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  akin-Pressedienst.
  Aussendungszeitpunkt: Donnerstag, 6. Mai 2021; 03:27
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  1.Mai:
  
  > Wieder die alte Normalität
  
  Die Polizei haut Linke und der ORF macht einen Chronikbericht daraus -- wie
  gehabt!
  
  
  Würde die Wiener Polizei einen eigenen Twitter-Kanal betreiben, hätte man
  wohl in der ZiB vom 1.Mai überhaupt nichts davon erfahren, daß es sehr wohl
  Maiaufmärsche in Wien gegeben hat. Aber zuerst wurde breit berichtet, daß
  die Sozialdemokratie nicht marschiert ist. Dann erfahren wir, daß in Graz
  die Sozialdemokraten "gemeinsam mit den Kommunisten" marschiert wären --
  ohne zu erwähnen, daß die Kräfteverhältnis dort halt schon ein bisserl
  anders sind und die Sozis wohl alleine nicht auf die Straße gegangen wären.
  Dann kam noch der Senf von FPÖ und NEOS groß ins Bild -- beide sind ja dafür
  bekannt in der Tradition, den Tag der Arbeit gebührend zu begehen. Oder so.
  
  Erst in den Kurzmeldungen kamen dann Erwähnungen anderer Demos -- zuerst aus
  Istanbul, wo das traditionelle Zusammenprügeln von Maiaufmärschen mit einem
  Demoverbot wegen kürzlich verhängten Lockdowns begründet wurde. Dann
  natürlich die Aufmärsche der Maßnahmengegner und zuletzt, daß es auch eine
  linke Demo gab, aus der heraus Polizeibeamte angegriffen worden seien.
  
  
  Die Sicherheit der Sicherheitskräfte
  
  Berichterstattung also wie wir sie schon aus der Zeit vor Corona kennen --
  jeder Furz von Parlamentsparteien ist wichtig, als Kuriosität gibts ein paar
  Wutbürger und über die Linke wird als Kriminalfall berichtet. Und auch das
  nur aufgrund eines einzigen Tweets von @LPDWien: "Bei der Kundgebung im
  'SigmundFreudPark wurden unsere Kolleg*innen mit Dosen und Glasflaschen
  beworfen. Um die Sicherheit der Kolleg*innen aufrecht zu halten, wurden die
  Kundgebungsteilnehmer*innen einige Meter abgedrängt." Ja, wunderbar, die
  Polizei kann schon Gendersternderl, aber sonst ist alles wie gehabt: Die
  völlig schutzlosen Sicherheitskräfte mußten beschützt und in Sicherheit
  gebracht werden vor den randalierenden Anarchos, denen Beamtenleben nicht
  heilig sind.
  
  Und was ist wirklich passiert? Erst zwei Tage später lichtete sich da der
  Nebel, als Augenzeugenberichte zusammengefaßt werden konnten. Ganz klar ist
  das alles immer noch nicht, aber anscheinend waren beim Herunterlassen eines
  Uniprotesttransparents von der eingerüsteten Votivkirche zwei Männer im
  Neonazioutfit zur Kirche gestürmt und es kam zum Konflikt mit denen, die das
  Transparent entrollt hatten. Als die Männer merkten, daß sie in der
  Minderzahl waren, packte einer ein Tränengasspray aus und sprühte wild um
  sich -- und traf da wohl auch seinen Kompagnon. Hinterher stürmte die
  Polizei und bearbeitete die noch anwesenden Linken, unter anderem auch mit
  Tränengas.
  
  Ein Pressephotograph wird von der Polizei niedergerempelt und stürzt zu
  Boden. Prompt wird er von einer Beamtin festgenommen mit der Begründung, er
  wäre doch auf dem Boden gelägen und hätte daher wohl etwas Illegales
  gemacht. Während die beiden Männer, die den Wickel verursacht hatten, von
  der Polizei ignoriert werden, stürmt diese in breiter Front den Freud-Park
  voller argloser Menschen. Das war dieses "einige Meter abgedrängt". 11
  Festnahmen soll es dabei gegeben haben.
  
  
  Sicher keine Nazis
  
  Erst am 3. Mai kommt dann dieser Tweet von der Wiener Polizei: "... es
  wurden, wie bei Kundgebungen durchaus üblich Beamte in Zivil eingesetzt. Lt.
  der Meldung der beiden Beamten, wurden diese erkannt & angegriffen. Im Zug
  der Flucht setzte einer den Pfefferspray ein. der andere wurde im Zuge des
  Vorfalls verletzt." Oha! Die beiden Männer im Nazioutfit waren Polizisten,
  die vorher bei der Maßnahmendemo eingesetzt waren und es für sinnvoll
  erachtet hatten, sich entsprechend zu stylen, bei der linken Demo dann aber
  vergessen hatten, daß sie nicht in Uniform sind. "Erkannt" hat man sie
  deswegen eben nicht als Polizisten sondern als Nazis. Daß Linke auf mit
  Pfefferspray bewaffnete Nazis nicht so freundlich reagieren ist wohl
  logisch. Und daraus wurden dann "angegriffene Beamte", die von ihren
  uniformierten "Kolleg*innen" beschützt werden mußten.
  
  Die Polizei sieht da aber natürlich kein Fehlverhalten -- sonst wäre sie ja
  nicht die Polizei.
  
  
  Die neue alte Sicherheit
  
  Aber immerhin, wenigstens diesbezüglich kehrt wieder alte Normalität ein:
  Die Polizei haut wieder zu und der Innenminister kann empört sein über
  Demonstranten. Wo kommen wir denn da auch hin, wenn die Polizei nicht einmal
  mehr in Bürgerkriegsmontur eine friedliche Kundgebung stürmen und mit
  Pfefferspray einsprühen kann, ohne daß da nicht irgendwer eine Flasche
  zurückwirft!?
  
  Ja, und die Linken werden sich bei der nächsten Antimaßnahmendemo, bei der
  sie offensichtliche Nazis orten, wohl immer fragen: Wieviele davon sind
  eigentlich getarnte Polizeibeamte?
  
  *Bernhard Redl*
  
  
  
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