Samstag, 24. Januar 2009
 
Frischer Wind in der Entwicklungspolitik PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von Globale Verantwortung   
Montag, 19. Mai 2008

Der neue Dachverband entwicklungspolitischer und humanitärer NGOs wurde Montag vormittag der Öffentlichkeit vorgestellt. Er ersetzt die Arbeitsgemeinschaft Entwicklungszusammenarbeit (AGEZ) und die Österreichische EU-Plattform entwicklungspolitischer Nichtregierungsorganisationen. An die Bundesregierung erging der Appell, die im Regierungsprogramm festgelegte Steigerung der Entwicklungszusammenarbeit auch umzusetzen.

Heimische NGOs schlagen Alarm: Angesichts von Hunger und Naturkatastrophen ist Hilfe notwendiger denn je, der Beitrag Österreichs droht jedoch drastisch zu sinken. Die neue Interessenvertretung wird künftig von der Politik mehr globale Verantwortung einfordern. Am 19. Mai fand in Wien die Auftakt-Pressekonferenz des neuen Dachverbandes "GLOBALE VERANTWORTUNG - Arbeitsgemeinschaft für Entwicklung und Humanitäre Hilfe" statt. NGOs aus beiden Arbeitsfeldern bündeln ihre Kräfte, um Entwicklungspolitik undHumanitärer Hilfe eine starke Stimme zu verleihen: "Krisen und humanitäreKatastrophen, die in einem Land der Erde entstehen, betreffen auch alle anderen. Solidarisches Handeln lautet das Gebot der Stunde!", präzisiert Petra Navara-Unterluggauer, Vorsitzende der neuen Interessenvertretung, anlässlich der Gründung. "In einer globalisierten Welt muss Österreich seinen Teil an globaler Verantwortung übernehmen."

Als erste konkrete Herausforderung für den neuen Dachverband sieht die Geschäftsführerin Ruth Picker daher die Erhöhung der österreichischen Entwicklungsfinanzierung: "In den letzten 40 Jahren hat sich Österreich Mehr als 20 Mal verpflichtet, die Mittel für die Entwicklungsfinanzierung deutlich zu steigern - zuletzt im Rahmen der Europäischen Union auf 0,51% des Bruttonationaleinkommens im Jahr 2010 und auf 0,7% bis 2015." Angesichts der aktuellen Krisen ist diese Budgetaufstockung aus Sicht der NGOs dringend notwendig. "Als AG Globale Verantwortung begrüßen wir die Aufnahme dieser Verpflichtung ins aktuelle Regierungsprogramm. Wir bieten der Bundesregierung unsere Expertise und Unterstützung an, um die EZA-Erhöhung politisch und operativ umzusetzen", so Picker weiter.

Allerdings steht Österreich hier vor einer großen Aufgabe: Im Jahr 2007 betrug die öffentliche Entwicklungszusammenarbeit 0,49% des BNE (Quelle: OECD, Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung), davon etwas mehr als die Hälfte Schuldenerlässe. Werden diese abgezogen, schrumpft die österreichische EZA des Jahres 2007 auf kümmerliche 0,20%. Diese Berechnungspraxis wird spätestens mit dem Jahr 2009 zum Problem, wenn die großen Entschuldungen abgeschlossen sind. "Österreich wird bereits in naher Zukunft deutlich mehr 'frisches Geld' für Entwicklung und Humanitäre Hilfe in die Hand nehmen müssen. Die kommenden Verhandlungen für das Doppelbudget 2009/2010 sind entscheidend, um das Regierungsprogramm einzuhalten und 0,51% Entwicklungsfinanzierung zu erreichen", präzisiert Picker.

"Mehr Geld für Entwicklungszusammenarbeit ist gleichzusetzen mit mehr Prävention", unterstützt Max Santner, Vorstandsmitglied der AG Globale Verantwortung und Leiter der internationalen Hilfe beim Österreichischen Roten Kreuz, die Forderungen. Gerade die Katastrophenhilfe profitiert von nachhaltigen, lang angelegten EZA-Programmen. Humanitäre Einsätze können verringert oder sogar verhindert werden. "Kurzfristig notwendige humanitäre Einsätze und langfristig ausgerichtete Entwicklungszusammenarbeit gehen Hand in Hand und bilden das Kontinuum der Hilfe", betont Max Santner. Für beide Bereiche müssen jedoch ausreichend Mittel zur Verfügung stehen.

Unabhängigkeit und Überparteilichkeit sind zentrale Grundsätze des neuen Dachverbandes. "Die AG Globale Verantwortung ist niemandem außer ihren Mitgliedern und deren Einsatz für die Ärmsten der Armen verpflichtet. Wir werden der Entwicklungs- und Katastrophenhilfe in Österreich zu größerer Bekanntheit und mehr Durchsetzungskraft verhelfen" führt Petra Navara-Unterluggauer abschließend aus.

Dem neuen Dachverband gehören derzeit 29 österreichische Entwicklungs- und humanitäre Organisationen an. Diese leisten mit einem Projektvolumen von rund 100 Mio. EURO jährlich in mehr als 100 Ländern weltweit professionelle Programmarbeit und in Österreich Bewusstseinsbildung: AAI Wien, ADRA, AMREF, ARGE Weltläden, CARE, Caritas, Das Mali Projekt, Dreikönigsaktion, Entwicklungshilfeclub, Entwicklungswerkstatt Austria, EZA Fairer Handel, FAIRTRADE, Frauensolidarität, HOPE’87, HORIZONT3000, ICEP, Jugend Eine Welt, Katholische Frauenbewegung, Klimabündnis Österreich, Licht für die Welt, Ökosoziales Forum, Österreichisches Rotes Kreuz, SOS Kinderdorf Österreich, Südwind Agentur, Unsere Kleinen Brüder und Schwestern, vidc, Welthaus Graz, Welthaus Linz und World Vision.


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