus? Eher beides. |
< zurück | weiter > |
---|