Samstag, 24. Januar 2009
 
30 Jahre ARGE WDV PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von Rosalia Krenn   
Samstag, 26. Mai 2007

Symbolisch mit 15.Mai, dem Internationalen Tag für Kriegsdienstverweigerung, beging die ARGE für Wehrdienstverweigerung, Gewaltfreiheit und Flüchtlingsbetreuung ihr 30-jähriges Bestandsjubiläum.

30 Jahre ARGE! Ein Anlass zum Feiern? Ein Anlass, Rückschau zu halten und sich in Besinnlichkeit zu üben? Mitnichten. Natürlich haben wir ein 30-Jahre-Geburtstagsfest gefeiert, am 15. Mai in einem Jugendzentrum in Wien, natürlich haben wir eine Kundgebung organisiert: gegen die geplante Stationierung der Eurofighter in Zeltweg. 30 Jahre Arge beinhalten seit drei Jahrzehnten lebendigen Widerstand gegen jegliche Form von Militarismus, Krieg und Gewalt.

Unser Grundverständnis: Wir unterstützen jegliche Form der Wehrdienstverweigerung, wir beraten und begleiten Menschen auf ihren Wegen zur Untauglichkeit, auf ihren Wegen zur "inneren Wehrkraftzersetzung", auf ihren Wegen zum Zuvieldienst. Wir freuen uns ganz besonders darüber, wenn Deserteure sich bei uns einfinden. Wir bieten ein politisches Netzwerk. Wir bemühen uns darum, die Situation von Menschen mit migrantischem Hintergrund zu stabilisieren. Wir haben die Deserteurs- und Flüchtlingsberatung
gegründet, um Menschen aus der Kriegssituation im ehemaligen Jugoslawien heraus eine neue Lebensperspektive zu bieten. Die Deserteurs- und Flüchtlingsberatung wird nunmehr 15 Jahre alt. Es ist für uns irrelevant, aus welchen Gründen und mit welcher Vorgeschichte Menschen mit migrantischen Hintergrund unserer Unterstützung bedürfen. Wir treten für eine bedingungslose Öffnung aller Grenzen ein. Wir setzen uns mit all unserer Leidenschaft dafür ein, dass alle Menschen in Würde leben können, dort, wo sie leben wollen. Wir unterstützen Menschen auf ihrem Weg, ihre Lebensperspektive zu finden. Wir fühlen uns durch sie berührt.

Das Bundesheer haben wir noch nicht abgeschafft. Die Draken wurden stationiert. Die Fremdengesetze wurden in Permanenz verschärft.

Warum kämpfen wir dann, ausschliesslich mit gewaltfreien Mitteln? Weil wir der Überzeugung sind, dass nur Gewaltfreiheit Frieden schaffen kann. Wir nutzen das Wort. Hexen- wie Bücherverbrennungen beweisen, dass es stark ist.

Schriftstellerinnen und Schriftsteller, die die Kraft ihrer Worte genutzt haben, um ihrer Überzeugung Ausdruck zu verleihen, dass die Welt zum Besseren verändert werden kann, haben oft genug am Galgen geendet; ihre Worte sind uns trotzdem überliefert worden.

Wir leben. Das ist uns Auftrag und Verpflichtung zugleich: für eine gewalt- und heerschaftsfreie Gesellschaft. Grenzenlos.

rosalia krenn
arge wehrdienstverweigerung, gewaltfreiheit und flüchtlingsbetreuung



DIE GESCHICHTE beginnt mit einer Wohngemeinschaft in den 70er Jahren. Nach dem Volksbegehren zur Abschaffung des Bundesheeres (1969) und nach der gesetzlichen Verankerung eines Wehrersatzdienstes (1975) entwickelte sich aus der Wohngemeinschaft eine antimilitaristische Gruppe, welche 1977 den Verein ARGE Zivildienst gründete. Anfang der 80er wurde der Name in ARGE für Wehrdienst-
verweigerung und Gewaltfreiheit geändert.

Mit der Friedensbewegung der 80er Jahren, in dieser Zeit engagierten sich viele Menschen in der ARGE, entstand auch in Österreich eine gesellschaftspolitische relevante außerparlamentarische Bewegung. Ein internationaler Friedensmarsch führte 1982 sternförmig von Deutschland, England und Griechenland nach Wien. Mehr als 1000 AktivistInnen bevölkerten zwei Wochen lang die Arenawiese im Prater und veranstalteten Informations- und Protestkundgebungen.

In Österreich wurde Mitte der 80er die Umfassende Landesverteidigung im
Verfassungsrang beschlossen. So wurde der Zivildienst nach militärischen Kriterien neu strukturiert. In der ARGE bildete sich die Gruppe für Totalverweigerung. Immer wieder waren Inhaftierungen oder Prozesse gegen Wehr- und/oder Zivildienstverweigerer Anlässe für Protestaktionen.

1991 startete der Aufruf zur Nichtbefolgung militärischer Gesetze und die Forderung zur Abschaffung der Disziplinarbestimmungen im Militärstrafgesetz. Den Aufruf unterstützten mehr als 1000 Personen und veröffentlichten diesen in den Medien. Die Staatsanwaltschaft sah darin die Anstiftung zu strafbaren Handlungen und die Strafverfahren gegen die einzelnen UnterzeichnerInnen haben sich über Jahre gezogen und sind bis heute nicht abgeschlossen!

Anfang der 90er Jahre gründete sich die Initiative Österreich ohne Heer mit dem Ziel, antimilitaristische Aktivitäten in kleinerem Rahmen zu unterstützen. Den großen Paraden und Waffenschauen am 26. Oktober in Wien wurden Veranstaltungen mit Kulturprogramm gegenübergestellt. KünstlerInnengruppen mischten sich immer wieder unter das Publikum am Heldenplatz und initiierten kontroverse Diskussionen.


Kontakt:
http://www.verweigert.at/

Wien: Schottengasse 3a/1/59, 1010;
01-53 59 109,
Zivildienstberatung Montag 18 h

Salzburg: Arge Kultur Nonntal, 1. Stock, Josef-Preis-Allee 16, 5020;
0662-84 77 43,
Zivildienstberatung Donnerstag 18.30

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