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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Donnerstag, 6. Januar 2022; 00:21
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Glosse:
> Bitte nur bequeme Promis!
Neulich habe ich auf Facebook einen Kommentar gelesen: "Geh bitte, die
[Anm.: Nina Proll] hat ja wirklich zu allem eine Meinung." -- und dies war
nicht der erste Kommentar in diese Richtung.
Ist es nicht das, was eine Grundlage der Demokratie, einer Republik der
Freien und Gleichen ist? Mündige Bürger:innen, die zu allem eine eigene
Meinung haben, und diese auch äußern!
Ist das nicht das Wünschenswerte für eine offene und pluralistische
Gesellschaft, daß nicht alle dieselbe Meinung teilen müssen, und auch ihre
abweichenden Meinungen frei und offen äußern, ohne deswegen Repressionen
einer Obrigkeit fürchten zu müssen?
Schon vor der jetzigen Krise traute sich laut einer Umfrage in Deutschland
ein großer Teil der Bevölkerung nicht mehr, offen ihre Meinung zu sagen, aus
Furcht vor negativen Folgen im Berufs- oder gesellschaftlichen Leben. Ein
alarmierendes Signal für eine Demokratie. Die Reaktionen auf die Äußerungen
von anderen Künstler:innen und Prominenten zu den staatlichen Maßnahmen
während der C-Krise haben diesen Zustand wohl kaum verbessert.
Bei konformen Äußerungen und anderen Gelegenheiten stört man sich nicht
daran, daß sich prominente Nicht-Experten an Kampagnen beteiligen, oder z.B.
Personenkomitees zur Unterstützung von Kandidaten bei Wahlen bilden, und
ihren gesellschaftlichen Einfluß zu nutzen versuchen. Also geht es
offensichtlich nur darum, der 'Gegenseite' das zu verwehren, was man selber
als Mittel einsetzt oder der 'eigenen Seite' zugesteht. Klingt nicht gerade
nach fairem und freiem Wettbewerb der Ideen, was die Demokratie doch sein
soll.
Seit den Gracchen im antiken Rom fürchtet man den Einfluß prominenter
Abweichler auf die Bevölkerung, warnt vor Populismus und ermahnt (wie Angela
Merkel) 'die Massen', nur der Regierung zu glauben. Ich glaube, wir brauchen
uns um die Orbanisierung keine Sorgen mehr machen -- mich erinnert das schon
beinah an den Ostblock.
Natürlich nicht direkt, was die Umstände des politischen Lebens und die
Konsequenzen für Diversanten betrifft -- da sind wir im Westen
selbstverständlich viel subtiler -- aber es ist das gleiche Grundprinzip:
Man vertraut nicht darauf, daß sich die besseren Argumente, die
intelligentere Lösung, die Weisheit durchsetzt, sondern greift aufgrund der
eigenen Befürchtungen, die Anderen könnten überzeugender sein, zu
Manipulation, Diskreditierung und Diffamierung Andersdenkender, und versucht
die Verbreitung ihrer Ansichten einzuschränken. Man löscht Beiträge und
Kanäle, sperrt Accounts oder gleich Journalisten ein, kündigt Bankkonten,
streicht ganze Fernseh- und Radiosender und droht deren Personal mit
staatlicher Repression. Alles im Europa dieses Jahrtausends geschehen.
Vielleicht ist es das, was Adorno (voraus)gesehen hat, als er vor der
Rückkehr des Faschismus in der Maske der Demokraten gewarnt hat. -- Wir
werden aus Angst vor einer Niederlage zu dem, was wir vorgeben zu bekämpfen.
*Markus Auer*
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Der akin-pd ist die elektronische Teilwiedergabe der nichtkommerziellen
Wiener Wochenzeitung 'akin'. Texte im akin-pd muessen aber nicht
wortidentisch mit den in der Papierausgabe veroeffentlichten sein. Nachdruck
von Eigenbeitraegen mit Quellenangabe erbeten. Namentlich gezeichnete
Beitraege stehen in der Verantwortung der VerfasserInnen. Ein Nachdruck von
Texten mit anderem Copyright als dem unseren sagt nichts ueber eine
anderweitige Verfuegungsberechtigung aus. Der akin-pd wird nur als
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