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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Donnerstag, 18. November 2021; 04:06
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Pandemische Zeiten:
> Die Krise ist eine logische
Ein Text über die Logik der Äußerungen und Maßnahmen der Verantwortlichen,
und deren Auswirkungen auf die Bewältigung der Pandemie - und auch auf das
gesellschaftliche Miteinander.
Von *Markus Auer*.
Die Krise ist eine logische. Dargelegt anhand von Aussagen und Maßnahmen der
politisch Verantwortlichen im Rahmen der Corona-Krise.
Triggerwarnung für . hm ... ah wås, wahrscheinlich eh alle.
Eines vorweg: In diesem Text geht es nicht um Pro oder Contra Impfung, nicht
um die Aussagekraft oder Verlässlichkeit der Tests, und nicht um Vergleiche
mit anderen Ländern und deren Maßnahmen. Zu all diesen Punkten wird sich
ohnehin andernorts reichlich geäußert. - Mir geht es hier um die Logik der
Krise.
Nach einer ersten Schrecksekunde, die solange währte, dass die Wintersaison
profitabel abgeschlossen werden konnte, haben sich die Regierenden auf
nationaler und EU-Ebene beraten und beraten lassen. - Welchen Hintergrund
diese Berater haben, erklärt eventuell die Ergebnisse dieser Beratungen und
wieso einige gesellschaftliche Folgen der Maßnahmen außer Acht gelassen
wurden. - Danach wurde verkündigt: 'Die Impfung ist der Weg aus der
Pandemie.'
Die politisch Verantwortlichen können sich wieder mal an einer einfach
darzustellenden und somit leicht zu kommunizierenden Zahl orientieren - der
Impfquote. Aus lauter Freude eine Lösung präsentieren zu können und um deren
Umsetzung zu beschleunigen, hat man den Impfherstellern die Kosten für die
Entwicklung der Impfstoffe mit Steuergeld bezahlt. - Anscheinend entwickelt
es sich besser mit Fremdkapital. Kosten vergesellschaften und Profite
privatisieren, ist ein altbewährtes Konzept. Es ist besonders in einer Krise
nur logisch, das beizubehalten, was seit langem funktioniert.
Das einzig Neue an diesem alten Geschäftsmodell ist, dass diesmal auch die
Werbung von Regierung, Medien und sogar einem Teil der Bevölkerung aktiv
übernommen wird. Schließlich soll es ja auch ein Erfolg werden, wenn wir
alle schon so viel investieren.
"Schutz"
Da unsere Regierenden großen Wert auf Vergleiche mit anderen Ländern legen,
aber die Impfbereitschaft bei uns nicht so hoch ist wie anderswo, hielten
sie es für nötig, dass es für die Ungeimpften ungemütlicher wird, um diese
zur Impfung zu bewegen.
Das erklärt auch, warum in einer Zeit der Message Control von den
Regierenden die Aussage gewählt wurde: "Alle Maßnahmen dienen dem Schutz der
Ungeimpften".
Nämlich um klarzustellen, wer für die unangenehmen Maßnahmen von den
Verantwortlichen verantwortlich gemacht wird und, dass man mittels Impfung
diese Verantwortung leicht auf andere abwälzen kann.
Gut zu erkennen war das am Beispiel von Wien, wo es zwischenzeitlich neue
Regeln für kleinere Events gab. Die Veranstalter konnten sich wahlweise
zwischen 2G oder 2,5G entscheiden.
- 2G: Zutritt nur für Geimpfte und Genesene. Keine Maskenpflicht.
- 2,5G: Zutritt nur für Geimpfte, Genesene und Getestete. Maskenpflicht.
Bei 2G schützt man die Ungeimpften, indem man ihnen den Zutritt verweigert.
Außer es sind genesene Ungeimpfte - oder in dem Fall besser gesagt
ungeimpfte Genesene, wegen der Übersichtlichkeit. - Zusätzlichen Schutz
durch Maskenpflicht gibt es keinen, da Genesene bereits immunisiert sind und
"alle Maßnahmen dem Schutz der Ungeimpften dienen". Logisch.
Bei 2,5G werden die Ungeimpften dadurch geschützt, dass man ihnen den
Zutritt verweigert, außer sie sind getestete Ungeimpfte. - Oder wegen der
Übersichtlichkeit besser gesagt: ungeimpfte Getestete. - Im Unterschied zu
2G gilt für alle Maskenpflicht. Also müssen die Genesenen und die Geimpften
wegen den dazukommenden Ungeimpften eine Maske tragen. Sozialer, aber
vielleicht nicht so angenehm wie ohne Maske. Dies führt möglicherweise zu
Reaktionen wie: "Mei, lasst euch doch impfen, dann brauchen wir euch nicht
mehr schützen und müssen keine Masken tragen. Ist doch auch gemütlicher." -
Das nennt man gesellschaftlichen Druck erzeugen, und wird von der Regierung
auch gefordert: 'Wirken Sie auf ihre Mitmenschen ein, sich impfen zu lassen.'
Was dabei gerne übersehen wird, ist der Grund für die Notwendigkeit der
Masken bei dieser Variante. Die dazugekommenen Ungeimpften haben als einzige
den behördlich von ihnen verlangten Nachweis erbracht, dass laut Test von
ihnen momentan keine Gefahr ausgehe.* Schutz braucht man vor den dort
anwesenden Genesenen und Geimpften, die sich nach wie vor infizieren und
auch das Virus übertragen können.
Dieses Problem ist selbstverständlich nicht so einfach zu lösen, wenn es für
die Ungeimpften ungemütlicher werden soll, aber nicht für die Anderen. Um
den Druck auf die Ungeimpften erhöhen zu können, muss man gewisse Dinge
außer Acht lassen. - Wie zum Beispiel, dass es auch Geimpfte gibt, die zu
wenig Antikörper nach der Impfung entwickelt oder diese bereits wieder
abgebaut haben, weswegen ja zur dritten Impfung geraten wird, weil sie eben
noch nicht oder nicht mehr ausreichend immunisiert sind. - Das bedeutet,
auch ein Teil der Geimpften wäre trotz Impfung genauso zu schützen wie
Ungeimpfte. Es ist aber in der Regierungslogik der G-Schubladen nicht
vorgesehen, dass Geimpfte einen individuell unterschiedlichen
Immunitätszustand haben.
"Pandemie der Ungeimpften"
Um von den Schwächen des eigenen Konzepts abzulenken, und für den Fall, dass
die Message vom Schutz der Ungeimpften für Arglose zu subtil war, wird man
deutlicher und spricht von der "Pandemie der Ungeimpften".
Gerade in Krisenzeiten, wo sich mehr Augen und Ohren auf die Regierenden
richten, führt man nicht an den Zügeln sondern durch das Beispiel, das man
selbst gibt, und welches bei Bedarf von anderen aufgegriffen wird:
Die 'Zeit im Bild' (ORF) postet auf Facebook ein Interview mit einer
Virologin unter der Schlagzeile: "Die Ungeimpften sind jetzt die Treiber der
Pandemie."
Entstanden ist diese fragwürdige Headline aus der Antwort der Dame auf die
Frage von Martin Thür, ob das nationale Impfgremium (dem diese Virologin
angehört) die Drittimpfung zu spät empfohlen habe.
Als Antwort erklärt uns die Expertin anhand des hypothetischen Beispiels
eines Superspreader-Events, dass Impfdurchbrüche von der falschen Seite
gesehen werden. Die Impfung ist ein wirksames Medikament, sie schützt zu 70%
vor Infektion und die 30% der Geimpften, die sich doch infizieren, sind um
70% weniger ansteckend - weswegen die Ungeimpften die Treiber der 4. Welle
seien.
Was die Dame unerwähnt lässt, ist die entscheidende Frage, wie dieses
hypothetische Event zu einem Superspreader wird. Wenn - wie uns die
Virologin erklärt - sich 30% der Geimpften infizieren und auch das Virus
verbreiten können, und im Gegensatz zu den anderen Anwesenden alle
Ungeimpften getestet sind - wer sind dann die Infektiösen auf diesem Event,
die es überhaupt erst zu einem Superspreader machen? ...*
Sie versucht dem Publikum Sündenböcke zu präsentieren, um von der Frage nach
ihrer eigenen möglichen Verantwortung abzulenken. - "Haben Sie zu spät
gehandelt?" - "Nein, die Ungeimpften sind schuld."
Der neue Stil macht Schule.
Man verwendet Desinformation, um die eigenen Ziele zu erreichen. Im Fall von
Gesundheitsminister Mückstein die Impfziele: "Das Virus unterscheidet
zwischen geimpften und ungeimpften Menschen."
- Mit Verlaub, das ist ein Schmarrn. Blanker Unsinn. Der Mann ist Arzt und
muss es besser wissen. - Viren versuchen ihr Glück überall, wo sie
hingelangen, und haben je nach Zustand des Wirts unterschiedlichen Erfolg.
Viren unterscheiden nicht zwischen geimpften und ungeimpften Menschen, die
Politik tut das.
Wenn schlichtere Gemüter diese Aussage vom Gesundheitsminister der Republik
hören, ist es logisch, dass sie sich davon zu sorglosem Verhalten verleiten
lassen. Desinformation wie diese wiegt die Leute in falscher Sicherheit. Wie
viel Schaden dieser eine Satz angerichtet hat, kann man wohl kaum ermessen.
Da solch ein gravierendes Fehlverhalten eines Verantwortlichen in einer
maßgeblichen Position ohne persönliche Konsequenzen für ihn bleibt, steht
damit für mich fest: Die Krise ist eine logische.
Zu bemerken ist noch, dass mittlerweile alles für eine Impfung spricht. -
Moment, cool bleiben - es gilt, was ich eingangs gesagt habe, dies ist keine
Empfehlung der Impfung meinerseits. Lesen Sie ruhig und entspannt weiter.
Als in Oberösterreich die positiven Testergebnisse angestiegen sind, hieß
es: ~ 'Die Zahlen sind hoch, man muss mehr impfen.'
Im gegenteiligen Fall hörte man in 'Wien heute' (ORF) am 28.10.2021: 'Da
Wien so eine niedrige Inzidenz hat, wird die Durchseuchung nicht
funktionieren, und daher muss man mehr impfen.'
Es mag im ersten Moment seltsam erscheinen, aber da bekanntlich die Impfung
einen milderen Verlauf bringt* und dadurch weniger Leute in die
Krankenhäuser müssen, ist die Schlussfolgerung in beiden Fällen logisch -
besonders im Hinblick auf die Priorität der Regierung:
Logik der Austerität
Um weiter an der Macht bleiben zu können, müssen sie verhindern, dass die
Menschen eine wesentliche Lektion aus dieser Krise verstehen: Austerität
tötet. Das 'Sparen im System' hat katastrophale Folgen, speziell im
Gesundheitssystem. Dieser gesamte Sektor muss dem Markt und seiner Logik
entzogen werden, denn wer dort profitorientiert arbeitet, kann nicht an der
vollständigen Gesundheit der Menschen interessiert sein, da man durch diese
weniger Gewinn machen würde.
Der Sozialstaat ist unsere Sicherheit, unser gesellschaftlicher Wohlstand,
unser aller Reichtum, um den uns die neoliberalen Kürzer und Privatisierer
berauben. Um davon abzulenken, verschwenden sie Unsummen an Steuergeld für
Werbung, und präsentieren uns Sündenböcke.
Abschließend erinnere ich an die Begründung für Lockdown und einschränkende
Maßnahmen: "Eine Überlastung der medizinischen Kapazitäten unseres
Gesundheitssystems muss mit aller Kraft verhindert werden."
Kraft. - Unser ehemaliger Kanzler Sebastian Kurz sprach hier in der Einzahl,
denn gemeint ist nur eine Kraft - die Arbeitskraft der unterbezahlten und
unterbesetzten Belegschaften unseres Gesundheitssystems. Die Verwendung der
Mehrzahl hätte jemand auf die Idee bringen können, dass mehr Kräfte
hilfreich sein könnten.
Im folgenden Budget kürzte das Kabinett Kurz II inmitten einer nationalen
Gesundheitskrise - der "größten Herausforderung seit dem 2. Weltkrieg" (S.
Kurz) - die Mittel für Gesundheit und erhöhte die Ausgaben für Eigenwerbung
und Militär. Dies ist die logische Fortsetzung der jahrzehntelangen
neoliberalen Politik, und wird auch so von der EU eingefordert. - Also bis
auf die Eigenwerbung, aber auch die ist logisch, wenn ihre eigenen Taten
nicht für die Regierung sprechen.
Deswegen sagte unser damaliger Kanzler auch ausdrücklich: "Eine Überlastung
der medizinischen Kapazitäten unseres Gesundheitssystems..." und nicht 'eine
Überlastung des Systems'. - Ein System wird überlastet, wenn die Belastung
dessen Kapazitäten übersteigt. Um eine Überlastung zu verhindern, könnte man
auch die Kapazitäten erhöhen.
Aber das wäre unlogisch, nachdem man so lange das Gegenteil davon getan hat.
Es käme ja einem Eingeständnis gleich, dass man sich getäuscht hat, - und
wer gibt das schon gerne zu?
Die Reaktionen der Regierungsverantwortlichen auf die Krise, ihr Umgang mit
Menschen und dem Steuergeld, die Propagandaschlacht um die verschiedenen
Impfstoffe und die Patente darauf, die Schamlosigkeit der Profiteure der
Pandemie - all das zeigt einmal mehr das Offensichtliche: Unser System lebt
von den Menschen, aber es dient ihnen nicht. Das Wichtigste, das an erster
Stelle steht, ist der Profit. Deswegen heißt es ja auch Kapitalismus.
Ich finde es logischer, wenn die Menschen, die Gesellschaft, das Soziale an
erster Stelle steht. Wie in . Sozialismus. ###
* Wie eingangs erwähnt, geht es mir hier nicht um die Wirksamkeit der
Impfungen oder die Aussagekraft und Verlässlichkeit der Tests. Anscheinend
bieten beide keine 100%ige Sicherheit.
***
Der ursprüngliche Text dieses Beitrags erschien als Facebook-Posting am
11.November. Zwischenzeitlich hat der Autor den Text mehrmals überarbeitet.
Der Beitrag erscheint dieser Tage auch auf unsere-zeitung.at
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