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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 11. September 2019; 22:52
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Wahl/Glosse:

> Nie war es so sinnlos wie heute

Wozu gehen wir eigentlich noch zur Wahl?

Ivo Hajnal hat ja irgendwo recht. Der Spitzenkandidat des KPÖ-Bündnisses
meinte bei der Wahlpräsentation am Volksstimmefest, nur eine Stimme für die
etablierten Parteien wäre eine "verlorene Stimme", nicht hingegen eine für
die KPÖ. Naja, was soll er auch sonst sagen? Die Chancen für die KPÖ oder
auch den Wandel, über 4% zu kommen, sind ja eher gering. Daß zwei linke
Listen bundesweit (und die SLP in OÖ) kandidieren, die es wiedermal nicht
geschafft haben, sich zu vereinen, ist ja ein besonderes Schmankerl. Aber es
ist eh egal -- in den Nationalrat gekommen wären sie so und so nicht.

Dennoch: Eine Stimme für KPÖ oder Wandel erscheint auch nicht mehr als
verlorene Stimme als für alle anderen Kandidaturen. Weil es einzig darum zu
gehen scheint, wer bei dieser Wahl die beste Position erringt, um den
Gesalbten wieder zum Kanzler zu machen. Dieser hingegen redet ständig Stuß,
erfindet wüste Verschwörungstheorien und läßt sich auch durch immer neue
Spendenskandale nicht "anpatzen". Seine Gloriole sitzt so fest wie seine
Krawatte, weil seine Anhänger derart das sind, was Christiane Hörbiger der
SPÖ-Vorsitzendenden nachsagt. Der Gesalbte absolviert seine Bergpredigten im
Burgenland und läßt in Ried seinen heiligen Namen skandieren. Dazu kommt
dann noch eine autorisierte schwülstige Biographie, deren Leseproben dieser
Tage bei vielen Menschen für schwere Zwerchfellerschütterungen gesorgt
haben. (s.a. WWWebtip in dieser Ausgabe)

Bei einer derart peinlichen Performance müßte eigentlich die ÖVP um den
Wiedereinzug in den Nationalrat zittern -- beim real existierenden Wahlvolk
allerdings ist zu befürchten, daß der Gesalbte eher mit seiner Bitte um die
absolute Mehrheit Gehör findet, anstatt die katastrophale Abfuhr zu
erhalten, die er verdient. Denn Peinlichkeit ist heutzutage ein politisches
Asset -- das wissen wir spätestens seit Trump und Johnson. Man muß sie nur
bombastisch zu zelebrieren wissen.

Es geht also nur darum, wer den Thron für den Politmozart bereitstellen mag.
Die FPÖ macht sowieso ständig klar, daß sie wieder mit dem Gesalbten
koalieren will. Hofer hat jetzt schon verkündet, sogar auf das
Innenministerium und Kickl in irgendeinem Ministeramt verzichten zu wollen.
Keine der anderen relevanten Parteien schließt eine Koalition mit dem
Alt-Jung-Kanzler definitiv aus. Die Distanzierungen scheinen eher dem
Wahlkampf geschuldet und schauen dann auch so aus: "Mit dieser türkisen
Schnöseltruppe streben wir keine Koalitionsregierung an. Das geht nicht.
Aber die Hoffnung stirbt zuletzt und es nie zu spät zur Umkehr - vielleicht
auch für dieses Ensemble." So verbreiten es die Grünen mit der Stimme ihres
Spitzenkandidaten. Die NEOS schummeln ihre Vorstellung von 2017 einer
Dreierkoalition mit Grün und Türkis erneut immer wieder dezent in die Medien
(siehe Sommerrückblick). Und die SPÖ verkündet sowieso seit Jahr und Tag,
daß das Regieren Teil ihrer "politischen DNA" sei und nicht die Opposition.

Der wirkliche Wahlkampf wird also erst am 30.September beginnen. Da werden
dann die Parteien, die rein rechnerisch für eine Koalition in Frage kommen,
um eine einzige Stimme buhlen -- nämlich um die des Gesalbten. Der wird dann
entscheiden, wer zu seiner Rechten sitzen darf. Und es wird wohl die Partei
sein, die am Billigsten ihre Haut am Koalitionsmarkt feilbietet.

Und alle, die nicht ÖVP gewählt haben, werden sich danach giften und ihre
Stimme für eine verlorene halten. Das ist ja auch der Grund, warum der
Heiligmäßige die Wahl gewinnt -- weil fast alle lieber den Gewinner wählen
als sich den Verlierern zurechnen zu lassen.

Österreich feierte letztes Jahr ein Jahrhundert Republik. Und das ist nach
101 Jahren dabei rausgekommen!?
*Bernhard Redl*



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