Gut eine Woche vor dem G8-Gipfel und nur noch wenige Tage bevor der Tagungsort Heiligendamm für die Öffentlichkeit abgeriegelt wird, sind die Sicherheitskräfte von Polizei und Bundeswehr anscheinend hochgradig nervös. Bundeswehr Feldjäger reagieren äußerst aggressiv, wenn man Bundeswehreinheiten fotografiert oder sich Feldeinrichtungen der Bundeswehr all zu dicht nähert. Auch ein Reporter unsere Redaktion musste sich jüngst gefallen lassen, dass ein Bundeswehrfeldwebel ihn ziemlich massiv anging, als er Pioniereinheiten aus Emmerich bei dem Verlegen von Absperrmaßnahmen fotografieren wollte.
Auch die Polizeikräfte werden zunehmend nervöser und zeigen sich in der Öffentlichkeit immer häufiger in voller Kampfmontur, zum Teil mit Waffen. So berichten Mitarbeiter einer Fast-Food-Kette, dass in letzter Zeit immer häufiger Polizeikräfte mit schusssicheren Westen und mit übergehängten Maschinenpistolen die Restaurants betreten.
Aus Informationen aus Polizeikreisen geht hervor, dass bereits jetzt jeder Bürger, der sich nach Heiligendamm begibt, von Videokameras erfasst wird. Pkws werden nach Kennzeichen erfasst und identifiziert. Auch sonst sind einige Polizeikräfte sehr fotoscheu. Häufig wurden Fotografen schon aufgefordert, Bilder zu löschen und danach sofort erkennungsdienstlich behandelt. Die bayrische Bereitschaftspolizei aus Bamberg sowie Bereitschaftspolizei aus Hannover befinden sich schon in den Einsatzräumen in und um Heiligendamm. Da sind besonders Bereitschaftseinheiten aus dem Raum Lüchow-Dannenberg zu erwähnen, die bereits Erfahrungen mit gewaltbereiten Demonstranten aus Castor-Transporten haben und als nicht sehr zimperlich gelten. Dann sind auch hessische Kräfte aus dem Raum Frankfurt am Main sowie aus Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein eingetroffen. Ab dieser Woche werden dann die restlichen Polizieinheiten aus dem gesamten Bundesgebiet im Großraum Rostock eintreffen und ihre Einsatzräume besetzen.Es werden dann über 16.000 Polizisten und rund 1400 Bundeswehrsoldaten im Einsatz sein.
Die Bundespolizei, die sich schwerpunktmäßig um die Sicherheit im inneren Bereich von Heiligendamm kümmert, fängt damit an, sich einzurichten. Sie wirkt von allen Polizeieinheiten am professionellsten und ist nach ersten Erfahrungen unserer Redaktion auch durchweg sehr freundlich und hilfsbereit. Die Fernmelde- und Funkeinheiten der Polizei haben inzwischen ein umfangreiches Funknetz in und um Heiligendamm installiert. Damit sind sie in der Lage, auch einem Totalausfall von erdgebunden Fernsprechleitungen einen digitalen Funk- und Datenverkehr mit den jeweiligen Einsatzzentralen zu gewährleisten. Hinzu kommt Radar- und Funküberwachung des Luftraumes von Heiligendamm. Auch eine Flugfunkstation, die für die Anflüge der Helikopter zuständig ist, wurde aufgebaut. Funktechniker gehen davon aus, dass es für die Dauer des Gipfels zu temporären Störungen des GSM Netzes kommen könnte, da die Gefahr von funkferngesteuerten Bombenattentaten nicht zu unterschätzen ist. Schon beim Bush-Besuch vor gut einem Jahr wurde das GSM Netzt in und um Heiligendamm zeitweise gestört, um eventuellen Attentätern nicht die Möglichkeit zu geben, mittels Handy wie auch immer geartete Attentate auszuüben.
Ab dem 1. Juni 2007 werden dann auch die Sicherheitsdienste der jeweiligen teilnehmenden Gipfelländer eintreffen. Der Sicherheitsstab des US-amerikanischen Präsidenten dürfte der umfangreichste sein, gefolgt von denen der Russen und der Engländer. Alle anderen Länder kommen nur mit kleinen Stäben, da die Gefährdungslage für ihre Regierungschefs nicht so hoch eingestuft wird. Bei den Bürgern in Bad Doberan, Heiligendamm und Kühlungsborn herrscht inzwischen eine gedämpfte Stimmung. Einige befürchten bereits bürgerkriegsähnliche Zustände und haben in der Gipfelwoche ihren Kinder quasi Stubenarrest verordnet. Die Schulen verzeichnen eine zunehmende Zahl von Eltern, die Kinder für die Gipfel-Woche vom Unterricht abmelden. Die Supermärkte im Landkreis Doberan beobachten schon die ersten Hamsterkäufe und gehen davon aus, dass dieser Trend in der Woche vor dem Gipfel zunehmen wird. Ihren Willen zum Frieden drücken immer mehr Einwohner in Bad Doberan damit aus, dass sie Fahnen mit der Aufschrift Pace/Peace nach guter alter DDR-Manier an die Fenster hängen.
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