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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Donnerstag, 16. Dezember 2021; 05:19
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Das Letzte / Medien:
> Pfui, Gerhard Karner ist ein Antifaschist!
Auf Andreas Unterberger ist immer Verlaß!
Also eigentlich war Andreas Unterberger diese Woche schon fix vorgesehen
gewesen für die Rubrik "Das Letzte". Denn am 2.Dezember meinte er auf seinem
Blog in Österreich sei ein Putsch im Gange. Und zwar so ziemlich von allen,
die ihm nicht passen: "Immer intensiver werden vielerorts die Versuche, die
Demokratie wegzuwischen. Man kann sie auch als Putsch bezeichnen. Von den
grünen NGOs über die Verkehrs- und Justizministerin bis zu den Impfgegnern
reichen die diversen Kämpfe, im Dienste irgendwelcher angeblich höherer
Ideen ohne jede verfassungsrechtliche Legitimation und ohne jede
demokratische Willensbildung Macht ausuzüben. Im Grunde tun sie damit
dasselbe wie andere Extremisten der Geschichte - mit Ausnahme des Verzichts
auf Mord, Gewalt und Konzentrationslager."
Unter Putsch tuts der Unterberger nicht. Das ist aber jede Woche so und
eigentlich könnten wir die Rubrik "Das Letzte" in jeder Ausgabe mit seinen
Worten bestücken, es würde immer passen. Zur Erinnerung: Dieser Herr war
einmal Chefredakteur der "Presse" und -- unter Schüssel -- der "Wiener
Zeitung".
Ja, aber eben Unterberger kanns immer noch toppen: "So dumm und
geschichtslos hat noch nie ein verantwortlicher ÖVP-Politiker gesprochen."
Das schreibt er am 7.Dezember über den neuen Innenminister Gerhard Karner.
Das könnten wohl viele unserer Leserinnen und Leser sogar unterschreiben,
aber natürlich meint Unterberger das ganz anders, weil Karner bei seiner
Antrittsrede gemeint hatte: "Dieser Kampf gegen Extremismus, Antisemitismus
und Faschismus ist mir ein persönliches Anliegen." Unterberger ist empört,
daß Karner keine Silbe von der Notwendigkeit über die Lippen gebracht hätte,
"auch gegen den Linksextremismus zu kämpfen und gegen die immer öfter zum
Rechtsbruch schreitenden Klimaradikalen."
Na gut, für Unterberger steht der Feind links, klar. Nur jetzt wirds schräg:
Während überall anders Herr Karner eher verdächtigt wird, mit dem
Austrofaschismus zu sympathisieren und mit antisemitischen Vorurteilen zu
agieren, meint Unterberger, Karner würde die ersten "die ersten vier
Bundeskanzler (und ÖVP-Obmänner) der Nachkriegszeit" beleidigen. Die hätten
nämlich allesamt "im Ständestaat wichtige Funktionen innegehabt. Und sie
sind auch nach dem Krieg durchaus stolz auf den tapferen, wenn auch
letztlich erfolglosen Abwehrkampf des Ständestaats gegen den deutschen
Nationalsozialismus gewesen." Es ist nämlich so, daß Unterberger den Begriff
"Faschismus" rein historisch versteht. Und da kann er einfach nicht dagegen
sein. Die Argumentation in Bezug auf das Österreich der 30er-Jahre geht so:
"Dieser Staat hat in Sorge vor der übermächtigen Bedrohung aus dem Deutschen
Reich einige Jahre auf den einzigen Verbündeten gesetzt, den Österreich
finden konnte. Das war allein das Italien Benito Mussolinis, der sein System
Faschismus nannte. Mussolini erwies sich freilich bald als unbrauchbare
Hilfe gegen Hitler, als Großmaul ohne Substanz. Aber dennoch waren er und
sein Faschismus eben zwei, drei Jahre lang die einzige, die letzte Hoffnung
der Mehrheit der Österreicher. In jener Zeit haben sich hingegen viele
österreichische Sozialisten aus der gemeinsamer Gegnerschaft zu den
Regierungen Dollfuß und Schuschnigg heraus sogar mit den Nationalsozialisten
verbündet. Jetzt haben sie in der Person des Herrn Karner einen neuen
Verbündeten."
Muß man diese Geschichtsklitterung eines alten Reaktionärs wirklich
weiterverbreiten? Schon, denn zum Einen ist es spannend, daß hier einer die
Zeit unterm Kruckenkreuz als Faschismus bezeichnet, für den das ein nicht so
völlig negativ besetzter Begriff ist. Zum Anderen aber macht es klar, wie
präsent in Teilen der Bevölkerung die widersinnige Sehnsucht nach einem
autoritären Staat ist, solange man ihn irgendwie als Demokratie und
Rechtsstaat verstehen könne.
Darüber muß man wirklich einmal reden.
*Bernhard Redl*
PS: Wer Poesie der besonderen Art lesen möchte, führe sich doch das
Gästebuch des Dollfußmuseums zu Gemüte. Dazu muß man nicht ins lauschige
Texingtal reisen, sondern die schönsten Stellen daraus sind auf diesem
Twitter-Thread dokumentiert:
https://twitter.com/l_dreidemy/status/1468839103571582978
Oder: https://tinyurl.com/AKINDOLF
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