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  akin-Pressedienst.
  Aussendungszeitpunkt: Donnerstag, 15. April 2021; 04:57
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  Glosse:
  
  > Trauriger alter weißer Mann
  
  Zur Beschränktheit der pseudolinken Identitätspolitik
  
  Ich bin nicht der klassische "alte weiße Mann". Denn das ist einer, der die
  eigenen Privilegien unter den Tisch kehrt und die strukturelle
  Diskriminierung anderer kleinredet oder nicht einmal mitbekommt. Einer für
  den Grapschereien, sexistische und rassistische Witze kein Problem sind. Ich
  dagegen bin mir der Vorteile wohl bewusst, die mir jenes Glückslos
  verschaffte, das ich vor rund 73 Jahren bei der großen Zeugungslotterie zog
  und bemühe mich daher, die Augen offen zu halten für die Benachteiligungen
  derer, die weniger günstige Lose in ihren Händen halten. Ich mag auch
  Machogehabe nicht verniedlichen und mache einen Bogen um politisch
  inkorrekten Humor.
  
  Trotzdem darf man mich mit Fug und Recht einen "alten weißen Mann" nennen.
  Es gibt nämlich verschiedene Species dieser Gattung. Ich bin ein Exemplar
  jener Sonderform des "alten weißen Mannes" für den das System, das ihm zwar
  keine Machtposition zubilligt, aber doch einen gewissen Wohlstand bietet,
  ein Scheißsystem ist. Und zwar deshalb, weil es ihm sein angenehmes Dasein
  auf Kosten umso schlechterer Lebensbedingungen der meisten anderen Menschen
  dieses Planeten ermöglicht. Ich weiß, dass das eine moralisch angreifbare
  Position ist. Denn es zwingt mich ja niemand, die Vorteile, die mir unser
  System gewährt, weiterhin zu genießen. Aber wegen dieser moralischen
  Zweifelhaftigkeit bin ich eben letztlich auch nur ein Exemplar der Gattung
  der "alten weißen Männer".
  
  Diesen alten weißen Mann macht es sehr traurig, dass viele der jungen bunten
  Benachteiligten jeglichen Geschlechts, die sich jetzt so lautstark zu Wort
  melden, scheinbar um nichts anderes kämpfen, als um einen besseren Platz in
  diesem Scheißsystem. Damit sie eines fernen Tages, wenn auch sie alt sind,
  von ihm in all Ihrer Vielfalt anerkannt werden als in Ehren verblasste
  Repräsentant*innen seiner dann vermutlich unübertrefflichen Buntheit.
  *Karl Czasny*
  
  
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