Samstag, 24. Januar 2009
 
Ungereimtheiten um „Kärnten – Dorf“ in Banda Aceh PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von Stefan Mayer   
Samstag, 17. März 2007

Am Donnerstag wurden im Landtag in Klagenfurt einmal mehr schwerwiegende Vorwürfe gegen den Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider in Zusammenhang mit dem Hilfsprojekt für Waisenkinder im indonesischen Banda Aceh erhoben.

Im Zuge der Tsunami - Katastrophe im Dezember 2004 hatte Haider ohne Rückgriff auf die Erfahrung internationaler Hilfsorganisationen ein so genanntes „Kärnten-Dorf“ für Waisenkinder angekündigt, das daraufhin auch gebaut und im März 2006 publicity-trächtig von Haider persönlich – der zu diesem Anlass „per Business Class“ (ÖVP-Landtagsabg. Tauschitz) extra anreiste – eröffnet worden war.

Nun allerdings tauchen immer mehr Ungereimtheiten in Zusammenhang mit dem Projekt auf, für das rund 431.000 Euro an Spendengeldern verwendet wurden, während das übrige Geld für das insgesamt 1,37 Mio. teure Projekt hauptsächlich vom Land Kärnten (rund 696.000 €) und zu einem kleineren Teil vom Sozialministerium (damals noch unter Sozialministerin Ursula Haubner, rund 250.000 €) beigesteuert worden war. Zum einen kritisierten SPÖ, ÖVP, Grüne und FPÖ im Kärntner Landtag, dass das für Waisenkinder gedachte Dorf nunmehr ein Jahr nach der Eröffnung noch immer leer steht, was Christian Bradach, Honorarkonsul in Indonesien – und einer der Projektverantwortlichen – folgendermaßen begründet: "Wir haben noch keine Waisenkinder dorthin bringen können, weil wir noch kein Management vor Ort haben, das fähig wäre, so ein Waisenhaus zu führen." Projektleiter der Kärntner Landesregierung Siegfried Wuzella führte diesen Umstand auf „politische Irritationen“ nach dem Wahlsieg der separatistischen Rebellenorganisation GAM in Aceh zurück. Gaby Schaunig, Landesvorsitzende der SPÖ  Kärnten kritisierte hingegen, dass es sich um Haiders „teuerste Pressekonferenz-Kulisse aller Zeiten in Form eines Geisterdorfes“ handle, „in dem die Kosten pro Haus überproportional und ortsunüblich hoch sind und die Möbel vor Ort nicht den Bedürfnissen entsprechen, die die Kinderdörfer eigentlich als Anforderungsprofil haben".

Alle Parteien des Kärntner Landtages mit Ausnahme des BZÖ waren sich darüber einig, dass LH Haiders politische Projekte ein bestimmendes Grundmuster aufweisen: „Eigenwerbung der Marke Ich, die regelmäßig mit wirtschaftlichen Flops“ ende; die ÖVP sprach von einem „riesengroßen Spendenskandal“. Landeshauptmann Haider versuchte daraufhin, offensiv zu kontern und legte seine Darstellung des Projektes vor: Es handle sich um ein „absolut sauberes, korrektes Vorbildprojekt“, und wer etwas anderes behaupte, werde geklagt. Die negative Kritik sei eine Beleidigung für alle an dem Projekt Beteiligten und für die vielen engagierten MitarbeiterInnen. Das Dorf stehe nur deshalb noch leer, weil der Bezug erst Mitte 2008 vertraglich vorgesehen sei. Laut „Kleine Zeitung“ sei jedoch im mit Honorarkonsul Bradach geschlossenen Vertrag vereinbart gewesen, dass jener „den Betrieb des Kärnten-Dorfs bis 31. Dezember 2006 hätte gewährleisten müssen“.

(=>http://www.kleinezeitung.at/nachrichten/chronik/341528/index.do)

Darüber hinaus sind die Informationen in Bezug auf die Finanzierung nach wie vor widersprüchlich: LH Haider sprach am Donnerstag vor dem Kärntner Landtag von 207.766 Euro, die noch übrig wären und für die Inbetriebnahme des Dorfes aufgewendet werden könnten, während Projektleiter Wuzella in einer Sitzung des Entwicklungspolitischen Beirates des Landes Kärnten letzte Woche eine Summe von 350.000 Euro genannt hatte, die noch als „finanzielles Polster“ zur Verfügung ständen.

Christian Bradach hatte aber ohnehin schon im Februar in einem Interview erklärt, dass es mittlerweile keine Waisenkinder in Banda Aceh mehr gebe, da diese in der Zwischenzeit schon bei Ersatzfamilien untergekommen seien. Stattdessen könnten laut Bradach beispielsweise ehemalige Rebellen in das Dorf einziehen – „das wäre eine Art Resozialisierungsprojekt“...

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