Samstag, 24. Januar 2009
 
Unterrichtsministerin als "Daten-Keilerin"? PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von ARGE Daten   
Dienstag, 26. August 2008

Daten von Jugendlichen werden für Aktivitäten der "Raiffeisen-Bankengruppe" gesammelt - Ministerin Schmied hat dabei den Ehrenschutz.

Interessant ist der Fall, in dem sich die Bundesministerin Schmied für die Jugendaktion einer Bankengruppe stark machte. Unter Mitwirkung des Bundesministeriums für Unterricht (Aktenzahl BMUKK-36.377/0107-V/5/2007) werden Datenschutzinteressen verletzt. Anlassfall war die Werbung für den "Internationalen Raiffeisen Jugendwettbewerb". Jugendliche sollten im Frühjahr 2008 zu mehr sportlichen Aktivitäten ermuntert werden. Im seinem Rahmen hatte der Veranstalter auch ein Quizspiel für Jugendliche angeboten. Um teilnehmen zu können mussten die Jugendlichen umfangreiche personenbezogene Daten (Name, Wohnort, Geburtsdatum, Beruf, Telefon) bekannt geben. Ein - mikroskopisch klein gehaltener - Hinweis informiert den Teilnehmer, dass er sich durch die Teilnahme einverstanden erklärt, dass die "Raiffeisen-Bankengruppe" seine personenbezogenen Daten ohne jegliche Einschränkung verarbeiten darf.

Hervorstechendes Merkmal des Werbeblattes ist die Fotografie der Bundesministerin für Unterricht und Kunst samt offizieller Bezeichnung, womit der Eindruck erweckt wird, es handele sich um eine offizielle Aktion des Unterrichtsministeriums mit den strengen Datenschutzbeschränkungen der Behörden.

Wenn heute über das Auftauchen von Millionen Datensätzen mit Namen, Adressen und Kontonummer in Deutschland Krokodilstränen vergossen werden und nach einer "Datenpolizei" gerufen wird, sollte nicht übersehen werden, dass gerade diese Ministerin-Aktion den Nährboden für weiteren Datenmissbrauch darstellt.

Längst werden Jugendliche, Bürger, Konsumenten in autoritätsgläubiger Weise daran gewöhnt an allen Ecken und Enden ihre persönliche Daten abzugeben. Die Bekanntgabe von Geburtsdatum, Sozialversicherungsnummer und Kontonummer, die wichtigsten Informationen für einen erfolgreichen Identitätsdiebstahl, ist längst Standard bei kostenpflichtigen, aber auch kostenlosen Internetangeboten, Bestellungen oder Gewinnspielen. Der ARGE DATEN sind Internet-Plattformen bekannt, die systematisch Kontodaten von naiven Konsumenten sammeln und unverlangt und ohne Absicherung an hunderte Unternehmen weiterverscherbeln und weiterschicken.

Was vordergründig als "lustiges Spiel" unter der Patronanz der Unterrichtsministerin erscheint, entpuppt sich bei näherer Analyse als "Datenkeilaktion" übelster Sorte. Sogar eine Unterrichtsministerin müsste durchschauen, dass eine Bank nicht als uneigennütziger "Mäzen" von Sportaktivitäten auftritt, sondern dahinter kommerzielle Interessen stecken.

Nun, der "Raiffeisen-Jugendwettbewerb 2008" ist Geschichte. Angesichts der fragwürdigen Umstände, wie die Daten gesammelt wurden, sollten sie eigentlich gelöscht werden. Es wäre die Pflicht der Unterrichtsministerin den behördlichen Schnitzer durch die Datenlöschung wieder zu reparieren. Und der nächste Jugendwettbewerb kommt bestimmt, spätestens im Oktober 2008 werden die Vorbereitungen starten.

Quelle:
http://www2.argedaten.at/php/cms_monitor.php?
q=PUB-TEXT-ARGEDATEN&s=23291xth

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