Serbien muß... |
Geschrieben von Bernhard Redl | |
Freitag, 18. Mai 2007 | |
Der Eurovisions-Songcontest ist vorbei — diesmal waren aber die Reaktionen auf das Ergebnis politischer, als die Veranstalter es für gut halten dürften. Denn das Gerede vom vereinten Europa erscheint in diesem Zusammenhang als eher lächerlich, meint Bernhard Redl. Die westeuropäische Öffentlichkeit ist empört -- speziell die deutsche. Nein, nicht über irgendwas von Belang (dafür sorgt schon unsere pluralistische Medienlandschaft), sondern über das Ergebnis des Eurovisions-Songcontests. Auf den ersten 16 Plätzen liegen -- mit Ausnahme der Türkei und Griechenlands -- nur Beiträge aus dem vormals roten Osten. Das kann nicht mit rechten Dingen zugehen! Schiebung! Und obendrein gewinnt dann auch noch Serbien! Dieses unzivilisierte Balkanvolk! Das ist der Niedergang des Abendlandes! Diese verschlagenen Tschuschen haben uns den Songcontest geraubt! Wo bleibt da die Dankbarkeit? Die Bild-Zeitung bringt es auf den Punkt: "Warum machen wir da überhaupt noch mit?" und: "Peinliche Punkteschieberei -- und wir bezahlen!" Die ehemalige Song-Contest-Gewinnerin Nicole fordert gar, daß Deutschland nicht mehr teilnehmen solle. Ja, es ist schon schlimm. Irgendwie war das mit der europäischen Wiedervereinigung doch ein bisserl anders gedacht. Die Westeuropäer gingen schon davon aus, daß dieses Zusammenwachsen Europas bedeute, "wir" hätten den Kalten Krieg gewonnen und jetzt nehmen "wir" die armen Ostler gnädig bei uns auf und bringen ihnen Kultur bei. Und dann das! Irgendwie erinnert mich das an die Zeit, als Rapid nach dem Anschluß "Deutscher Fußballmeister" wurde und Schalke 04, der Verein aus dem Altreich, das Nachsehen hatte. Natürlich hätten die Nazis das damals so verkaufen können, daß hier doch der Beweis zu sehen sei, daß nun in Großdeutschland alle Deutschen gleich seien. Dazu waren sie aber zu dumm. Aber ganz ist die Kritik an dieser Sieger-Präpotenz wohl doch nicht von der Hand zu weisen, wie man auch in der harten Welt des Kapitalismus sieht: Wenn russische Oligarchen in Europa in ihrer slawischen Verschlagenheit alles zusammenraffen, was sie kriegen können, dann ist das schlagzeilentauglich. Wenn westeuropäische (und nicht zuletzt östereichische) Banken in einem Ausmaß in Osteuropa expandieren, daß man ihre Logos an jeder Straßenecke sieht, ist das völlig normal. Und richtig. Und gut. Und ganz natürlich. Tja, das ist Europa. Hat sich was mit der Partnerschaft... |
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