Arbeit: "Das hat Steyr nicht verdient"
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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 21. Oktober 2020; 22:47
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Arbeit:

> "Das hat Steyr nicht verdient"

Aktionäre gönnen sich 500 Mio. Dividende und wollen 2.400 MAN-Mitarbeiter
kündigen

Von *Patricia Huber* auf Kontrast.at

Tausende gingen auf die Straße, um gegen die geplante Abwanderung der MAN
aus Steyr zu demonstrieren. 2.400 Menschen würden dann bei MAN direkt den
Job verlieren, mehr als 4.000 Menschen in der gesamten Region sind
betroffen. Die Aktionäre des Mutterkonzerns zahlten sich im September eine
halbe Milliarde an Dividende aus und die Manager verdienten 11 Mio. Euro.
Noch verhandelt der Betriebsrat, um den Standort zu erhalten - die
Gewerkschaft hat die Unterstützung des Streiks bereits beschlossen.

4.000 Menschen ziehen am 15.Oktober durch Steyr, viele von ihnen tragen die
MAN-Arbeitskluft. Alle sind fassungslos darüber, dass man so mit ihnen
umgehen kann. Im September hat das Management von MAN plötzlich angekündigt,
das Werk in Steyr schließen zu wollen. Der Standort hat eine hundertjährige
Tradition, jetzt soll er nach Polen und in die Türkei verlagert werden.
2.400 Beschäftigte würden unmittelbar ihre Arbeit verlieren, rechnet man die
Zulieferbetriebe mit, sind es sogar mehr als 4.000 in der Region.

Halbe Milliarde Dividende an Aktionäre ausbezahlt

Dabei geht es MAN wirtschaftlich nicht schlecht: Der Umsatz der
Konzernmutter Traton in München liegt bei elf Milliarden Euro. Die Aktionäre
beschlossen am 23. September, sich 2020 eine halbe Milliarde Euro Dividende
auszuschütten. Die Vorstände kassieren Bezüge von 11 Mio. Euro. Auch das
Werk in Steyr schrieb bisher immer Gewinne und lieferte sie nach München ab.
Nur im ersten Halbjahr 2020 rutschte MAN kurzfristig ins Minus.

"Sie haben uns angelogen", sagen viele MAN-Beschäftigte in Steyr. Denn erst
Anfang des Jahres hat der Konzern eine Standortgarantie bis 2030
unterschrieben, die Beschäftigte haben dafür Zugeständnisse gemacht: Auf
Überstundenzulagen verzichtet, Pausen gestrichen und mehr produziert. Zwei
LKWs mehr pro Tag werden jetzt in Steyr gebaut, ohne dass die Beschäftigten
einen Euro mehr Lohn dafür bekommen.

Bis 2023 will der Konzern den Standort schließen. Die Schließung in Steyr
ist Teil eines Mega-Sparprogramms. "Was sagen eigentlich die
österreichischen Eigentümerfamilien Porsche und Piech dazu?", fragt der
Betriebsrat. Denn MAN gehört zu 94,36% der Volkswagen AG, die wiederum
mehrheitlich im Besitz der Milliardärsfamilie Porsche-Piech steht. Sie sind
37 Mrd. Euro schwer.

11 Millionen Staatshilfen und Förderungen

Dazu kommt, dass MAN Corona-Staatshilfen von rund 11 Mio. Euro bekommen hat,
die Mitarbeiter waren in Kurzarbeit. Auch sonst flossen in den letzten fünf
Jahren rund vier Mio. Euro an öffentlichen Förderungen an den Konzern, vor
allem für die E-Mobilität.

Die Beschäftigten sind kampfbereit. Viele von ihnen sind seit über 20 Jahren
im Betrieb und fürchten sich vor der Kündigung. "Ich bin 52, das ist ein
wirklich blödes Alter, um arbeitslos zu werden", sagt ein Kfz-Mechaniker.
"Warum müssen wir für das Managementversagen bezahlen?", fragen zwei
IT-Mitarbeiter. Seit fünf Jahren habe es ständige Richtungswechsel in der
MAN-Strategie gegeben, das Management sei dabei immer weiter aufgeblasen
worden. "Die Manager denken emotionslos, denen geht es nur ums Abcashen",
sagt ein MAN-Mechaniker. Da sei aber auch die Politik gefordert, das zu
verhindern.

MAN ist einer der größten Arbeitgeber in Steyr, hier kennt fast jeder
jemanden, der im LKW-Werk arbeitet. An der Demonstration nahmen nicht nur
MAN-Mitarbeiter teil, sondern auch Beschäftigte bei BMW, SKF und aus dem
Chemiepark in Linz. "Wir halten zusammen", sagen sie. Der ÖGB hat letzte
Woche den Streikbeschluss gefällt, wie Pro-Ge Gewerkschafter Rainer Wimmer
in Steyr bekannt gab. "Wir sind bereit zu streiken, um das Werk zu
erhalten", sagt jeder, den man fragt. (gek.)

https://kontrast.at/man-steyr-demo-rendi-wagner/



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