Offener Brief zum Ilisu-Staudamm |
Geschrieben von Gesellschaft für bedrohte Völker | |
Dienstag, 20. März 2007 | |
Angesichts der gravierenden Folgen einer Errichtung des Ilisu-Staudamms und der drohenden Exportgarentie durch die Österreichische Kontrollbank für dieses Projekt richteten VertererInnen der Gesellschaft für bedrohte Völker-Österreich den folgenden Offenen Brief an Bundeskanzler Gusenbauer. Dr. Alfred Gusenbauer Ballhausplatz 2 1010 Wien Betr.: Ilisu-Staudamm Sehr geehrter Herr Bundeskanzler! Die Gesellschaft für bedrohte Völker-Österreich ist erschüttert über die Befürwortung einer Staatsgarantie für das höchst umstrittene türkische Staudammprojekt ILISU durch den ÖKB-Beirat. Diesem - mit 300 km2 zweitgrößten Staudamm in der Türkei - würden 170 Dörfer und Städte zum Opfer fallen, darunter wertvolle Kulturgüter wie der historisch und kulturell schützenswerte, aus dem Mittelalter stammende untere Teil von Hasankeyf. Der GfbV ist natürlich das Schicksal der direkt Betroffenen - hauptsächlich KURDEN - ein Anliegen: 12.000 Anwohner würden vertrieben werden, weitere 60.000 Bauern mit der Flutung der Felder ihrer Lebensgrundlage beraubt. Und was von den Versprechungen der türkischen Regierung und der Kraftwerksbetreiber bezüglich Entschädigung zu halten ist, wissen zehntausende Menschen, die durch Staudammprojekte vertrieben wurden und als Arbeitslose in den Slums Großstädten leben und vielfältigen Repressalien von Seiten der staatlichen Autoritäten ausgesetzt sind. Ungezählte andere Vertriebene haben in Europa Zuflucht gesucht. Da die ÖKB die Bedingungen für die Gewährung der Exportgarantie nicht offen legt, ist zu befürchten, dass zahlreiche weitere Probleme wie Biodiversität, Wasserqualität (Versalzung), die Wasserversorgung des Irak und Syriens (und das daraus resultierende neue Konfliktpotenzial im Nahen Osten), etc., spätestens mit Baubeginn kein Thema mehr sein werden. Wir wissen uns einig mit vielen SPÖ- und grünen PolitikerInnen sowie Umwelt- und Menschenrechtsorganisationen, die sich kritisch bis negativ bezüglich einer österreichischen Garantie ausgesprochen haben. Die GfbV-Ö ersucht Sie, sehr geehrter Herr Bundeskanzler, eindringlich, - darauf zu dringen, dass diese Garantie nicht geleistet wird; - zum Projekt selbst und zur Vorgangsweise öffentlich Stellung zu nehmen, insbesondere auch zur Rolle des Bundeskanzleramtes dabei; - eine ausführliche Debatte im Nationalrat herbeizuführen. Mit freundlichen Grüßen Alfred Brandhofer, Obmann der GfbV-Ö Mustafa Akgün, Vorstandsmitglied Hans Bogenreiter, Geschäftsführer Gesellschaft für bedrohte Völker - Österreich Untere Viaduktgasse 53/7A A-1030 Wien Tel: +43/1/503 49 90 Fax: +43/1/503 13 36 Homepage: www.gfbv.at E-mail: |
< zurück | weiter > |
---|