Das bedeutendste militärstrategische Forschungsinstitut Israels hat seinen Jahresbericht vorgestellt, in dem es für einen militärischen Alleingang Israels gegen den Iran eintritt.
Israel muss möglichst bald einen Militärschlag gegen Iran führen. Das ist eine der zentralen Thesen im nun vorgelegten Bericht des Instituts für Nationale Strategiestudien (INSS) an der Universität von Tel Aviv. Das INSS ist die bedeutendste militärstrategische Forschungsstelle Israels. Es veröffentlicht alljährlich eine umfangreiche Analyse zum »strategischen Gleichgewicht im Mittleren Osten«. Darin werden die Streitkräfte aller Staaten der Region und die wichtigsten militärischen Ereignisse des vergangenen Jahres analysiert. Als schwerwiegendste Bedrohung Israels wird im neuen INSS-Bericht der Iran bezeichnet. Die Führung in Teheran strebe den Erwerb von Atomwaffen an und werde darin weitgehend von der Bevölkerung unterstützt. An der Wirksamkeit der im Dezember vom UNO-Sicherheitsrat beschlossenen Sanktionen wird gezweifelt. »Die Zeit arbeitet zugunsten Irans. Schließt man eine Militäraktion aus, dann ist es nur noch eine Frage der Zeit, wann Iran Atomwaffen besitzt«, heißt es in einer Zusammenfassung, die das INSS am Dienstag auf einer Pressekonferenz verteilte. Nach Ansicht des INSS sind die israelischen Streitkräfte auch im Alleingang in der Lage, die teilweise verbunkerten Atomanlagen des Iran zu treffen und dem iranischen Atomprogramm einen schweren Schlag zu versetzen. Auf der Pressekonferenz sagte Giora Eiland, Brigadegeneral der Reserve und Vorstandsmitglied des INSS, es werde keinen Militärschlag Israels ohne »volles strategisches und militärisches Einverständnis« mit den USA geben. »Selbst wenn letzten Endes israelische Kampfflugzeuge diesen Angriff ausführen, dann wird er, und zwar zu Recht, als zwischen den USA und Israel abgesprochen gelten«, so Eiland. Der INSS-Chef Zvi Shtauber, General im Ruhestand und ehemaliger Berater des früheren sozialdemokratischen Ministerpräsidenten Ehud Barak (1999-2001), fügte hinzu, Israel sei »technisch in der Lage«, den Schlag allein auszuführen. Es werde diesen Schritt gegebenenfalls auch tun müssen, da kein Land bereit sein würde, dabei offen mit Israel zusammenzuarbeiten. »Es gibt gewisse Dinge, von denen die USA besser nichts wissen«, so Shtauber. Die scheinbare Selbstsicherheit in Bezug auf Iran kontrastiert jedoch mit dem Teil des INSS-Berichts, in dem eine skeptische Bilanz des Sommerkriegs gegen die libanesische Hisbollah gezogen wird. Dieser Krieg hat nach Ansicht des INSS die israelische »Verwundbarkeit« aufgezeigt und die »Abschreckungskraft« des Landes geschwächt. Die Sicherheitslage im Nahen Osten habe sich im Allgemeinen erheblich verschlechtert. Verwiesen wird auf fehlende Fortschritte gegenüber den Palästinensern, mangelnden Erfolg im weltweiten »Kampf gegen den Terror« und gegen den »radikalen Islam«, sowie auf das amerikanische Scheitern in Irak. Vor diesem Hintergrund geht es in der Abwägung der Chancen eines militärischen Alleingangs gegen Iran offenbar vor allem darum, durch einen solchen Schritt die USA in einen neuen Krieg einzubinden. Entnommen aus Junge Welt vom 5.1.2007 http://www.jungewelt.de/2007/01-05/036.php
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