Samstag, 24. Januar 2009
 
Wer ist nobelpreiswürdig? PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von Gerhard Lehner, akin   
Mittwoch, 22. Oktober 2008

Die Vergabepraxis für die in Stockholm und Oslo zu verleihenden Preise war immer schon recht seltsam, meint Gerhard Lehner.

Der diesjährige Friedensnobelpreis an Martti Ahtisaari hat zu Diskussionen über früherer Friedensnobelpreisvergaben, etwa an Al Gore oder Mutter Theresa geführt: Mutter Theresa z.B. nahm zu den Ursachen der Probleme in der "3.Welt" keine Stellung und gab keinerlei politische Stellungnahmen ab -- aber zweifellos kümmerte sie sich um Menschen, um die sich sonst niemand kümmerte und sammelte im wörtlichen Sinne schwerkranke und sterbende Menschen von der Straße auf.

Ganz sicher kann man auch über andere Nobelpreisvergaben bzw. über den Nobelpreis an sich sehr geteilter Meinung sein: obwohl Alfred Nobel selbst ja Millionär und Großindustrieller war, hätte, so meine viele, der Wirtschaftsnobelpreis kaum seinen Überzeugungen und Intentionen entsprochen -- der Alternative Nobelpreis schon eher.

Etliche Vergaben waren und sind zu Recht sehr umstritten, wie im Falle der Friedensnobelpreisträger Henry Kissinger und Menachem Begin -- besonders als Begin dann im Libanonkrieg 1982 u.a. Phosphorbomben einsetzen ließ.

Andererseits führte gerade der Friedensnobelpreis zu einer historisch bedeutsamen weltweiten Kampagne, wie es sie für keinen anderen Nobelpreis gab: der Kampagne für den Friedensnobelpreis für das Naziopfer Carl von Ossietzky.
Natürlich gibt´s auch die anderen Nobelpreiskategorien -- etwa keinen Medizinnobelpreis für Sigmund Freud, hingegen für den, sich obendrein ziemlich den Nazis anbiedernden Graugansvater Konrad Lorenz und den Bienenforscher Karl von Frisch. Oder keinen Literaturnobelpreis für Ibsen oder Tolstoi, aber z.B. für Winston Churchill -- für seine Bücher über den 2.Weltkrieg.

Und erwähnt sei auch noch der Zorn Peter Rosseggers -- wegen seiner deutschnationalen bis völkischen Auffassungen in einer kritischen Biografie als "Dichter der verlorenen Scholle" charakterisiert -- in dem Jahr, in dem er sich den Literaturpreis erhoffte und dieser dann "ausgerechnet" an den "fremdvölkischen" Rabindranath Tagore vergeben wurde.

Gut, daß Alfred Nobel, der den Wunsch gehabt hatte, "Träumern, die sich im Leben schwertun, zu helfen", das alles nicht mehr erleben mußte.

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