"Es gibt keine US-amerikanischen Stützpunkte in Australien ... nur gemeinsame Einrichtungen"
Interview mit der australischen Friedensaktivistin Donna Mulhearn
Der US-Generalkonsul in Sydney sieht die Pine Gross Station bei Alice Springs, im Zentrum des australischen Kontinents, als ganz gewöhnliche Armeebasis. Andere behaupten, Pine Gap sei das grösste CIA-Zentrum ausserhalb der USA. Seine Satellitenstation spiele eine wichtige Rolle für die Feldzüge der
USA weltweit, auch für den Kriegsschauplatz Irak.
Am 9. Dezember 2005 drangen Donna Mulhearn und drei andere australische Pazifisten in den Hochsicherheitsbereich der Basis ein. Mulhearn, Jim Dowling, Bryan Law und Adele Goldie sind Mitglieder der Gruppe "Christen gegen allen Terrorismus". Sie verschafften sich mit Bolzenschneidern Eingang durch die Sicherheitszäune "und dies, obwohl wir im vorhinein den dortigen Kommandanten verständigt hatten, dass wir eine Bürger-Inspektion unternehmen würden. Wir wollten der Öffentlichkeit zeigen, wofür die USA dieses Basis benützen."
Nur Stunden später wurden die vier von äußerst verschreckten und verwirrten Sicherheitspolizisten weit innerhalb der Basis festgenommen.
Wir erzählten Donna Mulhearn, dass der US-Generalkonsul in Sydney behauptet "es gebe doch keine Amerikanische Basen hier". Sie lachte schallend: "Sehr lustig". "Wir haben gerade bewiesen, wofür Pine Gap wirklich da ist. Für den Krieg. Und der Prozess, den man uns deswegen gerade in Alice Springs gemacht hat, den haben wir im Gerichtsaal umgedreht und in einen Prozess gegen den Irakkrieg verwandelt."
Obwohl es schon öfters zu Demonstrationen gegen Pine Gap ausserhalb des Basis gekommen ist, wurden die vier Eindringlinge auf besondere Anweisung der Regierung in Canberra unter dem Defence (Special Undertakings) Act angeklagt, und hätten Gefägnissstrafen bis zu zehn Jahren riskiert.
Donna Mulhearn, zur daz: "Wir wurden schuldig gesprochen, die Richterin hat den Geschwornen gesagt, dass sie nur über die spezifische Anklagepunkte entscheiden dürften. Das unerlaubte Betreten des Basis, und dass wir dort photographiert hatten. Dies haben wir ja schon im Vorhinein zugegeben. Die Richterin sagte, unsere Gründe dafür seien nicht wesentlich. Trotzdem brauchten die Geschwornen fünf Stunden, um zu diesen Schuldspruch zu kommen. Und als sie in den Gerichtsaal zurückkamen, hatten manche Tränen im Gesicht".
Mulhearn trug vor Gericht blutbefleckte Stiefel. Das Blut stammt aus Falluja im Irak, wo sie während der Kämpfe Rettungsarbeit machte. "Ich bin am Leben. Ich schulde dies den Toten Irakis, die auf meinem Schoss gestorben sind. Zum Teil durch das Wirken von Pine Gap".
Vielleicht zum ersten Mal in so einem Prozess ist es den Angeklagten, die sich selbst verteidigten, gelungen, auch den Geschwornen und der Richterin ihre Gründe, die Funktion von Pine Gap darzustellen.
Dass diese Rechtertigung ihre Wirkung nicht verfehlte, ist am Strafmass abzulesen. Obwohl der Ankläger Gefängnissstrafen forderte - "die Angeklagten zeigen keine Reue" - verurteilte die Richterin die Beschuldigten nur zu geringen Geldstrafen - zwischen (Aus) $ 450,- und 1250,-.
Das anwesende Publikum brach in Applaus aus.
Mulhearn, zur daz: "Wir sind sehr, sehr glücklich! Dieser Prozess, unsere Aktion, wird vielen anderen Mut und Inspiration geben". |