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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Donnerstag, 5. Dezember 2019; 01:09
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Medien/Soziales/Glosse:

> Frauen als Rechenbeispiel

Mehr Ressourcen fordert Barbara Ille von der Wiener Interventionsstelle
gegen Gewalt in der Familie und beklagte am Montag in "Punkt eins" auf Ö1,
dass bei derzeitigem Personalstand im Schnitt fünfeinhalb Stunden
Betreuungszeit pro "Klientin" zur Verfügung stehen würden. Das mutet schon
zynisch an. Mehr Geld würde Gewalt gegen Frauen vermindern. So in etwa hörte
sich der Radiobeitrag an.

Mehr Geld für Gewaltschutzzentren mag die Nachbetreuung gequälter Frauen
verbessern und alternative Lebensmöglichkeiten eröffnen, vermindern werden
diese Maßnahmen Gewalt gegen Frauen nicht. Der Schutz betroffener Frauen
kann sich verbessern: dies würde letztlich die Überwindung des Patriarchats
beinhalten.

Von engagierten Frauen im Bereich des Schutzes vor häuslicher Gewalt weiß
ich, dass diese ihr Engagement nicht in Stunden pro "Klientin" aufrechnen
würden. Diese Stundenaufrechnerei klingt schwer nach Technokratie. Da wird
die Frau zum Rechenbeispiel. Damit werden Frauen in Gewaltsituationen wieder
mißbraucht. In diesem sensiblen Bereich wurden bislang noch nicht
öffentlichkeitswirksam auf dem Rücken betroffener Frauen so eiskalt mehr
Mittel eingefordert. Frauen, die Opfer häuslicher Gewalt werden, wollen kaum
ins Licht der Öffentlichkeit gezerrt werden. Vor allem wollen Opfer via
Medien nicht hören, dass ihnen mangels Geld nur fünf Stunden Betreuungszeit
zur Verfügung stehen würden. Die Profi-Sozialarbeiterinnen würde ja gerne
mehr Zeit hergeben, aber leider fehle das Geld dafür. So traurig wie wahr
stünden nun mal nicht mehr als 5 Stunden Zeit für eine gequälte Frau zu
Verfügung.

Das ist ein Schlag ins Gesicht für jede Frau, der es gelingt, Hilfe zu
suchen. Es ist auch ein Schlag ins Gesicht für all jene Sozialarbeiterinnen,
die selbstverständlich nicht auf die Uhr schauen, wenn es darum geht, einer
Frau in Not aus ihrem Teufelskreislauf zu befreien.

Gewaltschutzzentren sollen alles Geld bekommen, das sie brauchen wollen. Und
zwar ohne Diskussion. Opfer von Mißhandlung lassen sich nicht in
Beteuungsstunden und damit nicht in gezahlte Arbeit aufrechnen.

Solange wir im Patriarchat zu existieren gezwungen sind, sollte es zumindest
einen Anstand geben: dass sich Frauen, die ihre Mißhandlungen zugeben, nicht
Zahlenspielerein ausgeliefert sehen müssen, an denen errechnet wird, ob und
wieviel Geld dafür ausgegeben werden wird, ihre Lebenssituation zu
verbessern. Ja, mehr Geld aber: nicht auf den Rücken der ohnehin
geschlagenen Frauen.
*Rosalia Krenn*



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