Samstag, 24. Januar 2009
 
Wahlen in Brasilien: Lula setzt sich durch PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von Hermann Dworczak   
Montag, 30. Oktober 2006

Nach einer bösen Überraschung im ersten Wahlgang setzte sich Lula in der zweiten Runde mit 60:40 gegen den bürgerlichen Kandidaten Geraldo Alckmin durch.


In der ersten Runde bekam Lula die Rechnung für seine weitgehend neoliberale
Politik präsentiert. Anders als allgemein erwartet mußte Lula daher am 29.Oktober
in die Stichwahl. Im ersten Wahlgang der Präsidentschaftswahlen erhielt
er 48,6 , sein bürgerlicher Herausforderer Geraldo Alckmin 41,6 Prozent der
Stimmen. Die Kandidatin der Psol , die revolutionäre Sozialstin Heloisa
Helena, konnte mit knapp 7 Prozent einen schönen Achtungserfolg erzielen.


Nicht nur in Österreich können Wahlforscher und Kommentatoren falsch liegen:
bis kurz vor den Wahlen wurde Lula (PT ) in nahezu allen Umfragen bei über
5O Prozent gehandelt. Ein zweiter Wahlgang wäre damit hinfällig gewesen.
Lula blieb jedoch bei 48,6 Prozent stecken. Sein bürgerlicher Gegenkandidat,
der rechtsliberale Geraldo Alckmin ( PSDB ) , Opus Dei-Mitglied und oft als
"spröde und hölzern" beschrieben, kam auf 41,6 Prozent. Lulas Vorsprung auf
Alckmin- lange Zeit auf gut zwanzig Protent geschätzt - schmolz auf
schmale 7 Prozent zusammen.

Heloisa Helena, die vor zwei Jahren aus der PT ausgeschlossen wurde, weil
sie sich weigerte die ursprünglichen- sozialistischen- Positionen der PT
preiszugeben und deren Kandidatur auch internationale Unterstützung fand
( u.a. Noam Chomsky )erzielte 6,9 Prozent. Die Kernpunkte ihrer
Wahlbewegung waren : radikale Agrarreform, Suspendierung der Zahlung der
Auslandsschulden, Ablehnung der Amerikanischen Freihandelszone ( ALCA ).

An den ehemaligen Erziehungsminister der Regierung Lula Christovam Buarque,
der für die Demokratische Arbeitspartei ( PDT ) kandidierte, entfielen 2,7
Prozent.

Versprochen und nicht gehalten

Das Bündel der Ursachen für die Notwendigkeit Lulas in die zweite Runde
gehen zu müssen ist vor allem hausgemacht. Lula und die rechte Führung der
PT haben ihre Versprechungen nicht in die Wirklichkeit umgesetzt:
- bei der - u.a. von der Landlosenbewegung MST immer wieder eingeforderten
-Landreform ging nichts wirklich weiter
- eine Umverteilung von oben nach unten fand nicht statt- nur die "extreme
Armut " konnte von 26,8 auf 22,8 Prozent reduziert werden . Hingegen wurden
die -geerbten- Schulden "musterschülerhaft" bezahlt Das lobende Urteil der
großbürgerlichen "Neuen Zürcher Zeitung" : Lula hat " in den letzten vier
Jahren die internationale Finanzgemeinde ( sic ! ) davon überzeugt, daß er
in seiner Wirtschaftspolitik solide ist ".

- es laufen verschiedene " Sozialprogramme" ( z.B " Bolsa Familia " ), die
zwar ein Minimum an Untersützung gewähren, aber weder die oligarchischen
Strukturen des Landes aufbrechen , noch die Armen aus ihrer
underdog-Position als "karitative Bittsteller " herausführen

- der Regenwald wurde z.t. privatisiert. Originalton des Unterstatssekretärs
Tasso Azevedo vom Umweltministerium."So fördern wir nachhaltige Entwicklung
und bereiten der unkontrollierten Abholzung ein Ende ". Eher ließe sich
sagen, daß der Bock zum Gärtner gemacht wurde.

- die Regierung Lula war und ist in eine Reihe von (Korruptions)sskandalen
verwickelt

- schließlich kniff Lula in der Schluphase des Wahlkkampfs und sagte eine
TV-Diskussion mit seinen zentralen Konkurrenten mit fadenscheinigen
Argumenten ab

Für Lula stimmen = Alckmin verhindern

Am 29.Oktober war die brasilianische Linke gefordert, Alckmin mit seinem
weit rechtsangesiedelten Programm zu verhindern. DESHALB war es notwendig
für Lula zu stimmen. Nicht jedoch , um Illusionen zu säen, daß " in der
zweiten Amtsperide Lula seine Versprechungen verwirklichen " wird. Lula hat
im Gegenteil klar gemacht , daß er an seinem bisherigen
"wirtschaftsfreundlichen" Kurs ( " striktes Sparen " ) festzuhalten gedenkt.
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