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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 7. Juli 2021; 19:47
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> Sommerlesekreis: Autorität und Familie

Jeweils von 18:00 bis 19:30

Anmeldelink, Literaturliste und Detail-Infos unter
https://www.facebook.com/events/361690771978332 oder:
https://tinyurl.com/15AKINLESE

Veranstaltung von Institutsgruppe Politikwissenschaft
Sommerzeit ist Lesekreiszeit!

"Autorität" ist und bleibt ein Schlüsselbegriff der zeitgenössischen Linken:
Vom autoritären Umbau demokratischer Institutionen durch konservative
Eliten, über die Kritik des modernen Bildungswesens, bis zur Reflexion auf
linke Organisationsstrukturen konzentriert sich linke Kritik gerne im
Vorwurf des Autoritarismus. Jene Popularität verleiht dem Begriff der
Autorität geradezu den Charakter eines allgemeinen Gegenbegriffs zur
aufgeklärten Hoffnung auf die Einrichtung menschenwürdiger Verhältnisse.
Der mit dieser Tendenz einhergehenden begrifflichen Unschärfe soll
entgegengewirkt werden, durch die Rekonstruktion des Autoritätsbegriffes in
der Frühphase Kritischer Theorie. In den 1920/30er Jahren stellten sich die
Theoretiker rund um das Frankfurter Institut für Sozialforschung die Frage,
wie vor dem Hintergrund der marxistischen Theorie erklärt werden könnte,
dass sich die Arbeiter_innenschaft dem Faschismus zuwendete, statt die
prognostizierte sozialistische Revolution in die Tat umzusetzen. Beantwortet
wurde diese Frage durch die für Kritische Theorie charakteristische Synthese
aus Marxismus und Psychoanalyse: Im Gegensatz zur philosophischen Tradition
wurde gemäß der freudschen Psychoanalyse ein rationales Ich nicht als
einfach vorhanden angenommen, sondern als Resultat eines
Entwicklungsprozesses begriffen. Marxistische Kapitalismuskritik zeigt
wiederum, dass die Bedingungen für die Ausbildung eines rationalen Ichs
unter der Vorherrschaft des Kapitals äußerst ungünstig ausfallen. Der
hieraus hervorgehende "autoritäre Charakter" erweist sich als unfähig seine
Geschichte selbst in die Hand zu nehmen und kompensiert seine Ich-Schwäche
durch die Unterwerfung unter faschistische Führer.
Erstmals zum Ausdruck gebracht wurde dieser Ansatz zu einer "Theorie des
autoritären Charakters" in den 1936 publizierten "Studien über Autorität und
Familie". Dieser Text eignet sich vorzüglich als Einführung in die Kritische
Theorie, da sich hier jene Synthese von Marxismus und Psychoanalyse
nachvollziehen lässt, die spätestens in der 1943/44 verfassten "Dialektik
der Aufklärung" zur untrennbaren Einheit verschmolzen ist. Hierzu trägt vor
allem bei, dass Marxismus und Psychoanalyse als voneinander unterschiedene
und in einem jeweils eigenen Abschnitt durch Max Horkheimer und Erich Fromm
behandelt werden. Diese Grundlegung Kritischer Theorie wird in der ersten
Hälfte des Lesekreises gemeinsam gelesen und diskutiert werden. Die zweite
Hälfte des Lesekreises teilt sich wiederum in zwei Teile, welche die
Rezeption des Marxismus und der Psychoanalyse innerhalb der Kritischen
Theorie vertiefen wird. Alle vier Teile des Lesekreises können auch einzeln
besucht werden. Vorwissen wird keines vorausgesetzt.

Termine:
Max Horkheimer:
Autorität - 13. Juli
Familie - 20. Juli
Erich Fromm:
Autorität und Über-Ich, 27. Juli
Autorität und Verdrängung. , 03. August
Der autoritär- masochistische Charakter, 10. August
Horkheimer: Der autoritäre Staat. 17. August
Friedrich Pollock: Staatskapitalismus. 24. August
Theodor W. Adorno: Einleitung zu: Spätkapitalismus oder
Industriegesellschaft. 31. August


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> Sommerkurs: Kritische Theorie des Geschlechterverhältnisses

Veranstaltung von Abendschule für historisch-politische Bildung -
Onlineveranstaltung

Vor zwei Jahren ist Barbara Umraths Studie über feministische Perspektiven
auf die Kritische Theorie erschienen. Darin rekonstruiert die Soziologin die
Schriften Theodor W. Adornos, Max Horkheimers, Herbert Marcuses sowie Erich
Fromms entlang der drei thematischen Felder Geschlecht, Familie und
Sexualität. Sie formuliert damit eine materialistische Kritik des modernen
Geschlechterverhältnisses, die sie als integralen Bestandteil einer
dialektischen Gesellschaftstheorie stark macht.
Mit ihrer Arbeit entwickelt Umrath einerseits Einwände gegen bestimmte
Lesarten der Kritischen Theorie durch die Geschlechterforschung und regt zu
deren erneuter feministischer Aneignung an. Gleichzeitig bearbeitet sie mit
ihrer Forschung ein Grundproblem in der gegenwärtigen Neigung Kritische
Theorie zu interpretieren: Dass Formen vergeschlechtlichter Herrschaft sowie
Fragen der gesellschaftlichen Reproduktion nach wie vor als Nebenschauplätze
einer "allgemeinen Theorie" der Gesellschaft behandelt werden.
In unserem Sommerkurs zur Kritischen Theorie des Geschlechterverhältnisses
wollen wir uns diesen Themen widmen und sie ausgehend von Umraths
Rekonstruktion diskutieren. Im Anschluss an den Kurs wird es die Möglichkeit
geben Fragen und Diskussionspunkte noch einmal aufzugreifen und diese mit
Barbara Umrath selber zu diskutieren.

Ablauf:
1. Sitzung: Montag 09.08.2021, 18-19 Uhr
Kennenlernen, Konzept und Ablaufplan
2. Sitzung: Samstag 14.08.2021, 13-16 Uhr
Kontext: Feministische Perspektiven auf die Kritische Theorie
3. Sitzung: Samstag 21.08.2021, 13-16 Uhr
Zum Stellenwert des Geschlechterverhältnisses in der Kritischen Theorie
4. Sitzung: Samstag 11.09.2021, 13-16 Uhr
Geschlechterverhältnis in der kritisch-theoretischen Rezeption der
Psychoanalyse
5. Sitzung: Samstag 18.09.2021, 13-16 Uhr
Bürgerliche Moral und Kritik des patriarchalen Geschlechterverhältnisses
6. Gespräch mit Barbara Umrath: Donnerstag 23.09.2021, 19-21 Uhr

Anmeldungen unter: abendschule@engagiertewissenschaft.de. Die Teilnahme ist
kostenlos und nach Geschlecht quotiert. Wir haben Lust auf eine empathische
und fragende Diskussionsatmosphäre.

Literatur:
Barbara Umrath: Geschlecht, Familie, Sexualität. Die Entwicklung der
Kritischen Theorie aus der Perspektive sozialwissenschaftlicher
Geschlechterforschung, Campus 2019.
Weiterführend:
- Sigmund Freud: Das Ich und das Es
- Gudrun Axeli-Knapp: Traditionen - Brüche
- Gudrun Axeli-Knapp: Konstellationen von Kritischer Theorie und
Geschlechterforschung
- Theodor W. Adorno, Else Frenkel-Brunswik u.a.: Studien zum autoritären
Charakter
- Eva-Maria Ziege (Hg.): Bemerkungen zu »The authoritarian personality«
- Jessica Benjamin: Die Fesseln der Liebe

Christine Kirchhoff: Das psychoanalytische Konzept der »Nachträglichkeit«



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