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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Donnerstag, 14. Mai 2020; 07:09
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> Trautes Heim - Glück allein

Seit dem 1. Mai 2020 ist es amtsbekannt: Der sicherste Ort vor häuslicher
Gewalt ist das zu Hause. Am 1. Mai schaltete das Innenministerium im
"Kurier" auf Seite 5 folgende Anzeige: "Auch zu Hause gelten die Gesetze!
Sollten Sie Opfer von häuslicher Gewalt werden, suchen Sie sich einen
sicheren Ort in der Wohnung" Und außerdem steht da, dass frau dann doch eine
Notrufnummer wählen solle.

Was nicht dort steht, aber klar transportiert wird: In Corona-Zeiten bitte
nicht einfach auf die Straße laufen!

Wissenschaftliche Erkenntnisse belegen empirisch unzweideutig, dass Menschen
im Falle einer Gefahrensituation drei abrufbare Programme gespeichert haben:
Angriff, Flucht oder Starre, wobei Starre die am wenigsten hilfreiche
Strategie darstellt. Angriff bedingt Überlegenheit, Flucht rettet bei Gefahr
dem Opfer das Leben. Flucht bedeutet, sich aus der Gefahrenzone zu begeben.
Auf Deutsch: laufen, rennen, raus. Nicht umsonst wird bei Feuerschutzübungen
richtiges Verhalten im Brandfall trainiert. Nicht umsonst gibt es
Fluchtwege. Diese bezeichnen aber nicht den Weg in das Feuer, sondern den
Weg raus aus dem Feuer. Das Innenministerium differenziert zwischen
Feuergefahr und Gefahr, die von männlichen Gewalttätern droht. Wenn häusliche
Gewalt droht, so die Empfehlung, soll das Opfer am Ort der drohenden Gewalt
verharren.

Jetzt frage ich mich ernsthaft, welch krankes Gehirn sich das ausgedacht
hat. Ich nehme jetzt einmal an, ich wäre das Gewaltopfer. Der mich
bedrohende Mann zeigt mir seine Gewaltbereitschaft. Ich will mich schützen.
Ich will weg. Das ist mein erster Instinkt. Ich befinde mich in einer
Wohnung mit dem Mann, der mich verletzen will. Das Innenministerium
empfiehlt mir, mir einen sicheren Ort in der Wohnung zu suchen, die zu
diesem Zeitpunkt wie ein Gefängnis auf mich wirken muss. Wohin soll ich? Wie
sicher bin ich, wenn ich mich unter einem Tisch verkrieche, wie sicher bin
ich, wenn ich mich unter einer Bettdecke verstecke, wie sicher bin ich, wenn
ich mich in einem Kleiderschrank verstecke, im Bad, unter der Dusche oder in
irgendeiner Ecke? Ich bin in der Wohnung nirgendwo sicher. Und ich werde in
einer solchen Situation wahrscheinlich kein Handy mithaben.

Wenn ich der Gewaltsituation entrinnen will, ist die einzige Chance die ich
habe, nach draussen zu gelangen. Mein Fluchtweg führt mich in Richtung
Wohnungs- und Haustür. Dort kann ich laufen, nach Hilfe schreien und hoffen,
davonzukommen.

Ich will nicht sagen, dass Leute, die vom Staat, vom Innenministerium dafür
bezahlt werden, Frauen vor Gewalt zu schützen und Programme ausarbeiten, um
häusliche Gewalt einzudämmen, abartige Gedanken haben, wenn sie solche
Empfehlungen publizieren. Ich möchte nur zu bedenken geben, dass ich solche
Tipps für grob fahrlässig halte und darauf hoffe, dass keine einzige Frau so
blöd sein wird, so ein Inserat ernst zu nehmen. Der Schaden, der entsteht,
ist aber enorm. Ginge es nur darum, diese Empfehlung zu kritisieren, wäre
das allein schon einen Artikel in der akin wert. Fakt ist weiters, dass alle
Organisationen und Institutionen, die Frauen unterstützen möchten, um aus
Gewaltsituationen ausbrechen zu können, letztlich mit Behörden
zusammenarbeiten (müssen). Wenn es betroffene Frauen endlich schaffen, sich
an eine Beratungs- und Betreuungseinrichtung zu wenden, wird dort Vertrauen
aufgebaut. Es geht darum, Zuversicht als ersten Schritt zu vermitteln.
Beratungseinrichtungen arbeiten mit genau den Ansprechpartnern zusammen,
deren Telefonnummern nun in einem Inserat aufgeführt werden, welches
den Verbleib am Ort der Gewalt empfiehlt. Das ist ein Vertrauensbruch den
Gewaltschutz- und Gewaltpräventionsstellen gegenüber, und ein
Vertrauensbruch den ohnehin gequälten Frauen gegenüber.

Mit diesem Inserat werden Frauen doppelt veropfert. Jetzt fehlt als nächster
Schritt nur noch ein Appell an gewaltbereite Männer, da Männerbüros und
ähnliche Organisationen, die gewaltbereiten Männern helfen wollen, momentan
nicht zur Verfügung stehen, andere Wege zu finden, um einen Ausweg aus ihrer
Situation zu finden, so dass diese nicht gleich zuschlagen, sondern sich in
ihrer Wohnung einen sicheren Ort zu suchen, der sie dazu bringt, nicht auf
ihre Frau loszuschlagen.

*rosalia krenn*



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