**********************************************************
akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Donnerstag, 20. Januar 2022; 06:42
**********************************************************
Letzte Worte:
> Safe Space
Der Medienkonzern Facebook (resp. jetzt "Meta", was wirklich schon ziemlich
"meta" ist) sieht sich regelmäßig mit zwei Vorwürfen konfrontiert: Zum Einen
damit, aus Firmeninteressen wenig gegen Cybermobbing und "Hass im Netz" zu
unternehmen -- schließlich gilt auch hier: "Bad News are Good News" (auch
wenn es gar keine News sind) --, zum Anderen, ständig zu zensurieren. Jetzt
könnte man annehmen, Facebook versuche doch angesichts dieser
widersprüchlichen Vorwürfe einen goldenen Mittelweg zu fahren, weil man es
halt nicht jedem rechtmachen kann. Aber so ist es halt nicht, denn beide
Vorwürfe sind vollauf berechtigt. Die Zensur findet statt und zwar
üblicherweise per dummen automatischen Routinen, die nach Stichwörtern und
Verhaltensmustern scannen (sowieso sich an blanken Frauenbusen orientieren).
Danach kann man sich darüber beschweren, bekommt dann aber völlig unpassende
Statements aus Textbausteinen als Antwort oder gar keine und wird vielleicht
auch noch gesperrt als einzige Reaktion.
Kein Problem hat man hingegen damit, wenn etwas viele Klicks verspricht und
die User im System hält (sofern es eben nicht erwähnte Busen sind). Am
besten sind da so richtig fette Nazimeldungen -- mittlerweile ist der
Beweggrund, derlei stehen zu lassen, ja ganz gut dokumentiert.
Wenn man derartiges bei Facebook aber meldet, kann einem schon mal der Atem
stocken ob der Antwort. Da war so ein Sujet zu finden, indem ein aus
Impfspritzen geformter Davidstern abgebildet war und dazu die Schlagwörter
"Jewish - GEN - Toxic - Vaccination ABO". Die Aussage ist wohl eindeutig:
'Die jüdischen Weltverschwörung sorgt dafür, daß alle zu Tode geimpft
werden.' Das österreichische Gericht möchte ich sehen, für das das nicht den
Tatbestand der Verhetzung erfüllt.
Bei Facebook ist man da gnädiger, da sorgt man sich nur darum, daß jemand
gekränkt sein könnte. Die Antwort auf einen diesbezüglichen Protest gegen
das Sujet lautete:
"Wir haben uns das Foto angesehen und festgestellt, dass es gegen keinen
unserer Gemeinschaftsstandards verstößt, verstehen aber, dass es dich und
andere trotzdem beleidigt. Niemand sollte auf Facebook Beiträge sehen
müssen, die er/sie als hasserfüllt empfindet, deshalb möchten wir dir dabei
helfen, derartige Beiträge in Zukunft nicht mehr angezeigt zu bekommen."
Hallo, ihr woken Safe-Space-Fuzzis, darum geht es nicht! Es geht darum, daß
hier antisemitische Propaganda verbreitet wird -- da hilft es nicht, daß ihr
einem dabei helft, sich so etwas nicht anschauen zu müssen. Es geht nicht
darum, daß jemand "beleidigt" sein könnte, weil er Nazidreck sieht, und
Hilfe braucht, um davon nicht mehr belästigt zu werden.
Man kann ja "Freedom of Speech" weit dehnen und auch der Meinung sein,
derlei wäre von der Meinungsfreiheitskonzeption US-amerikanischer Prägung
geschützt, aber die Antwort kann nicht sein, daß es dann darum geht,
sensible Gemüter davor zu behüten, getriggert zu werden. Damit bewirkt man
lediglich, daß nur mehr Gleichgesinnte die Postings eines solchen
Antisemiten sehen und ihm nicht mehr von Andersmeinenden gesagt wird, was
man davon hält. Quasi: Auch Nazis haben ein Recht auf einen Safe Space.
Fast gleichzeitig mit dieser Facebook-Auskunft erschien in der FAZ ein
Bericht darüber, daß auf einer britischen Uni Anglizistik-Studenten gewarnt
werden, daß bestimmte Klassiker der englischsprachigen Literatur verstörende
Inhalte haben. Beispielsweise enthielten Dickens' "Große Erwartungen"
"Szenen und Diskussionen über Gewalt und sexuelle Gewalt" und bei
Shakespeares "Julius Cäsar" ginge es gar um Mord.
Das ist die gleiche Denkungsart: 'Bitte, macht die Augen zu, dann seht ihr
das Böse nicht! Wir packen euch in Watte und dann wird alles gut!'
*Bernhard Redl*
***************************************************
Der akin-pd ist die elektronische Teilwiedergabe der nichtkommerziellen
Wiener Wochenzeitung 'akin'. Texte im akin-pd muessen aber nicht
wortidentisch mit den in der Papierausgabe veroeffentlichten sein. Nachdruck
von Eigenbeitraegen mit Quellenangabe erbeten. Namentlich gezeichnete
Beitraege stehen in der Verantwortung der VerfasserInnen. Ein Nachdruck von
Texten mit anderem Copyright als dem unseren sagt nichts ueber eine
anderweitige Verfuegungsberechtigung aus. Der akin-pd wird nur als
Abonnement verschickt. Wer versehentlich in den Verteiler geraten ist, kann
den akin-pd per formlosen Mail an akin.redaktion@gmx.at abbestellen.
*************************************************
'akin - aktuelle informationen'
postadresse a-1170 wien, lobenhauerngasse 35/2
redaktionsadresse: dreyhausenstraße 3, kellerlokal, 1140
vox: 0665 65 20 70 92
https://akinmagazin.at/ oder https://akin.mediaweb.at
blog: https://akinmagazin.wordpress.com/
facebook: https://www.facebook.com/akin.magazin
mail: akin.redaktion@gmx.at
bankverbindung lautend auf: föj/BfS,
bank austria, zweck: akin
IBAN AT041200022310297600
BIC: BKAUATWW