Aktivisten in Hongkong haben am 3. August, gestärkt durch den globalen „Play-Fair-2008-Zusammenschluss“, dem Internationalen Olympischen Komitee seine Untätigkeit angesichts der weit verbreiteten Ausbeutung von Arbeitskräften bei der Herstellung von Produkten mit dem Olympia-Logo vorgehalten.
Die Demonstranten trafen sich vor dem Kulturzentrum an der Tsim-Sha-Tsui-Promenade für einen Aktionstag, um dem IOC zu zeigen, dass sein mangelndes Engagement hinsichtlich der Grundrechte von Arbeitnehmern inakzeptabel ist.
„Bereits vor fünf Jahren haben wir das IOC zum ersten Mal aufgefordert, für die Rechte der Arbeitskräfte einzustehen, die Produkte für die Olympischen Spiele herstellen, aber beim IOC geht nach wie vor alles seinen gewohnten Gang. Wieder einmal fließt Geld in die Kassen der olympischen Bewegung, während die Arbeiter, die diesen Reichtum erwirtschaften, nach wie vor ausgebeutet werden“, sagt Guy Ryder, Generalsekretär des Internationalen Gewerkschaftsbundes, der 168 Mio. Mitglieder zählt und eine Partnerorganisation von Play Fair ist. Ein eindeutiger „Fahrplan“ mit konkreten Schritten, die das IOC unternehmen soll, um seiner Verantwortung angesichts arbeitsrechtlicher Verstöße in den Lieferketten von Produkten für die Olympischen Spiele gerecht zu werden, genießt breite Unterstützung, gleichwohl hat das IOC sich bisher geweigert, aktiv zu werden.
Den Aktivisten von Play Fair 2008 zufolge, die mit der Aktion in den Straßen von Hongkong das Bewusstsein dafür schärfen wollten, dass das IOC nach wie vor seine Augen vor den arbeitsrechtlichen Problemen verschließt, hat sich das IOC geweigert, Personal oder Ressourcen freizumachen, um den zahlreichen unerledigten Problemen (einschließlich Hungerlöhnen, Kinderarbeit und exzessiven Überstunden) nachzugehen, die nachweislich in den Lieferketten der Produkte für die Olympischen Spiele bestehen.
„Anstatt sich genau an die Berichte von Play Fair zu halten, die die arbeitsrechtlichen Verstöße eindeutig belegten, hat das IOC diese Verantwortung auf die Organisatoren in Peking abgeschoben, ohne das Grundproblem bei der Wurzel zu fassen“, so Esther de Haan von der Clean Clothes Campaign (Kampagne für Saubere Kleidung).
„Das IOC ist weit vom olympischen Gedanken entfernt; überall auf der Welt haben im Laufe des vergangenen Jahres viele Organisationen und Einzelpersonen bei zahlreichen Gelegenheiten dazu Stellung genommen, wie wichtig es ist, dass sich das IOC dieser Probleme annimmt. Das IOC soll führen, nicht folgen“, sagt Lai-Ha Cheung, Generalsekretärin der Dachgewerkschaft Hong Kong Clothing Industry, Clerical & Retail Trade Employees General Union (für Mitarbeiter in der Bekleidungsindustrie, der Verwaltung und dem Einzelhandel).
Play Fair führte in chinesischen Fabriken, die Merchandising-Artikel für Olympia herstellen, Untersuchungen durch und deckte zahlreiche Verstöße gegen internationale Arbeitsnormen und chinesisches Recht auf. Extrem viele Überstunden, Hungerlöhne und schlechte Arbeitsbedingungen bleiben die Regel in Fabriken für Olympia-Produkte und -Sportbekleidung. Das IOC ist dem Bericht von 2007 nie ordnungsgemäß nachgegangen und hat keinerlei Maßnahmen ergriffen, um sicherzustellen, dass Produkte mit dem Olympia-Logo nicht unter menschenunwürdigen Bedingungen hergestellt werden. Die vollständige Liste aller Organisationen, die das IOC zum Handeln auffordern, finden Sie unter playfair2008.org.
Während das IOC es versäumte zu handeln, gibt es in einigen Unternehmen in diesem Bereich Anzeichen dafür, dass man das Ausmaß des Problems und das Versagen der traditionellen unternehmerischen Sozialverantwortung erkannt hat. Bei einem Treffen in Hongkong Anfang Juli haben Play-Fair-Organisationen und Hersteller von Sportbekleidung sich darauf verständigt, eine Arbeitsgruppe zu bilden, um einige der grundlegenden Ursachen für schlechte Arbeitsbedingungen in diesem Bereich anzugehen. Auch einige nationale Olympiakomitees sind willens, an der Problematik zu arbeiten. Das IOC hinkt ganz klar hinterher und hat keinerlei Schritte unternommen, um die Arbeitsbedingungen in seiner Lieferkette zu verbessern. Siehe "Leading sports brands, unions, NGOs form working group." (Führende Sportmarken, Gewerkschaften und NGOs bilden eine Arbeitsgruppe.)
„Das IOC muss als Schrittmacher fungieren, nicht als ewiger Hemmschuh, denn dann überlässt es die Arbeiter schutzlos der Ausbeutung und dem Missbrauch bei der Herstellung von Olympia-Produkten“, sagt Neil Kearmey, Generalsekretär der Internationalen Textil-, Bekleidungs- und Lederarbeitervereinigung. „Die Gelegenheit, im Rahmen der Spiele in Peking eine echte Veränderung zu bewirken, ist vertan; wir werden mit unserer Kampagne bis zu dem Tag weitermachen, an dem das IOC sich seiner Verantwortung stellt.“
HINTERGRUNDINFORMATIONEN
Der Play-Fair-Fahrplan für das IOC
Nachforschungsbericht von Play Fair 2008 zu Arbeitsbedingungen in Fabriken zur Herstellung von Waren mit dem Olympia-Logo
Ein Update über die vier profiliertesten chinesischen Fabriken
Zusätzliche Informationen finden Sie unter www.playfair2008.org und www.catchtheflame.org
INTERNATIONALE ANSPRECHPARTNER: Clean Clothes Campaign (CCC - Kampagne für Saubere Kleidung), Internationales Sekretariat, Esther de Haan: Tel. +31 20 412 27 85 (Büro) oder +31 642 24 31 53 (Mobil)
International Trade Union Confederation (ITUC – Internationaler Gewerkschaftsbund/IGB), Kristin Blom, Kampagnenleiterin: Tel. +32 487 38 44 91 (Mobil). International Textile, Leather and Garment Workers’ Federation (ITGLWF – Internationale Textil-, Bekleidungs- und Lederarbeitervereinigung/ITBLAV), Neil Kearney, Generalsekretär, Tel. +32 2 512 2606 (Büro) oder +32 475932487 (Mobil)
ANSPRECHPARTNER IN HONGKONG: Verbindungsbüro der Gewerkschaftsverbände TUC/GUF/HKCTU in Hongkong, Dominique Muller, 852-35422614 (Büro) / 61104096 (Mobil) Staphany Wong, 852-35422614 (Büro) / 93732744 (Mobil)
Hong Kong Clothing Industry, Clerical & Retail Trade Employees General Union (Dachgewerkschaft für Mitarbeiter in der Bekleidungsindustrie, der Verwaltung und dem Einzelhandel in Hongkong), Lai-Ha Cheung, Generalsekretärin, 852-27708668 (Büro) / 93084848 (Mobil)
Clean Clothes Campaign (Vertreterin der Kampagne für Saubere Kleidung in Hongkong) Michaela Königshofer, 852-93475234
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