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  akin-Pressedienst.
  Aussendungszeitpunkt: Donnerstag, 6. Mai 2021; 03:53
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  Arbeit:
  
  > "Bschoadpinkerl" für Konzerne
  
  Was Steyr angeht hört die oberösterreichische SPÖ nicht so gerne auf ihre
  Bundeschefin
  
  Von *Leo Furtlehner*, KPÖ OÖ
  
  Bei der Vollversammlung der oberösterreichischen Arbeiterkammer am 10.
  November 2020 hatte der GLB die Resolution "Missbrauch von Förderungen
  verhindern" eingebracht. Darin wurden Bund, Land und Gemeinden aufgefordert,
  künftig Förderungen aus Steuermitteln "grundsätzlich mit einer Beteiligung
  der öffentlichen Hand an den jeweiligen Unternehmen, mit einem Verbot einer
  Auszahlung von Boni an Manager und von Dividenden an Aktionär*innen und mit
  der Rückzahlung in der vollen Höhe bei Auflassung des jeweiligen Standortes"
  zu verbinden.
  
  Wie üblich wurde diese Resolution einem Ausschuss zugewiesen. Eine Methode
  die allgemein als "Begräbnis erster Klasse bekannt ist". Die FSG-Mehrheit
  legt nämlich Wert auf möglichst große Übereinstimmung - zumindest nach außen
  hin. Daher werden ihr missfallende Anträge nicht etwa im Plenum abgelehnt,
  sondern in einem Ausschuss unter Ausschluss der Öffentlichkeit "entsorgt".
  
  Beachtenswert in diesem Fall ist, dass die Ablehnung unter anderem damit
  begründet wurde, es gäbe bei Förderungen einen "Mitnahmeeffekt". Sozusagen
  auf gut oberösterreichisch ein "Bschoadpinkerl" für das erhoffte
  Wohlverhalten der Konzerne. Im Klartext wird ganz sozialpartnerschaftlich
  akzeptiert, dass Unternehmen kräftig Förderungen aus (vorwiegend von den
  Lohnabhängigen via Lohn- und Mehrwertsteuer aufgebrachtem) Steuergeld
  kassieren, aber damit keine weiteren Verpflichtungen verbunden sind. Oder
  dass gar von Seiten der Fördergeber Ansprüche auf Mitsprache oder
  Beteiligung gestellt werden. Wo käme man denn da hin.
  
  Der voestalpine-Zentralbetriebsrat und Landtagsabgeordnete Hans Karl
  Schaller warnte in diesem Zusammenhang sogar explizit von einer
  Verstaatlichung zu sprechen. Da dürfte er allerdings mit seiner obersten
  Parteichefin Pamela Rendi-Wagner etwas in Konflikt geraten, die im Fall MAN
  sogar ausdrücklich eine Staatsbeteiligung fordert. Dass Schaller mit der
  Vollprivatisierung der voestalpine im Jahre 2003 seinen Frieden gemacht hat
  und die für die Hauptaktionäre Raiffeisen und Oberbank als Spielball
  dienende Mitarbeiterbeteiligung als Erfolgsmodell bejubelt, ist ja bekannt.
  
  Mit der Forderung nach einer Staatsbeteiligung im Fall MAN will die SPÖ
  freilich auch gezielt von der politischen Verantwortung für die
  Privatisierung der Verstaatlichten unter ihrer damaligen
  Regierungsverantwortung ablenken. Denn federführend bei der Zerschlagung und
  Privatisierung des zur Staatsbank CA gehörenden Steyr-Daimler-Puch-Konzerns
  in den 1980er Jahren waren die Herren Lacina, Androsch, Vranitzky, Klima und
  Streicher. Unter SPÖ-Regie wurde 1990 schließlich auch der
  Steyr-Nutzfahrzeugsektor an den deutschen MAN-Konzern verscherbelt, der
  einige Jahre später vom VW-Konzern übernommen wurde.
  
  Wie berechtigt die GLB-Resolution aber war bestätigt jetzt kein geringerer
  als der Steyrer SPÖ-Vizebürgermeister Markus Vogl. Er spricht im
  Zusammenhang mit dem Konflikt um den MAN-Standort Steyr davon, dass "solche
  Konzerne die Förderstruktur ausnutzen" und meint "Der Bund hat MAN bei den
  Lkw unterstützt, und nun zieht der Konzern trotzdem ab" (Kurier OÖ,
  1.5.2021). Vogl spricht über "einige Millionen für den Lkw-Bereich" die MAN
  erhalten hat. Laut Regulativ der Forschungsförderung werden nämlich zu jedem
  Forschungs-Euro von Unternehmen vom Bund 15 Cent beigesteuert.
  
  Dessen ungeachtet plädiert Vogl - er war bis 2019 Betriebsratschef der
  Angestellten bei MAN und bis 2020 SPÖ-Nationalratsabgeordneter und wurde von
  der SPÖ als künftiger Steyrer Bürgermeister in Stellung gebracht - für eine
  "saubere Lösung", bei der "alle Beteiligten ihr Gesicht wahren können". Und
  da gibt es für ihn nur eine Lösung: "Es gibt nur einen" meint Vogl nach dem
  Motto des Films "Highlander" von 1986, "Die einzige Lösung derzeit ist
  Wolf".
  
  Auf die Tatsache, dass das von Wolf vorgelegte Konzept für eine Übernahme
  mit MAN bzw. dem VW-Konzern abgestimmt und daher andere Möglichkeiten -
  außer der Schließung - von Anfang an strikt ausgeschlossen wurden, geht er
  bezeichnenderweise nicht ein. Die Schmierenkomödie um MAN mit einem
  Höchstmaß an Dramatik und verbalem Getöse darf also fortgesetzt werden. ###
  
  
  Blog:
  https://furtlehner.wordpress.com/2021/05/02/bschoadpinkerl-fur-konzerne/
  
  
  
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