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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Donnerstag, 14. Oktober 2021; 02:49
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Wien/Initiativen:

> Bessere Schule jetzt!

Eine Initiative hält die Wiener Schulpolitik für eine einzige Katastrophe --
vor allem, seit die NEOS dafür zuständig sind. Die Sache ist recht verzwickt
und bürokratisch, deswegen hat diese Initiative einen sehr persönlichen Text
online gestellt, der versucht, das auseinanderzuklamüsern:
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Mein Name ist Jakob, ich bin Vater von zwei Teenagern und Lehrer in einer
Wiener Volksschule. Ich unterstütze die Initiative "BESSERE SCHULE JETZT!",
weil es mir wichtig ist, dass auch in Zukunft alle Kinder die Möglichkeiten
und Unterstützung erhalten können, die meine Kinder in der Schule bekommen
haben.

Seit Jahren wachsen die Herausforderungen und Anforderungen an die Schulen,
während die Ressourcen gleichzeitig weniger wurden. Als die NEOS in die
Wiener Stadtregierung gekommen sind, habe ich auf Verbesserungen und
Modernisierungen im Schulsystem gehofft. Das Resultat der möglicherweise gut
gemeinten neuen Stundenzuteilung hat mich daher umso härter getroffen.

An unserem Standort haben wir jedes Jahr um die Ressourcen für Förderung und
die Integrationsmehrstufenklassen zittern müssen. Durch die Förderung 2.0
Stunden gab es jedoch zumindest die Möglichkeit, bedarfsorientiert
Ressourcen anzufordern und auch zu erhalten.

Mit der Reform der Stundenzuteilung wurden diese jedoch gestrichen und in
das Gießkannenprojekt "Mini-Chancenindex" überführt. Dadurch haben etliche
Schulen mit großen Herausforderungen jetzt noch weniger Ressourcen als
vorher, obwohl sie die Reform eigentlich unterstützen sollte.

Auch die angekündigte Transparenz gibt es leider nicht. Ganz transparent ist
nur, dass man für 24 Stunden Pflichtunterricht mindestens 25 Kinder pro
Klasse braucht. Die meisten Wiener Schulen werden damit ein massives Problem
bekommen, da sie trotz der hohen Zahl von durchschnittlich 22 Kindern pro
Klasse einfach nicht ausreichend Basiskontingent für den Pflichtunterricht
erhalten können. Wenn die Schule nicht ausreichend Ressourcen bekommt, gibt
es keinerlei Spielraum für eine oft zitierte "Schulautonomie" und sie wird
zur reinen Mangelverwaltung. Transparent ist auch, dass Integrationsklassen
von der Politik offensichtlich nicht mehr gewünscht sind. Für sie gibt es
keine Ausnahme von der geforderten hohen Schülerzahl. Die in
Mehrstufenklassen nötigen und zugeteilten Teamlehrer:innen wurden den
Integrationsmehrstufenklassen sogar explizit gestrichen.

Auch das pädagogische Konzept der von der SPÖ offensiv beworbenen
Ganztagsvolksschule ist vom Aussterben bedroht. Die Reform bedeutet das Ende
der über den Tag verteilten Lern- und Erholungsphasen.

Ressourcen für pädagogische Konzepte werden unabhängig vom Schultyp
weiterhin völlig intransparent und sehr knapp vergeben. Dieses Schuljahr
gibt es für viele Schulen noch den sogenannten Übergangszuschlag, daher
haben viele Eltern noch nicht gemerkt, was auf ihre Kinder zukommt. Sobald
dieser jedoch wegfällt, treffen die Einsparungen alle Wiener Volksschulen in
vollem Umfang. Die Integration von Kindern mit besonderen Bedürfnissen und
individuelle Förderung werden dann praktisch unmöglich.

Die Schulen brauchen echte Transparenz, für welche Projekte es welche
Ressourcen gibt. Beim Basiskontingent sollte die Schule für 15 Kinder eine
Lehrkraft zugeteilt bekommen. Bei durchschnittlich 22 Kindern pro Klasse
blieben dann zumindest ein paar Stunden für Förderung oder auch
Krankenstände übrig.

Dass Integration von Kindern mit besonderen Bedürfnissen in kleineren
Klassen berücksichtigt werden muss, sollte selbstverständlich sein.

https://www.bessereschule.jetzt/

Demo am 19.10.2021, ab 16h30, Heldenplatz

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Außerdem: Symposium: Bildung in der Krise? SchülerInnen, Eltern, Lehrende
und Stuierende beichten aus ihrem Alltag. 17.10., 15-17h, Amerlinghaus,
Galerie, Stiftgasse 8, 1070. Organisiert vom Frauenstammtisch Wien,
rotes-frauenkomitee-wien@gmx.at



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