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  akin-Pressedienst.
  Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 11. März 2020; 22:38
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  Zum Geleit:
  
  > Corona, die Regierung und die Leute, die wirklich arbeiten
  
  Man kommt ja aus dem Staunen nicht heraus: Da gibt es eine -- vielleicht
  übertriebene, vielleicht auch nicht übertriebene -- Panik wegen eines Virus.
  Da sollte man meinen, daß ständig der Geseundheitsminister interviewt wird.
  Nein, wenn der einmal öffentlich auftritt, tut er das hinter einem Schild,
  auf dem steht: "Bundesministerium für Inneres" und falls jemand Fragen an
  ihn hat, beantwortet die der Bundeskanzler. Eine hochspezialisierte Expertin
  hätten wir zu dem Thema auch im Land, nur die interviewt man eher nicht,
  weil sie halt blöderweise gleichzeitig Vorsitzende der SPÖ ist. Ins
  ORF-"Zentrum" muß man sie einladen, weil man eben irgendwen von der SPÖ
  braucht und es etwas komisch gewesen wäre, nicht Rendi-Wagner hinzusetzen.
  Dementsprechend lief das auch ab: Innen- und Sozialminister waren
  schmuseweich, weil sie sich die ganze Zeit davor fürchteten, daß die
  SPÖ-Vorsitzende sie aufblatteln könnte, da sie die Einzige in der Runde war,
  die wußte, wovon sie redet. Aber sonst blendet man sie aus und interviewt
  stattdessen wiedermal den Gesalbten in einer ZiB-Sondersendung.
  
  Generell hat man den Eindruck, daß viele Regierungen eigentlich recht froh
  über dieses Virus sind. Die französische Regierung kann endlich der Proteste
  in den Straßen von Paris und anderen Großstädten Herr werden, weil
  öffentliche Versammlungen verboten sind. Auch "Bibi" in Israel kann
  entsprechende Maßnahmen ergreifen -- in seiner Situation wohl nicht
  unerwünscht. Italiens Regierung ist sowieso recht instabil und in Österreich
  ist angesichts der heftigen Proteste gegen die Flüchtlingspolitik des
  Gesalbten auch recht hilfreich, Versammlungen mit über 500 Personen im
  Freien zu untersagen. Daß das definitiv auch Demos betreffen könnte, war
  zwar bis Dienstag abend nicht zu hören, wird aber wohl in der Praxis bald
  Faktum sein.
  
  Der Nationalrat soll laut jüngsten Aussagen auch weiterhin tagen können,
  auch wenn er eine an sich nicht statthafte Indoor-Versammlung mit über
  hundert Personen ist -- der Verdacht drängt sich auf, daß das nur solange
  der Fall sein wird, wie Nationalratssitzungen nicht wirklich unangenehm für
  die Regierung werden.
  
  Die öffentlichen Proteste der Beschäftigten im Sozialbereich wurden indes
  schon abgesagt. Hackeln werden diese Menschen, die zumeist an Dienststellen
  arbeiten, wo die Ansteckungsgefahr extrem hoch ist, natürlich schon müssen.
  Geredet wird aber hauptsächlich über die Frage, ob Arbeitnehmer in
  Heimarbeit geschickt werden können -- auch das ist auffällig, weil da nur
  jene Menschen gemeint sein können, die in Büros arbeiten. Wieso fällt mir da
  jetzt die Frauenministerin ein? Nun, die meinte, daß es für Mütter ein
  Problem sei, wenn sie sich aus einem Meeting wegstressen müssen, weil sie
  ihre Kinder aus dem Kindergarten abzuholen hätten. Diese Leute in gehobenen
  Positionen denken nicht einmal daran, daß der Großteil der arbeitenden
  Menschen -- seien es Männer oder Frauen -- nicht in irgendwelchen Meetings
  sitzen, sondern wirklich arbeiten. Und die haben echten Streß im Gegensatz
  zu Leuten, die ihr Leben lang immer nur in hochdotierten
  Verwaltungsangelegenheiten zu tun hatten.
  
  Die Billa-Regalschlichterin, der Bauhackler, die Kellnerin oder die Putzfrau
  können sich weder vorzeitig in Meetings entschuldigen noch können sie ihre
  Arbeit von Zuhause aus erledigen. Mein Trafikant meinte, er halte die Panik
  für übertrieben. Ja, was bleibt ihm auch anderes übrig? Diese Menschen, die
  für den Großteil der echten Wertschöpfung verantwortlich sind und ohne die
  wirklich nichts funktioniert, müssen weiterhackeln.
  
  Und da sage man mir noch einmal, es gäbe keine Klassenfrage mehr!
  
  *Bernhard Redl*
  (10.3.2020)
  
  
  
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