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  akin-Pressedienst.
  Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 3. Februar 2021; 22:03
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  Debatte:
  
  > Die Pandemie ist nicht die Krise
  
  Reaktion auf die Selbstdruckausgabe vom 3.Februar
  
  Lieber Bernhard, danke für die beiden ersten Artikel in Ausgabe 2 und deinen
  ersten in Ausgabe 3. Sehe das eher mehr als weniger auch so wie Du. Ohne
  Widerstand von unten UND links (also alles, was gegen die Eliten in
  Regierung und Opposition, gegen die parlamentarischen und
  außerparlamentarischen Rechten und gegen die Spitzen-Beruhigungsvertreter in
  ÖGB und AK ist), wird der Staatsapparat die Pandemie trotzdem weiter dazu
  nutzen, noch weiter autoritärer zu werden zur Absicherung der Profite der
  Wirtschaft -- einzelner Lobbys und als Gesamtes. Die Herausforderung für den
  Staatsapparat als politischer Geschäftsführer der Konzerne (manche wollen ja
  schon direkt "Wirtschaftsführer" an der Macht haben, weil diese mehr
  Vertrauen in der Öffentlichkeit hätten als die Politiker -- siehe Kurier,
  30.1.2021) wird mit den steigenden Arbeitslosen- und Insovenzzahlen steigen.
  Jetzt soll das alles noch mit Hilfe von ÖGB, AK, SPÖ hinausgeschoben und
  ruhig gehalten werden. Jetzt müssten ÖGB, Gewerkschaften, Betriebsräte, SPÖ,
  AK gegen diese schon jetzt stattfindende undemokratische Abwälzung der
  Krisenlasten (ökonomisch, sozial, gesundheitlich, psychisch ...), gegen die
  Kürzungen der Vergangenheit und die himmelschreienden Missstände im
  Gesundheits- und Bildungssystem (Schulen, Kindergärten) aktiv protestieren,
  organisieren, mobilisieren! Erst dann, "nach der Krise" wie es von dort zu
  hören ist, sich das zurückholen zu wollen, kann man vergessen und als
  Beruhigung werten.
  
  Klassisch gesprochen muss die Frage der Demokratie und die soziale
  Frage/Lage zusammen gesehen und dahingehend Protest und Widerstand
  organisiert werden. Viele haben schon lange berechtigten Unmut gegen die
  soziale und gesellschaftlich zunehmende Deklassiereung auch bei uns. Mit dem
  Versprechen der neuerlichen Einbindung der "Sozialpartner" hat die Regierung
  bisher die staatstragenden "linken" Organisationen (ÖGB,
  Einzelgewerkschaften, AK) neutralisiert und als mögliche Widerstandsanstoßer
  lahmgelegt. Gleichzeitig lässt die Regierung die Rechten als Organisatoren
  gewähren, um Zeit zu gewinnen für noch mehr Repression gegen die
  Bevölkerung. Denn die Krise ist noch lange nicht -- wenn überhaupt --
  vorbei. Das Versprechen der "alten Normalität" wird nicht eingelöst werden.
  Darum schon jetzt die Gewöhnung an die "neue Normalität" mit
  Einschränkungen, Angst um den Arbeitsplatz, Arbeitsplatzverlust, Lohn- und
  Gehaltseinbußen, geplanter Kürzung von eh schon extrem niedrigem
  Arbeitslosen- und Notstandsgeld, bzw. Auflösung der Notstandshilfe in die
  noch niedrigere und die Menschen noch mehr unter Kuratell stellende
  "Sozialhilfe", oder dem Reden von noch längerer Lebensarbeitszeit (also noch
  später, mit 70 in Pension). Das spielt den parlamentarischen und
  außerparlamentarischen Rechten in die Hände -- und der Regierung, die im
  Zuge dessen (wegen tatsächlicher oder vermeintlicher Nichteinhaltung der
  Corona-Schutz-Maßnahmen) das Demo- und Versammlungsrecht dort wo es ihr
  passt, einschränkt, d.h. verbietet oder mit Knüppel aus dem Sack gegen
  Demonstrant*innen vorgeht -- wie z.B. in Innsbruck gegen Abschiebungen.
  
  Die Coronapandemie ist keine Coronakrise, sie fällt nur zusammen mit der
  schon länger schwelenden Krise der Profitwirtschaft (z.B. Finanzkrise
  2007/08 ff). Diese zeichnet sich nicht nur durch die welweit verbreitete Art
  des Produzierens rund um den Erdball (Globalisierung), des Umverteilens der
  weltweit geschaffenen immensen Wertschöpfung hin zu den Konzernen und
  Reichen aus. Auch die durch diese Wirtschaft, die auf Ausbeutung, auf Kosten
  von Mensch, Tier und Umwelt beruht, erzwingt immer unwürdiger werdenden
  (Über-)Lebensbedingungen. Diese Art des Wirtschaftens bringt nicht nur den
  lebensbedrohlichen Klimawandel, Klimakatastrophen, sondern auch solche
  Pandemien hervor. Diese Art des Wirtschaftens und diese Politik, die diese
  Profitwirtschaft schützt und exekutiert, kann auch die rasende Ausbreitung
  der Pandemie nicht eindämmen. Sie kann nicht einmal eine Pandemie im Sinne
  und v.a. im Interesse des Schutzes der Gesundheit und Sicherheit der
  Menschen managen. Weil eben NICHT der Mensch im Mittepunkt von Wirtschaft
  und Politik steht, sondern "koste es was es wolle" der Profit - wie zuletzt
  sichtbar beim Impfstoff-Hin-und-Her.
  
  *Wilfried Leisch*
  
  
  
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