Die Afrika-Tage auf der Donauinsel waren heuer besser besucht, als in den vergangenen Jahren. Doch der richtige Durchbruch ist der Veranstaltung nicht beschert gewesen.
Zum 3. Mal fanden heuer die Afrika-Tage auf der Donauinsel statt. Veranstaltet von einer deutschen Firma, als eine Art Afrika-Messe, wo Waren und Kunstgegenstände präsentiert und verkauft werden, meist von Händlern, die ihre Verkaufsstände und Geschäfte in Berlin, Nürnberg, München oder anderswo in Deutschland haben, aber auch von Marokkanern und Tunesiern, oder Senegalesen, die extra zu diesem Anlass jedes Jahr wieder direkt aus ihren Ländern mit ihren Waren anreisen.
Jedes Jahr ein Pflicht-Termin für AfrikanerInnen in Wien und Leute, die gern Basar-Stimmung schnuppern, die Düfte und das Essen, die Musik genießen und neben dem Kauf-Angebot, die Gelegenheit wahrnehmen, sich von einem Stand zum nächsten überraschen zu lassen und mit – mittlerweile - alten Bekannten zu plaudern.
Heuer allerdings wurden die Afrika-Tage erstmals auch breiter von den Medien wahrgenommen. Der österreichische Organisator hat gute Presse-Arbeit geleistet. Das hat man gespürt – die Veranstaltung ist doch sichtbar in Zeitungen und im Internet angekündigt und wahrgenommen worden – im Gegensatz zu den beiden letzten Jahren. Wie die „Krone“ es allerdings fertiggebracht hat, eine Wirtshausschlägerei in Simmering mit den „Afrika-Tagen“ in Floridsdorf zu verknüpfen wird als Meisterwerk journalistischer Innovationskraft in Erinnerung bleiben.
In den letzten Jahren habe ich Angehörige der African Community Wiens bei dieser Veranstaltung vermisst. Außer Radio Afrika, das immer dabei war und vor Ort gesendet hatte, war kaum jemand aus der Stadt vertreten. Immerhin könnte das afrikanische Essen auf der Insel auch von AfrikanerInnen aus Wien gekocht werden – heuer war immerhin „Aux Gazelles“ mit einem Stand für marokkanisches Essen dort vertreten.
Die Tatsache, dass die Platzmiete für einen Stand für die zehn Tage um die 800 € beträgt, erklärt warum. Es scheint ja auch in Deutschland sehr wenige Händler zu geben, für die sich der Aufwand lohnt, an dieser Messe teilzunehmen, geschweige denn für Geschäftsleute, die aus afrikanischen Ländern selbst kommen.
Umso deutlicher zeigt sich, dass in Österreich, bzw. in Wien anscheinend kein informiertes zahlungskräftiges Publikum für afrikanische Waren und Kunstgegenstände existiert. Muß deshalb praktisch jeder Versuch, mit dem Handel etwas teurerer Waren aus Afrika scheitern? Oder gibt es auch noch andere Einschränkungen, die fast jede afrikanische Initiative – sei es ein Geschäft, sei es der Handel mit Kunstgegenständen, sei es ein gastronomischer Betrieb, scheitern lassen?
UnternehmerInnen aus dem afrikanischen Bereich haben es noch immer schwerer, als jeder andere Selbständige, Gehör für ihre Ideen, das nötige Vertrauen, und daraus resultierend Finanzierung zu bekommen. Das „Aux Gazelles“ ist ein teurer Schuppen mit schöner orientalischer Dekoration – aber nicht sehr typisch für „Afrika in Wien“.
Heuer waren auch – dank dem österreichischen Organisator – erstmals NGOs vertreten. und die Bühne nicht nur Ort der interessantesten afrikanischen Musik- und Tanz-Gruppen, die es zur Zeit in Österreich gibt, sondern auch Plattform für eine Podiumsdiskussion mit den Leuten von „Fair und sensibel“, Ute Bock und einer Vertreterin des Vereins „Exit“.
„Fair und sensibel“ ist eine Gruppe von Polizisten und Afrikanern, die vor allem im Bereich der Weiterbildung von Mitarbeitern der Polizei und Justiz aktiv ist. Sie versuchen zwischen dem sensiblen Bereich einerseits der afrikanischen MigrantInnen und andrerseits der Polizei zu vermitteln und – beide Seiten - zu informieren. „Fair und sensibel“ wurde gegründet und wird geleitet von Josef Böck, einem sehr engagierten Mann, der ans Zusammenkommen der Leute glaubt, wenn sie nur bereit sind, miteinander zu reden. Vernetzen und Informieren – beides ist wichtig, um die schlimmsten Eskalationen zu vermeiden, wenn der Gesetzgeber Gesetze verabschiedet, die dermaßen problematisch sind, wie das Fremdenrechtspaket von 2005. „Fair und sensibel“ glaubt, dass die Aufgabe der Polizei sei, auf Spielräume und gesunden Menschenverstand sowie auf Deeskalation zu setzen, statt auf Vorurteile und Schikanen, dass die Polizei nicht Gesetzgeber ist, sondern Gesetze zu exekutieren hat, dass eine gemeinsame Sprache zwischen Asylwerbern und Polizei möglich ist.
Die Gruppe bietet Fortbildungsseminaren zusammen mit Afrikanern an, z.B. Kojo Taylor von Panafa (Panafrikanisches Forum), dem Verein Exit, der vor allem im Bereich Menschenhandel von Afrika nach Europa und Gewalt gegen Frauen arbeitet. Es gibt gemeinsame Sportveranstaltungen und kulturelle Veranstaltungen. F&S hat CDs herausgebracht über „Harlem in Wien“, eine Dokumentation der afrikanischen Szene in Wien, und es gibt sogar einen Wein mit dem Etikett von F&S, der vom Verein im Zuge eines historischen Festes in Drasenhofen vorgestellt werden wird. Der Herausgeber des Buches „Von Soliman zu Omofuma – eine Geschichte der afrikanischen Diaspora in Österreich“ wird dort über die wechselvolle Geschichte afrikanisch-österreichischer Beziehungen sprechen.
Die Podiumsdiskussion war ein Anfang, in den Wiener „Afrikatagen“ den politischen Aspekt hervortreten zu lassen und ein Erfolg in der Hinsicht, auch einmal Wiener, die nicht im Bereich von NGOs arbeiten, mit Informationen zu erreichen und vielleicht zu motivieren, ihre Aufmerksamkeit auf die Lebenswirklichkeit der afrikanischen MigrantInnen zu lenken.
Durch’s Reden kommen die Leute zusammen, und durchs Trinken, durch die Musik und über den Fußball … So kam es bei den Afrikatagen auch vereinzelt zum Nachdenken darüber, wie man innerhalb des gesetzlichen Rahmens auch kleine Jobs vermitteln könnte, ganz abgesehen davon, dass heuer erstmals viel mehr einheimische Leute unserer eigenen afrikanischen Community auch unter den Mitarbeitern zu sehen waren.
Günther Ecker vom Österreichischen Sozialforum hat ganz zu Recht die Tatsache angeprangert, dass bei der der Veranstaltung vorangehenden Presse-Konferenz kein einziger der eingeladenen Bundes- oder Gemeinde-Politiker und auch keine Politikerin quer durch – leider – ALLE Parteien es der Mühe wert gefunden hat, auch nur abzusagen – geschweige denn der Einladung Folge zu leisten.
Naja, in Österreich dauert alles immer ein bisschen länger – vielleicht ja beim nächsten Mal.
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