Zu Beginn der „Vienna Autoshow“ haben am 16. Jänner vor der Wiener Messehalle zwanzig Greenpeace-Aktivisten aus anderthalb Tonnen Kohle ein SUV (Sport Utility Vehicle) nachgebaut. Damit protestieren sie gegen diese massiv das Klima schädigenden Spritsäufer, von denen gleich mehrere bei der Automesse in Wien ausgestellt sein werden.
"Wenn man die anderthalb Tonnen Kohle verbrennt, entstehen rund vier Tonnen CO2 - also genau- so viel, wie ein typisches SUV im Jahr ausstößt", weiß der Greenpeace-Verkehrsexperte Jurrien Westerhof. „Die deutsche Autoindustrie setzt seit Jahren auf diese schweren Autos, während sie auf Automessen weiterhin ihre grünen Feigenblätter in die Auslagen stellt", kritisiert der Greenpeace-Sprecher. Greenpeace fordert mit seiner Aktion, dass die Autoindustrie einer massiven CO2-Reduktion ihrer Flotten zustimmt. Dabei sollen Durchschnittsemissionen von 120 Gramm CO2 pro Kilometer im Jahr 2012 und achtzig Gramm CO2 pro Kilometer bis 2020 die Ziele sein.
Seit geraumer Zeit lassen sich die Aussteller auf vielen Messen für Selbstverständlichkeiten wie die Start-Stopp-Automatik feiern, die seit langem Stand der Technik sind. Mit Hybrid- oder gasbetriebenen Modellen wird vorgetäuscht, die Autos seien weitaus klimafreundlicher geworden. Der Kraftstoffverbrauch der meistverkauften Modelle wird jedoch bei weitem zu wenig verringert. "Wir brauchen eine Trendwende hin zu leichteren und effizienteren Fahrzeugen, denn alles andere ist ein purer Klimaschwindel“, so Westerhofs Kritik. Die den Klimaschutz ignorierende Modell-Politik der deutschen Autoindustrie ist ein wesentlicher Grund dafür, dass die durchschnittlichen CO2-Emissionen kaum sinken. Bei den beiden deutschen Herstellern Daimler und Volkswagen sind die Treibhausgas-Emissionen im vergangenen Jahr sogar wieder angestiegen. Denn nicht nur das Gewicht der Fahrzeuge wird permanent erhöht, sondern es wird auch ein massiver Marketing-Aufwand betrieben, um gerade mit den Sprit saufenden SUV ein möglichst großes Marktsegment zu erobern.
Die EU-Kommission macht mit ihrem aktuellen Gesetzesentwurf im Kampf gegen die Spritfresser gleich mehrere Fehler: Zuallererst fehlt ein langfristiges Ziel für die Zeit nach 2012. Weiters sollen Agrartreibstoffe angerechnet werden, obwohl inzwischen bekannt ist, dass deren Beitrag zum Klimaschutz unerheblich ist. Auch die Geldstrafen für zu hohe Emissionen sind bei weitem zu gering. Und ein zusätzlicher essenzieller Fehler ist, dass die erlaubte Höhe der CO2-Emissionen vom Gewicht des Fahrzeuges abhängig gemacht werden soll. Dabei ist gerade eine Gewichtsreduktion der wesentlichste Schritt, um Autos sparsamer zu machen. „Statt Gewicht einzusparen, wird es sich für die Autohersteller nun auszahlen, schwerere Fahrzeuge zu bauen. Die Emissionsstandards müssen also vielmehr an die Grundfläche eines Wagen gekoppelt werden als an sein Gewicht“, fordert Jurrien Westerhof.
Obwohl die EU bereits seit 1994 beabsichtigt, Emissionsnormen für Autos einzuführen, ist seitdem sehr wenig weitergegangen; was nicht zuletzt am massiven Lobbying der deutschen Autoindustrie liegt. Nun gibt es zwar einen Vorschlag der Kommission, doch wiederum kommen heftige Proteste aus Deutschland, diesmal mit Unterstützung von Österreichs Wirtschaftsminister Bartenstein. "Wir erwarten von Umweltminister Pröll, dass er sich für möglichst strenge Emissionsnormen einsetzt, denn alles andere wäre ein Kniefall vor den Interessen der deutschen Auto-Lobby mit ihren Milliardengewinnen", so Westerhof abschließend.
Rückfragen: Attila Cerman, Greenpeace Österreich; Tel.: 0664-3435354
Hintergrundmaterial zum Download: www.greenpeace.at/5311.html
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