**********************************************************
akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Donnerstag, 6. Januar 2022; 00:29
**********************************************************

Klima/Glosse:

> Habt ihr das wirklich nicht gewußt?

Überraschung: Atomenergie soll jetzt umweltfreundlich sein!


"Trotz der bekannten Risken kann Atomenergie als Übergangslösung einen
Beitrag gegen die Erderwärmung leisten. Denkverbote hingegen nicht." So die
Einleitung eines aktuellen Kommentars in der "Presse". Ja, mit
"Denkverboten" meint die "Presse" wohl ein richtiges Verbot, zumindest in
Österreich, nämlich das Atomsperrgesetz, ansonsten eben die weltweit in den
letzten Jahrzehnten immer manifestere Erkenntnis, daß Atomenergie keine gute
Idee sei.

Daß jetzt die Atomlobby wieder auftaucht, war ja abzusehen. Und das ist
tatsächlich die Folge eines Denkverbots, nämlich des Denkverbots aller
Grün-Engagierten rund um den Globus, die sich verbaten, darüber
nachzudenken, was es bedeutet, wenn man alles elektrifizieren möchte. Man
hat es ihnen gesagt, immer und immer wieder, daß ein vollständiger oder
zumindest extrem weitgehender Ausstieg aus kalorischer Energie nur mit
Atomstrom machbar sei. Aber hören wollten sie es nicht, weil das bedeutet
hätte, daß sie ihre CO2-Ziele vergessen können, wenn sie Kernenergie statt
Bäumen umarmen müßten. Die hiesigen Grünen sind ja in ihrer Gründungsphase
sogar gegen die Wasserkraft gewesen, Atomkraft war sowieso außerhalb jeder
Diskussionsfähigkeit. Damals war der Ansatzpunkt Energiesparen. Aber das
führte zu dem Image -- nicht nur in Österreich --, die Grünen seien
wirtschafts-, industrie- und autofeindlich. Damit kommt man halt nicht weit
in einer Gesellschaft, die nach wie vor hohen Energieverbrauch für
fortschrittlich hält -- auch wenn das keiner so sagen würde. Und auch die
Grünen und Grünaffinen, zumeist bessere Leute heutzutage, wollen endlich mal
geniessen und meinen, wenn sie ihr Einfamilienhaus mit einer Solaranlage
ausstatten, könnten sie sich doch einen Urlaub auf den Malediven gönnen.

Also elektrifizieren wir alles, damit die Wähler nicht auf ihre
Annehmlichkeiten verzichten müssen, trotzdem aber ein gutes Gewissen haben
können.

Und jetzt sagt ausgerechnet die von fast allen europäischen Grünen so
heißgeliebte EU, man müsse halt, um den Klimawandel aufzuhalten, Atomenergie
wieder mehr fördern. Dabei wird die von staatlicher Seite sowieso schon seit
immer gefördert -- Atomkraft paßt nämlich nicht wirklich zum Kapitalismus,
weil Atomstrom sich betriebswirtschaftlich nicht rechnet,
volkswirtschaftlich auch nicht und von globalwirtschaftlich brauchen wir gar
nicht zu reden. Es ist der typische Fall von Sponsoring von Großkonzernen --
auch wegen der militärischen Komponente der "friedlichen" Nutzung der
Kernenergie. Wieso hat wohl Frankreich gleichzeitig die meisten AKWs und das
einzige Atomwaffenarsenal in der EU? Erinnert ihr euch nimmer an Robert
Jungk?

Dazu kommt, daß Atomkraft zu enormen Abhängigkeiten führt und daß das Uran
in den nächsten Jahrzehnten wohl großteils aus den Ländern des globalen
Südens wird kommen müssen. Die Kriege werden zwar in diesem Jahrhundert wohl
trotzdem am meisten um Wasser geführt werden, aber dann wird als Grund schon
Uran kommen, wenn es nicht zum Atomausstieg kommt -- eine ganz neue
Interpretation des Wortes "Atomkrieg"!

Das habt ihr Greta-Jünger aber alles schon gewußt, da erzähle ich euch
nichts Neues. Aber ihr wolltet es nicht wissen. Hoffentlich fällt es euch
jetzt wieder ein! Und nein, einfach nur auch weiterhin die Atomenergie
abzulehnen, wird nichts nützen. Das ist leider ein bisserl zu einfach.
*Bernhard Redl*



***************************************************
Der akin-pd ist die elektronische Teilwiedergabe der nichtkommerziellen
Wiener Wochenzeitung 'akin'. Texte im akin-pd muessen aber nicht
wortidentisch mit den in der Papierausgabe veroeffentlichten sein. Nachdruck
von Eigenbeitraegen mit Quellenangabe erbeten. Namentlich gezeichnete
Beitraege stehen in der Verantwortung der VerfasserInnen. Ein Nachdruck von
Texten mit anderem Copyright als dem unseren sagt nichts ueber eine
anderweitige Verfuegungsberechtigung aus. Der akin-pd wird nur als
Abonnement verschickt. Wer versehentlich in den Verteiler geraten ist, kann
den akin-pd per formlosen Mail an akin.redaktion@gmx.at abbestellen.



*************************************************
'akin - aktuelle informationen'
postadresse a-1170 wien, lobenhauerngasse 35/2
redaktionsadresse: dreyhausenstraße 3, kellerlokal, 1140
vox: 0665 65 20 70 92
https://akinmagazin.at/ oder https://akin.mediaweb.at
blog: https://akinmagazin.wordpress.com/
facebook: https://www.facebook.com/akin.magazin
mail: akin.redaktion@gmx.at
bankverbindung lautend auf: föj/BfS,
bank austria, zweck: akin
IBAN AT041200022310297600
BIC: BKAUATWW