Samstag, 24. Januar 2009
 
„Technokratisches Weiterwursteln“ PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von Hermann Dworczak   
Montag, 11. August 2008

Hermann Dworzak vom Projekt LINKE erwartet sich vom neuen SPÖ-Vorsitzenden Faymann keine Kurskorrektur.

Nach dem Platzen der Großen Koalition und dem politischen Abgang von Alfred Gusenbauer wurde am 8. August Werner Faymann als die Nummer Eins der SPÖ auf den Schild gehoben. Er ist in den letzten Jahren kaum nennenswert politisch in Erscheinung getreten und bastelte vor allem an diversen „Seilschaften“, um persönlich ans Ziel zu kommen. Er steht für neoliberales, technokratisches Weiterwursteln, kombiniert mit „besserem Verkauf“ seiner Politik über den Boulevard. Obwohl die Wahlen nicht einmal geschlagen sind, schielt er schon jetzt in Richtung „Zusammenarbeit“ (mit den Konservativen) und lässt sich sogar ein Türchen in Richtung rechtsextremer FPÖ offen („nicht mit dieser FPÖ“).  


Weder inhaltlich noch personell ist eine Kursmodifikation, geschweige denn eine Kurskorrektur nach links zu erwarten. Nicht einmal ein partielles Linksblinken à la Kurt Beck wie in der BRD steht aktuell an. Die Platzierung von SP-GewerkschafterInnen an führender Stelle (im Gegensatz zur Ära Gusenbauer) für den Nationalratswahlkampf etwa hat nicht die Funktion, ArbeitnehmerInneninteressen stärker zu vertreten, sondern soll vor allem den Gewerkschaftsapparat wieder stärker für die Sozialdemokratie einspannen. Wenn erneut von „Abschaffung der Studiengebühren“ die Rede ist, kann dies eingedenk der Rolle der SPÖ in der Koalition Gusenbauer–Molterer nur als blanker Zynismus angesehen werden.


Selbst wenn die Sozialdemokratie mit dem „neuen Besen“ Faymann einige Prozentpunkte – derzeit rangiert sie bei rund 25 Prozent, gegenüber 35 bei der letzten Nationalratswahl – wettmachen sollte, ihre strukturelle Krise ist prolongiert. Vor diesem Hinteregrund wurde am 5. Juli  das Linksprojekt gestartet und am 19. Juli der Beschluss gefasst, als LINKE bei den Nationalratswahlen zu kandidieren. Die Wahl von Werner Faymann  bestärkt uns in unserer Einschätzung, dass es an der Zeit war, einen linken politischen Kristallisationspunkt zu schaffen, damit nicht noch mehr – zu recht – Frustierte nach (extrem) rechts abwandern.

Hermann Dworczak

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