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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Donnerstag, 5. März 2020; 01:30
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BRD/Umwelt/Kapitalismus:

> Bayer in der Bredouille

Dem deutschen Chemiekonzern Bayer droht mitten in den US-Prozessen um das
mutmaßlich krebserregende Pestizid Glyphosat eine weitere milliardenschwere
Klagewelle. Ursache sind gravierende Schäden, die laut einem aktuellen
Urteil eines US-Gerichts durch das Unkrautvernichtungsmittel Dicamba
verursacht werden. Dicamba ist von dem von Bayer übernommenen US-Konzern
Monsanto entwickelt worden. Es richtet offenbar schwere Schäden jenseits der
Felder, auf denen es genutzt wird, an. Einem US-Farmer ist jetzt eine
Entschädigung von 265 Millionen US-Dollar zugesprochen worden; diverse
weitere Klagen sind anhängig. Dabei kämpft Bayer noch mit einer Klagewelle
wegen Gesundheitsschäden durch Glyphosat, die mittlerweile auf rund 48.600
Fälle angeschwollen ist. In drei Prozessen ist der Konzern bereits zu
millionenschweren Strafzahlungen verurteilt worden. Ungeachtet der unlängst
bekanntgegebenen Milliardengewinne im vergangenen Jahr schließen Beobachter
gravierende Einschnitte zwecks Begleichung der Glyphosat-Strafen nicht aus -
bis hin zur Veräußerung von Konzernteilen.

Die Konzernführung geht für 2020 von Mehrbelastungen aus, die im
Zusammenhang mit dem umstrittenen Monsanto-Pestizid Glyphosat stehen, das
laut unabhängigen wissenschaftlichen Studien und mehreren Gerichtsurteilen
als krebserregend gilt. Während 2019 ein erfolgreiches Jahr gewesen sei, in
dem man die Konzernziele erreicht habe, würfen die drohenden exorbitanten
Kosten der in den Vereinigten Staaten in Gang gekommenen Prozesslawine einen
"Schatten" über das laufende Jahr, hieß es seitens der US-Dependance des
deutschen Chemieriesen. Das Unternehmen rechne mit erheblichen finanziellen
Nachteilen, die ihm aufgrund der Massenklagen geschädigter Glyphosat-Kunden
erwachsen würden. Um die milliardenschweren Kosten einer etwaigen
gerichtlichen Einigung zu schultern, sind laut Bayer mehrere Optionen im
Gespräch: Man könne "externe Schulden aufzunehmen", eine Kapitalerhöhung
vornehmen oder Teile des Konzerns veräußern -- zu unvorteilhaften
Bedingungen, hieß es in einer Erklärung Ende Februar. Zudem sei die
"Reputation" des Unternehmens angesichts des anhaltenden Rechtsstreits in
Gefahr.

Im vergangenen Jahr erreichte der Leverkusener Konzern einen Umsatz von 43,5
Milliarden Euro, der aufgrund der Monsanto-Übernahme um 18,5 Prozent
gegenüber dem Vorjahr nach oben schnellte. Als Wachstumstreiber galt die
Pharmasparte, insbesondere das Geschäft mit rezeptfreien Medikamenten. Der
Gewinn vor Steuern stieg im Jahresvergleich um 28 Prozent auf 11,5
Milliarden Euro; netto summierte sich der Konzernprofit 2019 auf 4,09
Milliarden Euro. Für das laufende Jahr prognostiziert die Leitung des
Dax-Konzerns einen moderaten Anstieg des Umsatzes auf 44 bis 45 Milliarden
Euro; der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen solle auf 12,3 bis
12,6 Milliarden Euro steigen. Analysten hätten eine deutlich höhere Prognose
erwartet, hieß es in Medienberichten; dies habe die Kursverluste der
Bayer-Aktie verursacht. Das Wertpapier des Unternehmens konnte sich in den
vergangenen Monaten nur mühsam vom Kurseinbruch im Gefolge des
Glyphosat-Skandals erholen, der die Aktie auf rund 52 Euro fallen und Bayer
zu einem Übernahmekandidaten werden ließ. Derzeit pendelt der Dax-Wert, der
vor wenigen Jahren noch bei mehr als 120 Euro lag, bei rund 66 Euro.

Dicamba - das neue Glyphosat?

Indes könnten nicht nur die gesundheitlichen Folgen des Einsatzes von
Glyphosat Bayers Bilanz gefährlich werden. Das Pestizid Dicamba stelle
ebenfalls ein nicht zu unterschätzendes Risiko für den Leverkusener Konzern
dar, warnten jüngst deutsche Medien. Bayer wurde gemeinsam mit BASF von
einem Farmer aus Missouri verklagt, der seine Pfirsichernte durch den
Einsatz von Dicamba auf benachbarten Feldern beeinträchtigt sah. Das
Unkrautvernichtungsmittel lässt alle Pflanzen eingehen - mit Ausnahme
speziell gezüchteter Nutzpflanzen wie Baumwolle oder Sojabohnen, die gegen
das Gift resistent sind. Dicamba sei umstritten, da es "leicht auf
benachbarte Felder wehen und dort nicht-resistenten Pflanzen schaden" könne,
heißt es. Der betroffene US-Farmer argumentiert, der Einsatz von Dicamba auf
den Nachbarfeldern habe Teile seiner Plantage eingehen lassen. Ein
US-Gericht sprach ihm 265 Millionen US-Dollar zu. Beide Unternehmen
kündigten Berufung gegen das Urteil an.

"Reine Profitgier"

Reine Profitgier habe Bayer veranlasst, Monsanto zu übernehmen, warnte ein
Sprecher der konzernkritischen Coordination gegen Bayer-Gefahren (CBG); nun
zeigten sich die "Auswirkungen dieses rücksichtslosen Handelns auf allen
Ebenen". Neben dem Desaster rund um das Pestizid Glyphosat seien die
Massenentlassungen des Konzerns zu kritisieren, bei denen weltweit rund
12.000 Beschäftigte ihre Arbeit verlieren würden.
(German-Foreign-Policy/gek.)

Quelle mit Links: https://www.german-foreign-policy.com/news/detail/8205/


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