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  akin-Pressedienst.
  Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 3. November 2021; 23:09
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  WWWebtips
  
  > Video: "Kurz. Ein Regime" - Eine Abrechnung mit dem System Sebastian Kurz
  
  https://www.daserste.de/information/wissen-kultur/ttt/videosextern/kurz-ein-regime-eine-abrechnung-mit-dem-system-sebastian-kurz-100.html
  ( https://tinyurl.com21/AKKURZ1 )
  
  https://books.google.at/books?id=ESc5EAAAQBAJ&lpg=PT85&ots=oxsntq9TL-
  ( https://tinyurl.com21/AKKURZ2 )
  
  Nur 6 Minuten und 55 Sekunden braucht die ARD, um den Deutschen das "System
  Kurz" zu erläutern. Auch für uns, die wir das ja alles live mitverfolgen
  durften, ist diese Zusammenfassung nicht unspannend. Denn derart Tacheles
  wird im ORF nicht über das geredet, was sich so in Österreich abspielt. In
  dieser Sendung wird sogar schon mal (Hört, hört!) das Wort "kriminell"
  verwendet. Aber ja, so klar kommt es natürlich auch im deutschen
  Staatsfernsehen nicht im Nachrichtenteil oder einem Politmagazin zur besten
  Sendezeit vor, sondern in "ttt - titel, thesen, temperamente", dem
  altehrwürdigen Kulturjournal des Ersten Deutschen Rundfunks, ausgestrahlt
  immer am Sonntag um 23 Uhr. Der Hebel für die Veröffentlichung ist die
  Chat-Lesung im Burgtheater und das gerade am Volkstheater gezeigte Stück
  "Zertretung 1". Damit konnte sich eine Kultursendung für zuständig erklären.
  Man konnte dann aber auch gleich das Buch von Peter Pilz präsentieren und
  hören, daß es bereits in der 8. Auflage ist -- etwas, was man im ORF wohl
  nicht erfahren hätte. In Österreich hat "Kultur" halt schöngeistig zu sein.
  Wenn sie es nicht ist, muß man sich über hiesige Unbotmäßigkeiten über den
  Umweg des deutschen Fernsehens informieren.
  
  Und: Auf Google-Books gibts für alle, die das Pilz-Buch nicht käuflich
  erwerben wollen, eine recht großzügige Leseprobe davon. Das ist der zweite
  Link.
  
  
  
  > 2035 - Der Mensch schafft sich ab
  
  http://www.2035-der-mensch-schafft-sich-ab.de/
  ( https://tinyurl.com/21AKIN2035 )
  
  Den Text auf dieser Homepage haben wir vom Autor Wolfgang Hauke zur
  Reproduktion vorgeschlagen bekommen. Er wäre für die akin vielleicht zu lang
  gewesen, aber das ist nicht das eigentliche Problem damit. Auch ist der
  prinzipielle Ansatz gar nicht schlecht. Dem Autor geht es um die Kritik an
  der hierarchischen Ordnung dieser Welt: "Das bis heute gültige und in
  Mesopotamien und Ägypten erfundene Narrativ der Standeskultur besteht aus
  einer künstlichen asozialen Spaltung der Gesellschaft durch die
  absolutistischen Stände des Herrenmenschen, des Dienermenschen und des
  Sklavenmenschen. Die kulturellen Standeseinteilungen sind für den
  Kulturmenschen bis heute derart 'normal' geworden, dass er die heutige
  Kulturkonstitution nicht mehr ohne eine Trennung und Einteilung des Menschen
  in feste Kasten und Kulturrollen aufrechterhalten kann."
  
  Das erwärmt natürlich das anarchistische Herz des Redakteurs. Man denkt an
  Brechts "Weil der Mensch ein Mensch ist". Aber beim Weiterlesen wird einem
  leider übel. Denn die hier formulierte Kritik an Hierarchie und Kapitalismus
  erinnert doch sehr stark an Pasolinis "Freibeuterbriefe" voller antimodernem
  Kulturpessimismus und Naturromantik. Und dann kommt im hier zitierten Text
  noch das taxfreie und erklärungslose Gleichsetzen von "Neoliberalismus" und
  "Feminismus" dazu -- sorry, bei aller notwendigen Kritik am heutigen
  Postfeminismus der Bobos, das ist leider ein aufgesetzter Topfen. Da hat man
  schon den Verdacht, daß der Titel des Textes als Paraphrase von Sarrazins
  "Deutschland schafft sich ab" nicht spöttisch, sondern als Hommage gemeint
  sein könnte. Ja, und natürlich wird der Text den Redaktionen vor allem zur
  freien Verwendung angeboten, damit der Autor seine Bücher bewerben kann.
  
  Dennoch: Einiges in "2035 - Der Mensch schafft sich ab" ist durchaus klug
  und notwendig. Da der Autor aber auf einer ungekürzten Veröffentlichung
  besteht, können wir das hier leider nicht abdrucken. Wenn man sich aber die
  antimodernen Argumentationen wegdenkt, kann man daraus durchaus etwas für
  sich gewinnen. Deswegen ist das hier auch ein Webtip.
  
  
  > Karo und Struppi
  
  https://www.tiktok.com/@karoline.edtstadler
  https://twitter.com/Struppi_BKA
  
  Ersteres ist ernst gemeint -- wers noch nicht mitbekommen hat: Karoline
  Edtstadler hat einen Hund namens Struppi. Und den präsentierte sie am
  Nationalfeiertag auf ihrem "brandneuen Tiktok-Kanal" als "Kanzleramtshund".
  Daß sie dafür auf Twitter durch den Kakao gezogen werden würde, war
  absehbar. Claus Pandi von der Kronenzeitung kommentierte trocken: "Wenn's
  eng wird, kommt der Hund." Man könnte auch sagen: Wenn man es sich mit der
  Justiz, der Kirche und den Eltern, die gerne eine bessere Kinderbetreuung
  hätten, verscherzt hat, muß man auf den Hund kommen. Es bleibt einem ja
  sonst nichts mehr.
  
  Der zweite Link ist der (vermeintliche) Twitter-Account von Struppi.
  Selbstbeschreibung: "Ich bin der Struppi aus dem Bundeskanzleramt. Folgt
  mir, wie ich der Spitzenpolitik auf den Teppich uriniere und an meiner
  Kanzlerschaft schmiede."
  
  Nebenbei: Struppies hat es in der Kulturgeschichte schon eine Menge gegeben.
  Ganz besonders sei hier an den reaktionären Cartoon-Wutbürger "Tobias
  Seicherl" im sozialdemokratischen "Kleinen Blatt" in der ersten Republik
  gedacht. Dessen Hund hieß auch Struppi -- und war deutlich intelligenter als
  sein Herrl.
  
  (Websurfer: -br-)
  
  ***
  
  > Frage der Woche
  
  "Es geht um bessere Arbeitsbedingungen, aber es geht auch, wie wir im
  Beitrag gehört haben, um schärfere Bestimmungen. Was bringt mehr?"
  
  Das fragte die Moderatorin des Ö1-Mittagsjournals am 2.November den
  AMS-Co-Vorstand Johannes Kopf. Diese Frage sagt viel mehr aus über die
  aktuelle Arbeitsmarktdebatte als die Antworten von Kopf, die Statements des
  Arbeitsministers oder die Aussendungen der Parlamentsparteien.
  
  Die Arbeitslosigkeit wird damit nicht mehr als das Problem angesehen,
  sondern die Arbeitslosen. Nicht, wie es diesen geht, sondern was "mehr"
  bringt -- "mehr" heißt weniger Menschen im Arbeitslosenbezug. Wenn bessere
  Arbeitsbedingungen und schärfere Bestimmungen als verschiedene Möglichkeiten
  angesehen werden, deren Wertigkeit nur mehr in der Frage der Effizienz bei
  der Verringerung der Arbeitslosigkeit liegt, dann darf man sich nicht
  wundern, unter welchen Prämissen die öffentliche Debatte läuft und wieso so
  laut über eine Degression des Arbeitslosengeldes und eine Abschaffung der
  Notstandshilfe nachgedacht wird.
  -br-
  
  
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