Offener Brief an den Bürgermeister Dr. Michael Häupl
Sehr geehrter Herr Bürgermeister Doktor Häupl,
die Initiative Film TV hat über die letzten Wochen
zahlreiche Aktivitäten gesetzt, um auf die Lage des ORF und auf die prekären
Folgen für die Filmwirtschaft hinzuweisen. Die nun erfolgte Gebührenerhöhung
mag zwar kurzfristig eine Lösung des finanziellen Engpasses des ORF sein, ein
struktureller Reformschritt oder gar eine Änderung der inhaltlichen und
finanziellen Krise des ORF kann man darin sicher nicht sehen.
Ein wesentlicher Kernpunkt der Argumentation unserer
Initiative war die zweckwidrige Verwendung von Geldern aus den GIS-Gebühren in
Bundes- und Länderbudgets. Nun ist zweifelsohne Wien die Medien- und
Filmhauptstadt Österreichs und beherbergt eine große Zahl der führenden und der
nachwachsenden Unternehmen der Filmbranche. Daraus resultiert auch eine
entsprechende Verantwortung, die Sie und Frau Stadträtin Brauner ja auch
zuletzt zu erkennen gegeben haben.
Leider gab es für die berechtigten Anliegen der
Filmwirtschaft aus den Ländern bisher wenig merkbare Reaktion und
Unterstützung. Aus dem zuständigen Stadtratbüro in Wien sind gar keine
Reaktionen erfolgt, die auf ein Problembewusstsein hinweisen würden. Eher Gegenteiliges
ist der Fall, will man die Äußerungen des Geschäftsführers des Filmfonds Wien
werten.
So sehr wir es begrüßen, dass in Wien nun ein
"Mediaquarter" errichtet werden soll – ohne "Befüllung"
durch jene Wirtschaft, die die Medien erst mit Content versorgt, steht zu
befürchten, dass dieses – auch mit Geldern der Stadt Wien errichtete – Projekt
eher ein Immobilien- denn ein Projekt zur Festigung des Medien- und
Filmstandortes Wien sein wird.
Erlauben Sie uns, dass wir nochmals auf unsere wichtigsten
Anliegen hinweisen:
- Die überfällige Valorisierung des Budgets des Filmfonds
Wien als wichtiges Instrument der Filmwirtschaft und Schärfung der Fondsziele
- Die Schaffung eines Fernsehfilmförderungsfonds Wien,
der zumindest mit € 2,5 Mio. ausgestattet sein muss, um regionale
Fernsehfilmpolitik betreiben zu können.
- Eine nachhaltige politische Unterstützung der Anliegen
der Initiative Film TV, die auf eine Stärkung und Präzisierung des
öffentlich-rechtlichen Auftrags und auf einen starken, strukturell reformierten
ORF mit österreichischen, öffentlich-rechtlichen Programminhalten abzielt.
Sehr geehrter Herr Bürgermeister,
wir bitten Sie, sich für unsere Anliegen einzusetzen und
prüfen Sie ernsthaft, welche Möglichkeiten gegeben sind, mit dem
ORF-Gebührenanteil der Stadt Wien mehr an filmwirtschaftlichen Impulsen zu
setzen.
Mit vorzüglicher Hochachtung
Die Initiative Film TV
(21.12.07)
Initiative Film TV, Ansprechpartner: Dr. Werner Müller