KPÖ fordert offensives Programm zum Ausbau der Kinderbetreuungseinrichtungen
"Wer durch das Zölibat ein völlig gestörtes Verhältnis zur Familienpolitik hat, sollte zu solchen Fragen schweigen" meint KPÖ-Bundessprecherin Melina Klaus zu den jüngsten Äußerungen von Bischof Andreas Laun. Dieser hatte sich nicht nur hinter das absolut reaktionäre Weltbild des deutschen Bischofs Mixa gestellt, welcher meint, durch die Pläne der CDU-Familienministerin Ursula von der Leyen zum Ausbau der Kinderbetreuungsplätze würden Frauen zu "Gebärmaschinen degradiert". Laun möchte darüber hinaus Frauen sogar durch ein Müttergehalt überhaupt von einer Berufsausübung fernhalten.
Laun wie auch Mixa sprechen mit ihrem Lamento gegen ein zum "ideologischen Fetisch" erhobenes Ziel einer "Doppelverdiener-Familie" den Frauen explizit das Recht auf jegliche Selbständigkeit und damit auch Berufstätigkeit ab und wollen sie nach überholter Art zu den drei K (Kinder, Küche, Kirche) verbannen. Bezeichnend für das vorgestrige Weltbild Launs ist auch, dass er Kindererziehung ausschließlich den Frauen zuordnet und überhaupt nicht auf die Idee kommt, dass dafür auch die Männer zuständig sein könnten.
Das Jammern über eine zu geringe Geburtenrate zeigt das Debakel einer konservativen und katholisch dominierten Familienpolitik und auch das Desaster des von der schwarzblauen Regierung eingeführten Kindergeldes. Während die Geburtenrate in Österreich auf 1,3 Kinder pro Frau gesunken ist, beträgt diese in Frankreich 2,1. Die Ursache dafür ist, dass es in Frankreich ein gut ausgebautes System von Kinder- betreuungseinrichtungen gibt und es dort als völlig selbstverständlich gilt, dass Frauen so bald als möglich nach der Geburt wieder berufstätig sind. Ähnliches gilt für die skandinavischen Länder.
Laut Eurostat waren 2005 zwei Drittel der Haushalte in der EU kinderlos. 16 Prozent hatten ein Kind, 13 Prozent zwei und nur noch 4 Prozent drei oder mehr Kinder. Österreich findet sich in der Spitzengruppe, in der zwischen 70 Prozent und 76 Prozent der Haushalte kinderlos sind. Die so sehr um das "bürgerliche Familienbild" besorgten kirchlichen Kreise haben offensichtlich aber auch nicht mitbekommen, dass es das Idealbild einer Familie durch eine wachsende Zahl von Scheidungen, immer mehr Patchwork-Familien und eine zunehmende Zahl von AlleinerzieherInnen immer weniger gibt.
Österreich ist mit einer Quote von zwölf Prozent der Kinder bis zwei Jahren in Krippen weit vom EU-Ziel von 33 Prozent bis 2010 entfernt, von Quoten wie in Dänemark (68 Prozent) oder Schweden (73 Prozent) gar nicht zu reden. Auch die österreichische Betreuungsquote von 68 Prozent bei den drei- bis sechsjährigen (EU-Ziel 90 Prozent bis 2010) ist relativ zu sehen, da Kindergärten vor allem in ländlichen Regionen vielfach nur eine Vormittagsbetreuung bieten.
Die von Gesundheitsministerin Andrea Kdolsky (ÖVP) forcierte steuerliche Absetzbarkeit von Kinderbetreuung würde vermögenden bzw. gut verdienenden Kreisen zugute kommen, die sich Kindermädchen leisten können. Notwendig ist jedoch der Ausbau öffentlicher Kindereinrichtungen, die für alle kostengünstig zur Verfügung stehen, wobei auch alle größeren Unternehmen mit der Schaffung betrieblicher Kinderbetreuungs- einrichtungen bzw. einer Abgabe zur Finanzierung solcher in die Pflicht genommen werden müssen.
"Die KPÖ tritt dafür ein, dass der Bund ein Schwerpunktprogramm für den Ausbau der Kinderbetreuungseinrichtungen ähnlich der seinerzeitigen "Kindergartenmilliarde" startet. Die Finanzierung kann und muss durch eine entsprechend Steuerpolitik durch höhere Besteuerung von Kapital und Vermögen sichergestellt werden", meint Klaus abschließend.
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