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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 3. November 2021; 22:57
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Medien:

> Kurz-Meldungen

Die Zeitungsprätorianer kommen schön langsam auch ins Schwimmen. Eine
Presseschau.

Sie tun sich jetzt schwer, die Zeitungschefs und Oberkolumnisten, die im Ruf
stehen, zu stark türkis abgefärbt zu haben. Aber sie halten sich wacker.
Rainer Nowak titelt in seiner "Presse" (15.10.21): "Es braucht eine
Neuaufstellung der Österreichischen Volkspartei". Er beginnt seinen
mitfühlenden Text mit den Worten: "Hand aufs Herz: Die Verunsicherung und
Katerstimmung im bürgerlichen Lager waren das letzte Mal so stark, als die
SPÖ unter Alfred Gusenbauer Wolfgang Schüssels ÖVP besiegte. Nur mit dem
Unterschied, dass die SPÖ damals auch das Dirty Campaigning gegen den
ÖVP-Spitzenkandidaten orchestriert hatte, diesmal kam das von ihm und den
Seinen selbst." SPÖ, Dirty Campaigning, das muß sein, gleich am Anfang,
sonst merkt man ja gar nicht, daß man "Die Presse" liest. Zwar kritisiert
Nowak die "Kurz-ÖVP" auch, aber er findet auch genug Entschuldigungen zum
Ausgleich, denn Kurz wäre für "viele im bürgerlichen Lager ... ein
politischer Hoffnungsträger, Österreich wirtschaftsliberaler und
eigenverantwortlicher zu gestalten", gewesen. Doch leider: "Längst wieder
verschwundene Liederbücher, das Ibiza-Video und eine echte Pandemie mögen
auch Erklärungen sein, warum er sich darum nicht kümmern konnte." (Man ist
fast versucht zu sagen: Danke, Herr Landbauer, Danke, Herr Strache, Danke,
Corona-Virus, ihr habt uns Einiges erspart!) Und dann malt Nowak noch ganz
düstre Bilder und vergleicht die hiesige Situation mit dem Italien der
frühen 1990er: "Das politische Feld rechts der Mitte wurde von Kleinparteien
und großen Rechtspopulisten zertrümmert und fragmentiert. Das darf in
Österreich nicht passieren. Nicht einmal die Linke kann sich das wünschen."
Schon interessant, daß die "Presse" weiß, was die Linke sich wünschen kann.
Aber wenn Nowak von der "Linken" redet, meint er eh nur SPÖ und Grüne.

Seine eigene Rolle in der Geschichte macht Nowak aber auch zu schaffen. So
teilt er in einem mit "Intern" betitelten Textchen mit, daß sämtliche
Vorwürfe gegen ihn, wie sie aus den Chats herauszulesen sind, keinerlei
Substanz hätten. Denn ein "unabhängiges Team der Redaktion" (und nicht, wie
man vielleicht glauben wollte, ein von der Redaktion unabhängiges Team) habe
das alles überprüft und nichts an den Vorwürfen würde einer Überprüfung
standhalten. Aber Nowak möchte sich trotzdem entschuldigen: "Obwohl in den
Chats behaupteten Interventionen sich nicht inhaltlich in der
Berichterstattung niederschlugen, sondern in der Chefredaktion endeten und
die Unabhängigkeit der 'Presse' nicht beeinträchtigt wurde, bedauere ich es
sehr, dass ich mit einem unangemessenen Tonfall und unangemessener Nähe in
manchen der Chats selbst in Erscheinung trete (in den meisten Fällen
sprechen Dritte über mich)."

Na, dann ist ja alles in Ordnung! Dazu paßt ja auch, daß Nowak und der
Presse-Geschäftsführer Herwig Langanger gerade vom Branchenmagazin
"Österreichs Journalist:in" als Medienmanager des Jahres auserkoren worden
sind. Allerdings nicht wegen der Qualität des Blattes, sondern wegen dessen
wirtschaftlichen Erfolgs.

Martina Salomon, Nowaks Pendant beim "Kurier", die anscheinend nicht
WhatsApp verwendet und diesbezüglich keine Probleme hat, probiert es anders,
mit der ÖVP-Misere umzugehen. Sie sorgt sich um die Stimmung im Land und
titelt "Ertragen Sie eine Gegenmeinung?" Ihre Frage zu Beginn: "Wann hat es
eigentlich begonnen, dass der politische Gegner nicht mehr als Mitbewerber
betrachtet wird, sondern als Feind, der zerstört werden soll?" Hmm, damit,
daß Basti Django demontiert hat? Ah, nein, das kann sie nicht meinen,
Mitterlehner wurde zwar von Kurz zerstört, aber das war ja ein Parteifreund
und kein politischer Gegner. Salomon weiter: "Und wir gehen wir damit um,
dass gegenteilige Meinungen nicht mehr ausgehalten und akzeptiert, sondern
am liebsten gleich kriminalisiert werden? Leider ist das ein globaler Trend,
befeuert in den Echokammern der Sozialen Medien." Stimmt schon, aber wieso
fällt ihr das gerade jetzt auf? Natürlich, schreiben kann sie, die Salomon:
Ganz allgemein über die Twitter-Tribunale und Facebook-Gerichte herziehen,
wenn man eigentlich etwas ganz Bestimmtes meint, was man aber nicht gleich
am Anfang sagen möchte, ist schon geschickt. Weiter geht es in ihrem Text
damit, daß der "Kurier" "oft genug ins Feuer von Rechts und von Links"
gerate. Man hätte dem Blatt ja auch schon "primitive Schuldvermutung und
'Kurz-Kannibalismus'" vorgeworfen. (Oba geh, echt?) Aber dann schreibt sie
doch Tacheles: "Eine sehr laute Minderheit im politmedialen Komplex will
alle zur Einheitsmeinung erziehen -- und es wirkt: In Österreich wagt zum
Beispiel so gut wie kein Experte mehr die Ungereimtheiten des Justizapparats
(etwa die Verstöße gegen das Briefgeheimnis) zu kritisieren." Ach, Frau
Salomon, so schön philosophisch und medienkritisch hat Ihr Text begonnen!
Mußten Sie wirklich unbedingt rangehen, als die Kanzleramtsministerin
angerufen hat?

Da ist der Krone-Postler ein ganz anderes Kaliber. Da weiß man, was man
bekommt, bevor man noch den ersten Satz gelesen hat. "Wenn ich 35 Jahre jung
wäre" und "Sebastian Kurz hieße", "ich würde den Hut draufhauen. Aber sowas
von. Platsch!" schreibt Michael Jeannée in der Kronenzeitung und schlüpft
damit in die Haut des besten Bundeskanzlers aller Zeiten. Er würde sich "in
der Blüte meines Lebens, meiner Kraft und meiner Courage" keine Sorgen
machen um seine Karriere: "Bei meinem Charme. Bei meiner Intelligenz. Bei
meinem Auftreten. Ich würde keinen Gedanken verschwenden an jene Kolleginnen
und Kollegen, die mir jetzt in den Rücken gefallen sind." Und noch ein paar
so blumige Schwülstigkeiten. Das erinnert mich doch an was? Gab es nicht
einmal einen Politiker, der angeblich einen Brief bekommen hätte, in dem ihm
nachgesagt worden wäre, er wäre "zu schön, zu jung und zu intelligent" für
diese "abscheuliche Neidgesellschaft", die ihn nur deswegen demontiert
hätte? Ist es eigentlich das unabwendbare Schicksal zu junger und zu
intelligenter Politiker, irgendwann die Regierungsbank mit der Anklagebank
tauschen zu müssen? Von daher könnte man Jeannées Hymne doch glatt für ein
Spottgedicht halten. Aber es stammt halt nicht von den Gebrüdern Moped,
nicht aus der "Tagespresse" und nicht von Christoph und Lollo, sondern vom
Kronepostler. Und der meint das wirklich so.

Ist Kurz Geschichte? Schauen wir mal! Wenn er wirklich weg ist, werden sich
diese "Medienmanager" und "Edelfedern" neue Liebesobjekte zum Andienen
suchen müssen. Sie selber werden wir aber wohl nimmer los. Weil die können
dann immer noch sagen, sie wären nicht wie der Fellner.

*Mario Czerny*



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