| Haiders Tod |
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| Geschrieben von Michael Genner | |
| Mittwoch, 15. Oktober 2008 | |
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In seinem Leben herrschte eine ungebrochene ideologische Kontinuität: Von seinem Elternhaus geprägt (der Vater war Naziputschist), strebte er danach, all das zu salonfähig zu machen, was 1945 für seine Familie untergegangen war. Er verherrlichte daher die Veteranen der SS und die „ordentliche Beschäftigungspolitik“ der Nazis; er hetzte wie Goebbels gegen KünstlerInnen und Intellektuelle („Wollt ihr Jelinek – oder Kunst und Kultur?“); gegen den Präsidenten der Kultusgemeinde („Ariel… Dreck am Stecken“) und gegen den Präsidenten des Verfassungsgerichtshofs („wenn einer Adamovich heißt… ob der wohl eine Aufenthaltsbewilligung hat?“) – das alles unter dem johlenden Beifall eines rassistischen, antisemitischen Mobs, den er großgezüchtet hatte. Seine wichtigste Waffe wurde der Hass gegen die „Ausländer“, die „Fremden“, der ihm (wenn auch nur zum Teil) den traditionellen Antisemitismus zu ersetzen schien. Sein Anti-Ausländervolksbegehren (1993) scheiterte am massiven, von SOS Mitmensch geführten Widerstand des anderen Österreich („Lichtermeer“). Aber das Land blieb tief gespalten. Haiders Hetzwahlkampf gegen „Überfremdung“ (1999) führte zum schwarz-blauen (dann schwarz-orangen) Regime, das nicht nur Apartheid-Gesetze gegen „Fremde“ erließ, sondern auch soziale Errungenschaften der „Inländer“ zerschlug (Studiengebühren, Pensions-„Reform“). So spannt sich der Bogen zu seinen letzten Taten: zur ethnischen Säuberung des Jahres 2008, zum „tschetschenenfreien Kärnten“ samt „Sonderanstalt“ für Flüchtlinge, die der Landesfürst ohne jedes Gerichtsverfahren für „straffällig“ erklärt. „Straffällig“… Woran erinnert dieses Wort? Haider hat auch einmal die Konzentrationslager der Nazizeit „Straflager“ genannt. Der Drang, Andersdenkende, Anders-„Artige“ zu „strafen“, war in ihm immer schon stark.
Michael Genner |
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