Erstaunlich: Auf der einen Seite steht noch: "Wohnhaus der Gemeinde Wien", auf der anderen das Transparent der neuen Herren, der Raiffeisen RBM Wohnbau. Gilt das Diktum, daß Wiener Gemeindebauten nicht verkauft werden, plötzlich nicht mehr?

Zuletzt 2005 versicherte der damalige Wiener Wohnbaustadtrat Werner Faymann: "Das Familiensilber der Wiener, die Gemeindebauten, werden sicher nicht verkauft." Und nun prangt in Wien-Döbling in der Chimanistraße 36 ein Transparent, daß "frei finanzierte Eigentumswohnungen" anpreist. Verkauft die Gemeinde doch das Familiensilber?

Das Rathaus stellt die Sache ganz anders dar. Das Haus in Döbling wäre zwar ein Bau der Gemeinde Wien, aber eigentlich nie ein "Gemeindebau" gewesen, also nie in der Verwaltung des kommunalen Wiener Wohnbaus. Tatsächlich hätte zwar die Gemeinde den Bau errichtet, allerdings sei dies ein Personalwohnheim für die Mitarbeiter der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEO) gewesen. Durch Umstrukturierungen bei der IAEO wäre dieses "Heim" aber nutzlos und zum Leerstand geworden. Da sich für die Gemeinde eine Sanierung nicht mehr ausgezahlt hätte, wäre das Haus verkauft worden.

Laut dem Grünen Stadtrat David Ellensohn verkauft die Gemeinde schon seit 2001 laufend kommunale Wohnbauten — das Rathaus versichert aber in diesen Fällen immer wieder, daß es sich dabei nicht um von der Gemeinde Wien errichtete Sozialbauten handle, sondern um Bestand aus der Zeit vor Beginn des sozialen Wohnbaus oder um ursprünglich anders gewidmete Bauten.

Im konkreten Fall der Chimanstraße konnte man von Seiten des Magistrats gegenüber der DAZ nichts darüber sagen, ob der Bau aus Mitteln, die für den sozialen Wohnbau vorgesehen waren, errichtet worden war. Letzteres liegt aber wohl nahe, steht doch am Haus in Stein gemeiselt: "Dieses Volkswohnhaus wurde in den Jahren 1962-63 von der Gemeinde Wien unter dem Bürgermeister Franz Jonas errichtet." Und "Volkswohnhaus" klingt doch sehr nach sozialem Wohnbau...

Photo: Peter Ruzsicska

Siehe auch eine Aussendung der Grünen zu anderen Fällen: http://wien.gruene.at/wohnen/artikel/lesen/12586/