Luftangriff der Tamilen-Tiger |
Geschrieben von Ralf Leonhard | |
Montag, 26. März 2007 | |
Erstmals setzt die tamilische LTTE in Sri Lanka Flugzeuge ein, um eine Luftwaffenbasis zu bombardieren. Die Aussichten, den Friedensprozess noch wiederzubeleben, werden dadurch nicht besser. Augenzeugen, die in der
Wartehalle des Internationalen Flughafens von den Detonationen überrascht
wurden, berichteten von feuerwerksähnlichen roten Lichtern am Nachthimmel und
Maschinengewehrfeuer. Die Rebellen zitieren armeeinterne Quellen, wonach zwar nicht die Bomben selbst aber das anschließende Feuer 40% der Luftschlagskapazität zerstört hätten. Militärsprecher Irasaiah Ilanthiraiyan bestätigte außerdem, dass die beiden eingesetzten Leichtflugzeuge sicher in das Rebellengebiet
zurückgekehrt seien. Bisher hatte man vermutet, dass die kleinen Kampfflugzeuge
eher für Selbstmordattentate eingesetzt werden würden. Ilanthiraiyan
bezeichnete die Kommandoaktion als "vorbeugenden Schlag" gegen die
Luftwaffe, die zuletzt immer wieder auch zivile Ziele im tamilischen
Siedlungsgebiet angegriffen hatte. Außerdem gibt es Spekulationen über eine
bevorstehende Großoffensive der Armee. Vor einem Monat jährte sich
das Waffenstillstandsabkommen zwischen Regierung und LTTE zum fünften Mal.
Allerdings besteht das Abkommen seit dem Amtsantritt von Präsident Mahinda
Rajapakse im November 2005 nur mehr auf dem Papier. Seither sind in Kämpfen,
bei Hinterhalten, Razzien und Luftangriffen mehr als 4.000 Menschen getötet
worden. Bei einem Bodenangriff auf
die Luftwaffenbasis im Jahre 2001 hatte die LTTE die halbe Luftflotte der Armee
vernichtet. Der erstmalige Einsatz von "Air Tigers" erhärtet
Berichte, dass die LTTE in den vergangenen Monaten Flugzeugteile ins Land
geschmuggelt und zusammengesetzt hat. Laut LTTE handelt es sich bei ihrer
Luftwaffe allerdings um selbstgebastelte Maschinen, die seit 1998 nach den Plänen eines "Oberst Shankar" gebaut
wurden. Der 2001 gefallene Tamilenkämpfer sei vorher Flugingenieur bei AirCanada gewesen. Wie viele Flugzeuge die Tiger-Flotte umfaßt, wird nicht bekannt gegeben. Das im Rahmen des
Waffenstillstandsabkommens von der LTTE verwaltete Territorium im Norden des
Landes verfügt über nur eine bekannte Stadt- und Landebahn, die jüngst von der
Armee bombardiert wurde. Die Zuspitzung der
vergangenen Monate hat nicht nur tausende Tote gefordert und zehntausende
Menschen vertrieben, sondern auch die Aussichten auf eine politische Lösung des
ethnischen Konflikts zwischen singhalesischer Mehrheit und tamilischer
Minderheit getrübt. So spricht die LTTE wieder von staatlicher Eigenständigkeit
des Tamilengebietes und nicht mehr von weitgehender Autonomie, wie sie die auf
Eis liegenden Friedensverhandlungen anstrebten. Norwegische Vermittler bemühen
sich nach wie vor, die Konfliktparteien an einen Tisch zu bringen. |
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