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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Donnerstag, 14. Januar 2021; 02:30
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Oe/Kapitalismus:
> Solidarität mit den MAN-Beschäftigten
Was sich hinter der Ankündigung der Schließung des MAN-Werkes in Steyr
verbirgt, hat das "Österreichische Solidaritätskomitee" versucht, ein wenig
aufzuhellen und auch mit dem Betriebsratsvorsitzenden der Arbeiter*innen der
MAN Truck & Bus Österreich, Erich Schwarz, gesprochen. (Stand 20.12.2020)
Erst Ende Jänner 2020 wurde für die MAN Lkw-und Busproduktion in Steyr/OÖ
mit dem VW-Vorstand, dem Eigentümer der MAN, eine bis 2030 befristete
Standortvereinbarung mit Jobgarantie, ein
"Beschäfti-gungssicherungsvertrag",abgeschlossen. Doch schon bald darauf
wurde vom neuen VW-Vorstand angekündigt, diesen Vertrag nicht einhalten und
neu "verhandeln" zu wollen.Gedroht wurde sogleich mit der Schließung von
vier MAN-Standorten in Deutschland und Österreich, darunter auch die MAN
LKW-und Busproduktion in Steyr/OÖ, bis Ende 2023. Seitdem ist bei den
Beschäftigten und bei den Betriebsrät*innen Feuer am Dach. Geht es doch um
2.300 direkt Beschäftigte und um weitere 6.000 Arbeitsplätze, die bei einer
Schließung in der Region betroffen wären. Mittlerweile haben die VW-Bosse
den "Beschäftigungssiche-rungsvertrag" einseitig gekündigt und die
Betriebsrät*innen dessen Einhaltung eingeklagt.
Wut, Empörung, Streik
Die völlig berechtigte Empörung über die Vorgangsweise der Kon-zernleitung
hat dazu geführt, dass die Belegschaft am 15. Oktober einen Warnstreik und
eine Protestversammlung in Steyr abhielt, an der sich 5.000 Menschen
beteiligten. Auch wir vom "ÖsterreichischenSolidaritätskomitee" (ÖSK) waren
bei der Protestkundgebung anwesend. Der Warnstreik und die Demonstration
haben eindrücklich gezeigt, dass die Beschäftigten, Gewerkschaften, AK und
die Bevölkerung samt den Bürgermeistern aus der Region sowie viele andere
Belegschaften - sichtbar durch Solidaritätsabordnungen - voll hinter den
MAN-Beschäftigten und Belegschaftsvertretungen stehen. Seitens des
Vorsitzenden der Gewerkschaft PROGE, Rainer Wimmer, wurde bekräftigt, dass
es auch zu einem Streik kommen könne und vielleicht müsse, wenn der Vorstand
nicht einlenken würde und es dann wichtig sei, dass auch alle mitmachten.
Und SPÖ-Vorsitzende Pamela Rendi-Wagner meinte bei ihrer Unterstützungsrede
auf der Demonstration, dass auch die österreichischen Eigentümerfamilien von
VW, Piëch und Porsche, in die Pflicht genommen werden müssten. Richtig:
Schließlich haben die "beiden mächtigen, aus Österreich stammenden Familien
hinter Volkswagen Konzernchef Herbert Diess gegen Kritik in Schutz genommen.
Er stehe ,vor einer gewaltigen Aufgabe', so Aufsichtsrat Hans-Michel Piëch"
(Industriemagazin, 11.3.2020). (1)
Lange Vorgeschichte
Am Standort in Steyr, wo heute die MAN produziert, war früher die
Steyr-Daimler-Puch AG. Diese war ein bedeutender eisenverarbeitender und
einer der größten staatsnahen Industriekonzerne Österreichs (Konzernbetrieb
der verstaatlichen Creditanstalt Bankverein, CA-BV) mit rund 17.000
Beschäftigten im Jahr 1980. Ende der 1980er Jahre wurde begonnen,den Konzern
zu filetieren und Teile zu privatisieren und an ausländische Großkonzerne
auszuverkaufen.
Steyr-Verkauf an MAN
Als 1990 die LKW-Sparte "Steyr" von MAN übernommen wurde, waren nur mehr
rund 9.000 Menschen am Standort beschäftigt. Was die Steyr-Arbeiter*innen
schon zuvor befürchteten, trat prompt ein: ständige "Restrukturierungen",
die mit Kündigungen einhergingen, was auch zum Beispiel zu einem einwöchigen
Streik führte. Bereits 2004 fasste der MAN-Konzern den Beschluss, in Polen
ein neues Montagewerk zu errichten, in dem seit 2006 Schwerfahrzeuge
produziert werden. Das erhöhte von da an (gewollt?) den Druck auf die
anderen Standorte in Deutschland und Österreich. Seitdem wurden öfters
"Standortvereinbarungen" getroffen und verlängert, wobei die Beschäftigten
immer Zugeständnisse machten (z.B. Arbeitszeitverlängerung ohne
Lohnausgleich), um die Arbeitsplätze und Standorte zu erhalten.
Bitteres Ende? Muss nicht sein!
Besonders erbittert von der jetzigen Aufkündigung des
"Beschäftigungssicherungsvertrages" durch die Konzernleitung sind die
Arbeiter*innen und Angestelltenauch deshalb, weil man über Jahrzehnte hinweg
dem Konzern gegenüber sozusagen in Vorleistung gegangen ist. So produziert
man seit 2007, also seit 13 Jahren, jeden Tag einen LKW mehr unentgeltlich,
sagt BRV Schwarz im Gespräch mit dem ÖSK. Um den Standort abzusichern, habe
man mit einer Betriebsvereinbarung einer zusätzlichen "Flexischicht"
zugestimmt. Erst 2019 ist bei MAN-Steyr die größte Lackieranlage Europas für
Lkw-Kunststoffanbauteile, die 60 bis 70 Mio. Euro kostete, in Betrieb
gegangen. Und jetzt will man zusperren?!
Zusperren trotz Gewinn?
Volkswagen/MAN-Steyr war und ist ein profitabler Betrieb, hat Millionen an
österreichischen Staatshilfen erhalten und will jetzt den ganzen Standort
mit 2.300 Beschäftigten schließen, so BRV Erich Schwarz. Dabei sind die
Auftragsbücher voll und läuft die Produktion auf Hochtouren.Statt
Schließungsszenarien zu wälzen, sollte man auf die Entwicklung neuer
Antriebstechnologien setzen. Hier. Da gibt es gerade in Steyr mit einem
Facharbeiteranteil von 80% hochqualifiziertes Wissen für eine
Zukunftsproduktion. Daran müsste auch die Politik ihre künftigen
Wirtschaftsförderungen knüpfen, so eine weitere Forderung von Schwarz.
Wie geht es weiter?
Der Plan ist, so BRV Schwarz, zunächst durch Verhandlungen bis Weihnachten
zu Regelungen zu kommen. Die Forderungen sind klar: Der Vertrag muss wieder
und weiter gelten (derzeit läuft er für den Standort MAN-Steyr Ende 2020
aus). Alle Standortverlegungen müssen aufgehoben, die Beschlüsse
zurückgenommen werden. Wenn es zu keiner Bewegung kommt, dann wird die
österreichische Gewerkschaft PRO-GE in Abstimmung mit der deutschen
IG-Metall, (da geht es um bis zu 20.000 Mitglieder!) als ganzer
Konzern-Betriebsrat mit den Belegschaften handeln. Ob und wann dieser Fall
eintritt? Das kann BRV Schwarz natürlich nicht sagen. Aber er weiß als im
Fußballvereinssport tätiger: Eine Meisterschaft ist erst dann gewonnen, wenn
alle Runden absolviert sind. Dann werden die Punkte verteilt." Und noch
eines weiß Betriebsrat Schwarz mit Sicherheit: "MAN produziert im Verbund.
Sollte es nötig sein abzustellen, dann steht die ganze MAN." ###
(1) Anmerkung akin: Der Umsatz der Münchner Konzernmutter, der VW-Holding
Traton, die zum VW-Konzern gehört und aus MAN Bus & Trucks, Scania und
VW-Lkw-Brasilien besteht, macht 11 Mrd. Euro aus. Die Aktionäre erhalten
eine 1/2 Mrd. Euro an Dividenden, die Vorstände 11 Mio. Euro. Die
stimmberechtigten Stammaktien der VW-Konzerns gehören mehrheitlich der
Porsche Automobil Holding SE. Und deren Stammaktien gehören alleine den
Familien Piëch und Porsche.
Quelle: http://prosv.akis.at/
Dort findet sich auch noch so Einiges über die Hintergründe der Geschichte
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