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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Donnerstag, 19. September 2019; 19:45
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Qualkrampf/Glosse:
> Was Korruption ist
Wien 1945. "Stunde Null". Die Stadt ist zur Hälfte ein Trümmerhaufen, das
Volk hungert, die Schieber verdienen sich goldene Nasen und die Nazis sind
plötzlich ehrbare Bürger geworden. Wer denkt da schon an Kulturförderung?
Nun, Viktor Matejka, der erste Wiener Kulturstadtrat in der Zweiten Republik
war damit beauftragt. Und tatsächlich schaffte er es einen kleinen Fonds
einzurichten. In der Stadtregierung freute man sich sehr darüber (als man
den Kommunisten 1949 aus dem Stadtsenat warf, bedankte sich Bürgermeister
Körner noch einmal artig dafür), aber man wollte nicht so genau wissen,
woher das Geld für den Kulturfonds eigentlich stammte.
Jahrzehnte später schilderte Matejka in einem Interview, wie er den Fonds
dotierte: Mit Schmiergeld! Denn jene Kulturveranstalter, die sehr wohl Geld
hatten und Events für die besseren Leute organisierten, brauchten vom
Stadtrat bestimmte Genehmigungen. Und da hatte dieser ein kleines Kisterl,
wo die Kulturveranstalter brav freiwillig einzahlten. Der Wiener
Kulturförderungsfonds war geboren.
Wien 2019. Österreich ist stinkreich. Auf anderen Kontinenten schaut es aber
oft nicht so gut aus. Da fördert ein Wiener Abgeordneter mit einem Verein
Schulprojekte in Südafrika. Wo das Geld dafür herkommt, will man auch hier
anfangs nicht so genau wissen. Dann aber doch! Der Verdacht: Das Geld könnte
eine Gegenleistung für wohlwollende Interventionen für Bauprojekte in Wien
sein.
Sind die Causen Matejka und Chorherr vergleichbar? Nun, bei Christoph
Chorherr ist noch nichts erwiesen. Und was 1945 retrospektiv betrachtet sehr
in Ordnung war, ist vielleicht 2019 nicht mehr ganz so koscher. Daß Chorherr
nach Ende seines Mandats jetzt in der Baubranche tätig ist, ist auch nicht
gerade hilfreich bei der Optik.
Nur: Wenn sich darüber ausgerechnet Parteien echauffieren, die
erwiesenermaßen regelmäßig großzügige Spenden erhalten -- und manche von
ihnen nach dem Endbericht des letzten Eurofighter-Ausschusses noch einen
gewissen Erklärungsbedarf für seltsame Geldflüsse haben -- und dieses Geld
definitiv nicht sozialen Zwecken zufließt, wirds ein wenig skurril.
-br-
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