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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Donnerstag, 19. Dezember 2019; 12:57
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Kommentierte Presseschau:

> Die demokratische Frau Stenzel

"Es ist niemand gefährlich, es war ja auch die RAF am Anfang nicht so
gefährlich, die hat erst im späteren Verlauf zur Militanz gegriffen. Warum:
weil die kommunistischen gesellschaftsverändernden Ziele haben sich (...)
nicht durchgesetzt. (...) Ich habe Angst, dass man hier Illusionen
fördert, kann das sehr schnell zu einer Radikalisierung führen. Nicht von
allen, von manchen, und das ist gefährlich genug."

"Schon allein, wenn man sieht, wer sich in jetzt aller in Deutschland (...)
für diese Klimaziele stark macht, dazu gehört diese Barbara Höhn, eine
Alt-68igerin, ja, eine Alte, die schon bei den Castor-, fast
bürgerkriegsähnlichen, nicht ganz gewaltfreien Demonstrationen in den 60iger
Jahren dabei war, die bei der Pershing-Nachrüstungsdebatte dabei war, da
haben sie der Bundesrepublik Deutschland und den Sicherheitsinteressen der
Bundesrepublik Deutschland nicht gerade gedient, also ich bin sehr
skeptisch, die grünen Großeltern die hier sozusagen ihr Erbe an ihre Enkel
bzw. Urenkel (...) weitergeben. Ich halte das alles für sehr
hinterfragenswert."

"Nur aufgrund von Glaubenskriegen auf die Straße zu gehen, das ist mir zu
wenig, das ist auch demokratiegefährdend" (1)

Diese Sätze sind Ursula Stenzel zu verdanken, geäußert in "Fellner! Live"
auf oe24.at. Beschrieben hat die Dame damit die Klimaschutz-Proteste, für
deren Erfolg sie auch die Eltern und Lehrer mitverantwortlich macht. Das
findet die Dame nicht so gut. Wenn ich mich jetzt auf die Schulgesetzgebung
beziehe, ist es die Aufgabe der Schule bis heute, das "Wahre" und das
"Schöne" zu fördern. Was ist schöner für einen Lehrer, eine Lehrerin, als
mit jungen Erwachsenen für eine bessere Welt, für eine gesündere Umwelt
einzutreten? Damit machen sich Lehrerinnen und Lehrer ihren Schülerinnen und
Schülern gegenüber glaubwürdig. Ich kann mir auch keine Eltern vorstellen,
die ihre erwachsen werdenden Kinder nicht tatkräftig unterstützen möchten,
wenn diese für eine bessere Welt zu kämpfen bereit sind und damit
Verantwortung übernehmen möchten. Frau Stenzel sieht es nicht so gerne, dass
sich Lehrer_innen und Eltern hinter ihre heranwachsenden jungen Menschen
stellen, sie betrachtet die ganze Debatte als einen "Glaubenskrieg".

Die Dame "glaubt" nicht so ganz an eine Klimakrise, aus ihrer kleinen
Weltkugel heraus verpufft ohnehin so manches Gift im "Kosmos". Aus dieser
Perspektive heraus geht es wohl wahrlich um eine Glaubensfrage. Nur: diese
Glaubensfrage liegt als solche Generationen zurück. Als alternative
Bewegungen angetreten sind, hat man ihre Mahnungen als Träumereien
zurückgewiesen. Mittlerweile wissen wir, dass wir die Erde Stück für Stück
vergiften und mit der Rodung der Regenwälder uns einer "grüne Lunge" selbst
berauben.

Es mag einer alten Dame zugestanden werden, dass sie nichts dazugelernt hat
und phantasiert, dass auf der Erde generierte Schadstoffe ohnehin im Kosmos
ihren weiteren Weg finden werden.

Was nicht geht, was gar nicht geht, was keinen Fuß breit geht, ist, aus den
Personen, die sich an den Klimaschutzprotesten beteiligen, ein Potential für
eine neue RAF zu sehen. Soviel Geschichtswissen hat die Dame immerhin, als
dass sie weiß, dass die RAF erst nach einer gewissen Zeit zu "militanten
Mitteln" gegriffen hat, als sie gesehen hatte, dass im Rahmen der
demokratischen Verfasstheit der damaligen Bundesrepublik Deutschland ein
kommunistisches Experiment nicht umsetzbar wäre.

Frau Stenzel glaubt, dass sich aus dieser Klimaschutzbewegung heraus ein
radikaler Arm generieren wird, der der RAF ähnlich agieren wollen wird.

In diesem Zusammenhang ist uns diese große Dame, als die sie sich gerne
präsentiert, eigentlich nur eine Antwort schuldig: wieso ist sie die
Star-Rednerin auf einer Kundgebung der Identitären, die sich jenseits des
Verfassungsbogens präsentiert, wieso muss ein Harald Vilimsky krampfhaft in
der ZIB2 Armin Wolf gegenüber erklären, dass Frau Stenzel nur zufällig auf
diese Erinnerungsfeier zu den Türken-Kriegen gestoßen sei und nur zufällig
dort die Star-Rednerin gewesen ist, und wieso hat Frau Stenzel keine
Probleme mit den Identitären. Radikalität lehnt die Dame ab. Menschen, die
sich für den Klimaschutz einsetzen, sieht sie als Potential für eine neue
RAF. Für die Identitären geht sie aber schon auf die Straße. Da hält sie
auch eine Rede. Auf der Straße. Politik "auf der Straße" ist aber nur dann
"demokratiegefährdend" -- einen anderen Schluß läßt es nicht zu -, wenn sie
von links kommt.

Aus diesem Weltbild heraus muss ja jeder und jede der oder die sich einer
politischen Verantwortung stellt, die sich jenseits der Ideen einer FPÖ oder
einer identitären Philosophie verweigert, als Feind angesehen werden.

Wenn ich einen Wunsch ans Christkind hätte, würde ich mir wünschen, die Frau
Stenzel mitsamt ihren Giftstoffen in den Kosmos zu schicken. Im guten
Glauben daran, dass es dort einen Planeten gibt, der ihr Asyl gewährt.
Eventuell aus Gründen des Mitleids.
*Rosalia Krenn*


(1) Fellner! Live: Ursula Stenzel im Interview, https://youtu.be/6xl42OlMty8



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