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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 27. November 2019; 12:18
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Bildung/Medien/Demokratie:
> Heute hats der Lehrer schwer!
Gerichtet soll auch weiterhin nur über die Unterrichteten werden
Mittels einer Handy-App wurde es Schüler_innen ermöglicht, zur Abwechslung
einmal ein Urteil über ihre Lehrer_innen abzugeben. Ein Schulleiter
bezeichnete diese Vorgehensweise im Mittagsjournal von 19.11. als "Unfug".
Es wäre Unfug, Lehrer_innen mit Sternchen zu bewerten. Warum eigentlich?
Lehrer_innen machen das ihr Berufsleben lang, sie fangen mit der
Sternchenbewertung an, später gießen sie ihre oft fragwürdigen Beurteilungen
in Zahlen von 1 bis 5, knapp vor der Matura kann dies einen Messerstich für
einen Schüler, eine Schülerin bedeuten. (Schüler Gerber läßt grüßen.) Selbst
ihre Sommerferien genießend, stehlen sie Schüler_innen die Ferien, indem sie
sie mit Nachprüfungen quälen. Niemand aber sagt den Lehrer_innen ein
Versagen nach, sie müssen nicht zur Nachprüfung, wenn es ihnen ein langes
Schuljahr hindurch nicht gelungen ist, Schüler_innen etwas beizubringen.
Ja ja, da schreit der Richter auf, wenn er zum Gerichteten werden soll.
Warum fürchten sich Lehrer_innen vor Bewertungen, wo das doch Teil ihrer
Arbeitspraxis ist? Nur weil sie selbst auf dem Prüfstein stehen? Wenn das
Unfug ist, müssten dann konsequenterweise aber erst einmal die Lehrer_innen
ihre Sternchenbewertungen einstellen.
Die Lehrergewerkschaft hat eine ausnehmend gute Idee für ein
Feedbackqualitätsmanagement an Schulen. Diese soll nur freiwillig eingeführt
werden, man benötige keine Direktiven vom Ministerium. Freiwilliges
Feedbackmanagement, wäre angesagt, über das Schulen autonom entscheiden
sollen, schließlich könne man ja auch nicht alle Schulen und Schultypen über
einen Kamm scheren. Und dabei würde man auch Schüler_innen einbeziehen.
Einbeziehen bedeutet soviel wie: die Schüler_innen sind nur ein Teil der
Qualitätskontrolle, das ist ja wohl ein Witz. Und ob da die Anonymität
kritischer Schüler_innen gewährleistet werden kann, scheint hier auch in
Frage gestellt zu sein. In zahlreichen Bildungsfragen habe ich mich stets
gegen eine Standardisierung und quantitative Gleichstellung
unterschiedlicher Schultypen ausgesprochen. In diesem Fall geht es aber
lediglich um die Frage, ob Schüler_innen finden, ob sie von guten oder
schlechten Lehrer_innen unterrichtet werden. Dazu benötigt man keine
Differenzierung nach Schule oder Schultyp.
Die Studie ist nicht neu, ich bin ihr auf der Uni, am Institut für
Erziehungswissenschaften begegnet: Auf die Frage nach ihrer Motivation hat
über die Hälfte der befragten PÄDAK-Student_innen die vielen Ferien
angegeben. Das sagt wohl alles. Lehrer_innen schreien auf, weil Lernende
(die Betroffenen ihres Handelns) ihnen sagen wollen, wie gut sie ihren Beruf
ausüben. Was ist daran falsch? Eigentlich ist es ganz einfach mit dem
Prinzip von Hierarchie-Autorität-Abhängigkeit zu erklären. Untergebene,
Arbeitnehmer_innen, Kinder und junge Erwachsene werden permanent
Prüfungsverfahren unterzogen. Die Eltern, Lehrer_innen und Vorgesetzten aber
nicht. Die wehren sich. Kein Chef unterzieht sich einem Verfahren, das
seinen Mitarbeiter_innen erlaubt, ihn unter dem Strich als menschliches
Disaster zu qualifizieren. So sehen sich auch Lehrer_innen. Es hat den
Anschein, als würden sie tagtäglich gerne Kritik an Schwächeren üben wollen
ohne sich einer Kritik an ihrer Kompetenz stellen zu müssen.
Wenn Lehrer_innen, die unverhohlen Macht ausüben nur eine kleine Minderheit
von "schwarzen Schafen" wären, wäre unser Schulsystem schon längst nicht
mehr von diesen Prinzipien durchdrungen, wären alternative pädagogische
Ansätze weit über Montessori hinaus bis zu Summerhill längst Alltagspraxis
in der Regelschule. Mitunter wird heutzutage Schulschwänzen mit Geldstrafen
geahndet. Zahlen muss aber nicht der Lehrkörper, der nicht in der Lage ist,
Kindern und jungen Erwachsenen Freude am Lernen zu vermitteln, zahlen müssen
die, die keine Lust haben, eine Schulbank zu drücken, auf der sie für sich
weder Spaß noch Perspektive erkennen können. Wie wärs wenn sich Lehrer_innen
und Schüler_innen das Strafgeld fürs Schwänzen teilen müssten? Oder besser:
wie wärs, wenn es sämtliche Strafmechanismen an Schulen nicht mehr geben
dürfte? Erst wenn die mächtigen Lehrer_innen nicht mehr sanktionieren
dürfen, werden sie sich Alternativen einfallen lassen müssen. Bequem ist der
Weg zu sagen: du bekommst schlechte Noten und deine Eltern werde ich auch zu
einen Gespräch zwingen, da unterhalten wir uns über das "Problemkind".
Kinder haben ihre Probleme, aber sie sind keine, dazu müssen sie erst von
Erwachsenen gemacht werden. Bei den Problem-Machern stehen Lehrer_innen aber
ganz oben auf der Liste.
Dass es bei der Mehrzahl schwarzer Schafe viele engagierte und großartige
Lehrer_innen gibt, die sich am Wohl des Kindes orientieren, weiß ich. Aber
die würden sich auch nicht empören, wenn Schüler_innen über sie eine Meinung
abgeben. Im Gegenteil.
*rosalia krenn*
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