Samstag, 24. Januar 2009
 
Lernen aus Schäden? Wann erfolgt die Klimawende? PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von Josef Baum   
Freitag, 7. September 2007

Die Hochwasserschäden in Niederösterreich sind dem Versagen von Politik und Wirtschaft geschuldet. Wenn nicht bald Rückbau und andere Maßnahmen ergriffen werden, ist mit einer Zunahme von Katastrophen zu rechnen,meint der Autor, der im Waldviertel lebt.


In NÖ gibt’s wieder „Extremwitterungsereignisse“, ich kann Bekannten in der aktuell bedrohten Siedlung Schrambach in Lilienfeld nur alles Gute wünschen. Ich habe diese Siedlung schon beim Hochwasser 1997 untersucht. Ich hoffe, dass jetzt das dritte Mal das letzte Mal ist. Der Klimawandel spricht aber leider nicht dafür, zumal Extremwitterungsereignisse nach allen Prognosen um ein Vielfaches zunehmen werden.

1997 verfasste ich über die Hochwasserereignisse in Lilienfeld und Wien-Umgebung eine Studie („Die Hochwasserereignisse 1997 in Niederösterreich und welche Lehren daraus gezogen werden können“). Im Bezirk Lilienfeld gab’s damals immerhin eine gemeldete Gesamtschadensumme von ca. 450 Millionen Schilling (real sicher mehr).

Darin waren Dutzende Fälle von gesellschaftlich verschuldeten Schäden in Folge der Hochwasserereignissen nachgewiesen und ebenfalls Dutzende notwendige politische Maßnahmen angeführt. Damals war übrigens das Klima in der Forschergemeinde noch so, dass sich nur eine kleinere Minderheit von Wissenschaftlern deutlich zu sagen getraute, dass die Klimaveränderungen durch die Abgase verursacht werden. Auch bei den vorgeschlagenen Maßnahmen wurde von politischer Seite zunächst entweder gesagt, das ist sowieso schon Gesetz oder das wird sowieso schon gemacht, und diese Kritik sei inkompetent. Geschehen ist dann punktuell einiges, aber insgesamt nicht allzu viel. Dann kam das ganz große Hochwasser 2002 (zum zweiten Mal innerhalb von fünf Jahren; und es sollte im Schnitt in 100 Jahren nur einmal kommen)

Erst dann setzte bei Teilen der Landesbehörden sukzessive jedenfalls ein Umdenken ein, das sich im konkreten Handeln noch langsamer widerspiegelte. Nach dem Hochwasser 2002 war bei den Medien und auch in der Bevölkerung das Bewusstsein doch schon anders, es wurde stärker erkannt, dass einerseits der Klimawandel und andererseits die konkreten Schäden durch konkrete gesellschaftliche Maßnahmen mit verschuldet sind.

Doch bei Analyse der Gesamtpolitik stellte sich die Frage: War das Hochwasser 2002 hoch genug?

Denn:

1. Bei den defensiven Wasserbaumaßnahmen (Dammerhöhung, Objektschutz u.ä.) ist viel zu tun, längerfristig mache ich mir kaum Sorgen. Das sind auch schöne Bauaufträge, die wenig komplexes Denken und Handeln notwendig machen, aber nur beschränkt wirken.
2. Der vorbeugende Hochwasserschutz mit offensiven Wasserbaumaßnahmen wie Flussbetterweiterungen, strenge Raumordnungsmaßnahmen und Entsiegelung sind aus heutiger Sicht offen. Scheitern sie an Eigentumsverhältnissen?
3. Bei der dritten Ebene, der Gesamtpolitik als Klimapolitik, geht’s mit Volldampf in die falsche Richtung. Doch ohne eine Umkehr hier werden auch hohe Ausgaben beim defensiven und offensiven Hochwasserschutz letztlich wieder gefährdet sein. Wenn ich mir die konkrete Verkehrspolitik in Niederösterreich ansehe, dann geht’s wie wild sogar beschleunigt in die Klimakatastrophe: Autobahnbau allenthalben, Busse teilweise vor Privatisierung und Einstellung, die Bahn vor der Zertrümmerung.

Heute trägt ein menschen- und umweltunverträgliches Verkehrssystem viel zum Klimawandel bei. Vor allem die Industrie hat über 150 Jahre die Atmosphäre durch Abgase aufgeheizt, dabei sind unermessliche Reichtümer bei den Multimillionären und Milliardären entstanden. Diese Reichtümer sollten folgerichtig für die klimapolitischen Maßnahmen herangezogen werden.

Mit ökosolidarischen Grüßen
Josef Baum

Die zitierte Studie ist auch im Netz abrufbar: Hochwasserereignisse
www.purkersdorf-online.at/lib/arbeiten/Hochwasser97.doc
1997 in NÖ (231 KB, ohne Bilder)
www.purkersdorf-online.at/lib/arbeiten/hochwasser-veranst-sept03.doc
www.purkersdorf-online.at/lib/arbeiten/index.php)

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