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Sende-Uhrzeit:  11.26.2020 12:55:28 AM
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Betreff:  [akinabo] Corona: Wirksamkeit ist ein weiter Begriff (Impfstoffe)
 
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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Donnerstag, 26. November 2020; 00:48
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Corona:

> Wirksamkeit ist ein weiter Begriff

Die ersten Covid-Impfstoffe sollen schon bald ausgeliefert werden. Doch ob
sie wirklich etwas nützen, ist noch völlig offen. Es bleibt auch unklar, ob
sie die Pandemie stoppen können. Ausserdem besteht ein erhöhtes Risiko von
unerwünschten Nebenwirkungen. *Susan* Boos in der WoZ 47/2020

Es ist ein Wettlauf um den Jackpot. Pfizer und Biontech verkündeten
kürzlich, dass sie ihn gemeinsam geknackt haben. In der Pressemitteilung
schreibt der US-Konzern Pfizer, ihr Impfstoff habe eine «Wirksamkeitsrate
von über 90 Prozent». Darauf folgte die Pharmafirma Moderna. Ihr Impfstoff
soll eine Wirksamkeit von 94 Prozent haben. Ein Ende der bleiernen
Coronazeit scheint in Sicht.

Doch was steckt eigentlich im Jackpot? Für die Pharmafirmen ist es klar: Ein
guter Sars-CoV-2-Impfstoff verspricht ein gutes Geschäft. Wenn diese
Impfungen so gut sind wie etwa der Impfstoff gegen Kinderlähmung, wären sie
auch für die Allgemeinheit ein Segen. Nur weiss das noch niemand. Denn
sowohl Pfizer/Biontech wie auch Moderna setzen auf einen mRNA-Impfstoff.
Diese Technik wurde bislang nur bei individualisierten Krebsbehandlungen
eingesetzt. Da zeigt sie gute Resultate.

Beim Covid-Impfstoff geht es jedoch darum, dass Milliarden von gesunden
Menschen damit geimpft werden sollen. Der allergrösste Teil von ihnen
bekommt die Krankheit nicht oder hätte nur einen milden Verlauf. Nur
vergleichsweise wenige erkranken schwer oder sterben daran. Und das ist der
Jackpot aus Optik der breiten Bevölkerung: Ein Impfstoff muss diese schweren
und tödlichen Verläufe verhindern. Dann wären alle Schutzmassnahmen oder
Lockdowns nicht mehr nötig.

Um es vorwegzunehmen: Weder Moderna noch Pfizer/Biontech können belegen,
dass ihre Impfstoffe das leisten. Sie behaupten es auch nicht, weil sie das
gar nicht untersucht haben.

Was meint denn «Wirksamkeit»? Das lässt sich am Moderna-Impfstoff
veranschaulichen. In der jüngsten Testphase, der sogenannten
Phase-III-Studie, hat nun Moderna in den USA 15.000 Menschen den Impfstoff
verabreicht, gleich viele Leute erhielten ein Placebo aus Kochsalz. Am 22.
Oktober wurde den Leuten die erste Impfdosis injiziert, zwei Wochen später
erhielten sie die zweite. Die Leute lebten ihren gewohnten Alltag. Nach
sieben Tagen schaute man, wie viele Leute erkrankt waren. In der
Placebogruppe waren es 90 Personen, in der Gruppe, die die Impfung erhalten
hatten, waren es 5. Bei 5 Menschen wirkte die Impfung also nicht, bei 85
schon - 5 sind 5,8 Prozent von 85. Also ist die Impfung laut Moderna zu 94,2
Prozent wirksam.

Moderna sagt nicht, wie alt die Erkrankten waren, wie viele der Risikogruppe
involviert sind oder wie schwer die Krankheitsverläufe waren. Man weiss nur:
Es gibt irgendeinen Schutz, sonst ist alles noch sehr diffus.

Rettet der Impfstoff Leben?

Impfungen haben so ihre Tücken. Bei älteren Menschen oder chronisch Kranken
wirken Impfungen oft schlecht. Das sieht man zum Beispiel bei der
Grippeimpfung. Eine Untersuchung des Robert-Koch-Instituts kommt zum
Schluss, dass in der Grippesaison 2018/19 nur 4 Prozent der Geimpften, die
über sechzig Jahre alt waren, auch wirklich vor der Grippe geschützt waren.

Das spricht nicht grundsätzlich gegen die Impfung, zeigt aber, wie komplex
es ist, für die unterschiedlichen Personengruppen den richtigen Impfstoff zu
finden. Impfstoffe können nämlich auch zu gut sein und gerade bei Jungen
dazu führen, dass das Immunsystem zu stark reagiert und eine unerwünschte
Nebenwirkung ausgelöst wird. Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) in der
Schweiz setzt deshalb gezielt darauf, verschiedene Covid-Impfstoffe
einzukaufen. In der Hoffnung, dass dann der eine besser geeignet ist für
Junge, der andere vielleicht bei den Risikogruppen besser wirkt.

Zurück zu Moderna und Pfizer: Sie haben nun also bewiesen, dass ihre
Impfstoffe wirken. Nur: Was bedeutet jetzt diese «Wirksamkeit» konkret?
Werden schwere oder tödliche Verläufe verhindert? Oder wird einfach
verhindert, dass junge Leute, die ohnehin nur einen harmlosen Verlauf
hätten, nicht krank werden?

Das «British Medical Journal» (BMJ) ist der Frage «Werden
Covid-19-Impfstoffe Leben retten?» nachgegangen. Es hat die Tests aller
Impfstoffe, die bereits in den letzten Versuchsphasen sind, angeschaut. Das
Ergebnis ist ernüchternd: «Die laufenden Tests sind nicht so ausgestaltet,
dass sie uns darauf eine Antwort liefern könnten.» Moderna und Pfizer sind -
so wie ihre Tests angelegt sind - nicht einmal in der Lage nachzuweisen, ob
ihre Impfstoffe in der Lage wären, die Übertragung des Virus zu stoppen,
schreibt das BMJ. Es wäre also möglich, dass zum Beispiel junge Geimpfte das
Virus in sich tragen und weiterverbreiten, ohne Symptome zu haben. Wenn dem
so ist, ist man keinen Schritt weiter - denn schon heute haben viele solche
asymptomatischen Krankheitsverläufe.

Optimistisch könnte man nun aber vom Szenario ausgehen, dass die beiden
Impfstoffe bei Jüngeren wirklich eine Erkrankung sowie eine
Weiterverbreitung des Virus verhindern. Wenn dem so wäre, könnte es sinnvoll
sein, dass zum Beispiel das Pflegepersonal konsequent geimpft würde, um die
Risikogruppen zu schützen.

Da taucht allerdings die nächste schwierige Frage auf: Wie sicher sind diese
neuartigen Impfstoffe? Um dies seriös zu klären, braucht es normalerweise
viele Jahre, weil es manchmal sehr lange dauert, bis unerwünschte
Nebenwirkungen auftreten. In der Coronakrise werden diese Untersuchungen
aber auf einige wenige Monate reduziert. Ein beschleunigt zugelassener
Impfstoff birgt deshalb zwangsläufig ein erhöhtes Risiko, unerwünschte
Nebenwirkungen auszulösen. Wenn nun Millionen Menschen - eventuell sogar
obligatorisch - geimpft werden, treten diese Nebenwirkungen mit grosser
Wahrscheinlichkeit auch häufiger auf.
(19.11.2020, stark gek.)

https://www.woz.ch/2047/covid-impfstoff/wirksamkeit-ist-ein-weiter-begriff


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