Letzte Worte: Deutschlernen schwer gemacht
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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 18. November 2020; 14:13
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Letzte Worte/APA-OTS-Aussendung vom Nationalfeiertag:

> Deutschlernen schwer gemacht

Zwei unabhängige Gutachten kritisieren die Vorgaben des Österreichischen
Integrationsfonds (ÖIF) für Deutschkurse scharf

Als "Mogelpackung mit Nebenwirkungen" bezeichnen Wissenschafterinnen die
Vorgaben für Deutschkurse des Österreichischen Integrationsfonds (ÖIF)
anlässlich einer Fachtagung in Wien.

Menschen, die aus Drittstaaten wie Brasilien, Serbien oder der Türkei nach
Österreich zugewandert sind oder Asyl/subsidiären Schutz erhalten haben,
müssen Deutschprüfungen des ÖIF absolvieren. Wenn diese Prüfung nicht
positiv absolviert wird, drohen gravierende Konsequenzen bis hin zum Verlust
des Aufenthaltstitels. Die Vorgaben für die entsprechenden Deutschkurse
wurden im vergangenen Jahr in einer Novelle des Integrationsgesetzes und
einer Durchführungsverordnung neu geregelt. Teil dieser
Durchführungsverordnung sind die Curricula des ÖIF.

Vergangene Woche bot die Abteilung Integration und Diversität der Stadt Wien
mit Beteiligung des Netzwerks SprachenRechte eine Plattform, um den Diskurs
zwischen Wissenschaft, ÖIF und Expert_innen der Praxis anzustoßen.

Zwei unabhängige Wissenschaftlerinnen präsentierten ihre fachliche Analyse
und ihre Einschätzungen zu den Curricula und Deutschkurs-Vorgaben des ÖIF:

"Deutschkurse nach den Curricula des ÖIF verhindern guten Unterricht", sagte
Andrea Daase von der Universität Bremen bei der Präsentation ihres
Gutachtens. Einer ihrer Hauptkritikpunkte ist, dass das Deutschlernen der
Wertevermittlung untergeordnet ist: "Die Curricula sind mit Werte- und
Orientierungswissen völlig überfrachtet." Zudem zeigten die Vorgaben des ÖIF
eine unsägliche Verzahnung von Politik und Pädagogik auf. Um die Qualität
der Kurse zu verbessern, müssten neben den Curricula auch die
Rahmenbedingungen in den Blick genommen werden, so Daase.

"Die Erstellung der Curricula ist geprägt von fehlender Transparenz und
mangelnder Wissenschaftlichkeit", kritisiert Silvia Demmig vom Netzwerk
SprachenRechte. Ein weiteres Problem sei die fehlende internationale
Anerkennung, so Gutachterin Demmig: Die Prüfungen des ÖIF sind durch die
Association of Language Testers in Europe (ALTE) nicht akkreditiert und
umgekehrt werden international bekannte Deutschprüfungen in Österreich
gesetzlich nicht anerkannt.

Beide Gutachterinnen empfehlen eine Überarbeitung der Curricula ausgehend
von einer Bedarfserhebung und die Einbeziehung von unabhängigen Expert_innen
und Sprachinstituten. "Das Erlernen einer Sprache muss von der
Bildungspolitik bestimmt werden und nicht von der Innenpolitik", so die
abschließende Empfehlung von Daase, "ein Zwang zur Sprachaneignung ist nicht
der richtige Weg."

Netzwerk SprachenRechte, +43 699 19421756, kontakt@sprachenrechte.at
Prof. Dr. Silvia Demmig, +43 688 64273891?, silvia.demmig@ph-ooe.at

https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20201026_OTS0006/

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