Samstag, 24. Januar 2009
 
Buch: Welterklärung oder Verschwörungstheorie? PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von Eva Kumar   
Montag, 19. Februar 2007

Von beidem gab es etwas bei der Veranstaltung im KI Lokal in der Rankgasse. Elsässer hielt ein Referat über sein eben erschienenes Buch „Der Angriff der Heuschrecken“ und verzichtete auch nicht auf die Antwort auf die Frage aus dem Publikum: „Was tun?“

In seiner jüngsten Publikation "Angriff der Heuschrecken" plädiert Elsässer dafür, "Modernisierungsverlierer" für eine Verteidigung des Nationalstaates gegen die "globalistischen Attacken der USA" zu mobilisieren. Das Buch wurde in der Linken sehr kontrovers diskutiert. In der Jungle World, aber auch von der LINKE-Politikerin Petra Pau wurde Elsässer Populismus, Nationalismus und Homophobie vorgeworden.

Jürgen Elsässer (* 1957) ist Journalist und Verfasser zahlreicher Bücher über die deutsche Außenpolitik, vor allem über die deutsche Balkanpolitik.

Elsässer war leitender Redakteur der marxistischen Tageszeitung „Junge Welt“. Nach Protesten gegen eine Personalentscheidung des Verlegers der „Jungen Welt“ war er 1997 mit anderen Junge Welt-Redakteuren an der Gründung des neuen Zeitungsprojekts „Jungle World“ beteiligt.

Er war Redakteur bei „konkret“ und schrieb unter anderem für die „Allgemeine Jüdische Wochenzeitung“ und das „Kursbuch“.

Nach einem Zerwürfnis mit dem Herausgeber von konkret, in der Frage des nahenden Irakkriegs, wurde Elsässer entlassen. Er arbeitet zur Zeit hauptsächlich wieder für die Junge Welt sowie für das Online-Magazin Telepolis und die Wochenzeitung Freitag.

Jürgen Elsässer kann aktuell dem antiimperialistischen Lager zugerechnet werden. So spricht er sich beispielsweise gegen die sogenannte US-Aggression im Nahen Osten aus und fordert eine Revitalisierung der Leninschen Imperialismustheorie.

Werke
Make Love and War. - Pahl-Rugenstein Verlag, 2002, ISBN 3-89144-295-5
Deutschland führt Krieg. - Konkret Literatur Verlag, 2002, ISBN 3-93078-637-0
Der deutsche Sonderweg. - Diederichs Verlag, 2003, ISBN 3-72052-440-X
Kriegslügen: Vom Kosovokonflikt zum Milosevic-Prozess. - Kai Homilius Verlag, 2004, ISBN 3-89706-884-2
Wie der Dschihad nach Europa kam. - Np Buchverlag, März 2005, ISBN 3853263763,
Angriff der Heuschrecken. - Verlag Pahl-Rugenstein, Januar 2007, ISBN 3-89144-376-5
(Wikipedia)

Petra Pau, das „rote Rumpelstilzchen“ (Seit Oktober 2005 stellvertretende Fraktionsvorsitzende für den Bereich Bürgerrechte und Demokratie. Seit 07. April 2006 Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages) spricht über die NEUE LINKE in Deutschland und erwähnt dabei auch Elsässer:
... Seine (Elsässers) Botschaft: Schluss mit allem »Randgruppen-Klientel«, mit »Multikulti«, mit »Gendermainstreaming« und mit der »schwulen Subkult«! Stattdessen sollte sich die NEUE LINKE aufs Soziale konzentrieren, was für Elsässer heißt: Würdigung der Errungenschaften der DDR und Fundamentalopposition gegen die Hartz-Politik.

Ich sage, ebenso verkürzt: Das wäre Sozial-Protest-Politik für Hetero-Deutsche. Und das ist keine linke Politik, sondern extrem rechts. (...)

Elsässer gegen einen Artikel über ihn in der "Jungle World", November 2006:
„Die Polemik, die jetzt gegen mich erschien, ist also eine kleine Vendetta. Die Leute können es nicht ertragen, dass da einer im Unterschied zu ihnen den linken Idealen treu geblieben ist und ihnen beständig den Spiegel vorhält. Nachdem es nicht viel gebracht hat, mich als „zu links“ anzuschwärzen, versucht man es jetzt andersrum – ich sei „zu rechts“.

In seinem neuen Buch zählt er Beweise auf für die These, dass die Kriegspolitik der USA als Folge ihrer zunehmenden wirtschaftlichen Schwäche zu begreifen sei. Das hochverschuldete Amerika ist auf Raubzüge ausgerichtet, auf den Kampf um die Hegemonie, ohne die es den Lebensstandard seiner Bürger nicht erhalten kann. Elsässer nennt es "Krieg als Flucht vor dem wirtschaftlichen Kollaps". Die Auslandsverschuldung der USA beträgt rund 35% des Bruttoinlandsprodukts. Der Autor vergleicht den von der SED 1989 festgestellten Bankrott der DDR wegen Kreditunwürdigkeit, weil das Land eine Westverschuldung von 16% des BIP aufwies.

Die ganze bisherige Weltordnung zerfällt wegen der imperialistischen Politik der amerikanischer Neokonservativen. Ihrer Weltmarktorientierung folgend wird sich die deutsche Wirtschaft in das globale US-Imperium einfügen. Eine Umorientierung auf die "eurasische Option", auf den Aufbau eines Gegenblocks "gegen die angelsächsische Hemisphäre" kann sich der Autor nur für den Fall vorstellen, dass Bushs Kreuzzüge ins Stocken geraten, die amerikanische Wirtschaft erneut einbricht und die europäischen Exporte dann nicht mehr aufnehmen kann. Für diesen Fall sieht Elsässer voraus, dass sich die europäischen Eliten Eurasiens in Widersprüche und Streitereien verwickeln, ehe sie zu einem militärischen Gegenblock werden könnten, der "dann seinerseits aggressive Ziele verfolgen würde".

Soll eine globale Friedensordnung entstehen, dann muss nach Elsässer sowohl der Bruch mit den USA als auch mit der bisherigen Wirtschaftsordnung der europäischen Staaten vollzogen werden, angefangen in Deutschland selbst.
Die von Elsässer angedeutete Stoßrichtung für die gebündelten Kräfte der Linken wird klar:
Es geht nicht darum, einen angeblich friedlichen oder zivilen Gegenblock Europa gegen die USA in Stellung zu bringen. Die Reformprogramme der Sozialdemokraten in Europa weisen dieselbe aggressive Weltmarktorientierung auf, wie die Amerikas. Sondern: der bestimmende Einfluss des zum Krieg drängenden globalen Kapitals muss überwunden werden, in den USA wie in Europa.

Die Maßnahmen listet der Autor im Stil der Tageslosungen der früheren Peking-Rundschau auf:
"Keine Ankurbelung der Rüstung, sondern allgemeine Demilitarisierung. Keine weltweiten Interventionen, sondern Rückzug der Truppen. Die Friedensdividende wird für die zivile Wirtschaft sowie Bildung und Kultur verwendet. Das vom Krieg zerstörte Jugoslawien und die vom Neoliberalismus ins Elend gestoßenen Länder des Ostens werden wiederaufgebaut."

Die Frage: „Was können wir hier in Österreich tun?“ hätte er doch lieber nicht beantwortet, denn die Antwort war gruselig und erinnerte an schlechte Zeiten vor ca. 70 Jahren:
„Die eigene Souveränität stärken. Die Bevölkerung nicht den rechten Parteien überlassen, eigene Kultur, eigene Tradition stärken, zusammenarbeiten mit den Rechten“.
Wobei der Rat, die durch die Übernahme amerikanischer Werte und Weltsicht marginalisierten Randgruppen von Migranten und Moslems einzubinden und woimmer es möglich ist gegen imperialistische Politik aufzutreten und Verbündete zu suchen, sicher nicht falsch ist.
Vom Autor wahrgenommene Anstrengungen für eine Rüstungskooperation zwischen Russland, Frankreich, Belgien und Deutschland erscheinen unrealistisch.
Die Möglichkeit eines wirtschaftlichen und gesinnungsethischen Gegenpols „Eurasien“ (Verweis der Red. Auf den Untertitel der Peking Rundschau: One world, one dream) wohl ebenfalls.



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